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Dammich Düddelkrom und platte Wortakrobatik

17. März 2015

Am siebten Tag des PLATTart-Festivals bekommt die Exerzierhalle am Pferdemarkt in Oldenburg hohen Besuch: Der „NDR 1 Poetry Slam op platt“ kommt, oder: routinierte SlammerInnen treten gegen gegen NDR-AutorInnen an. Wer die Nase vorn behielt, erfahrt ihr bei KROSSE.

„Bi us tohus do hängt kien Schild mit ‚Wi snackt platt‘“, donnert Sven Kamin durch die Exerzierhalle, die für diesen Abend zu einer Slammerbühne umfunktioniert wurde. Kamin, Journalist und amtierender niedersächsisch-bremischer Landesmeister, brachte sich das Plattdeutsche erst vor einigen Jahren selbst bei und tritt heute mit vier weiteren SlammerInnen gegen drei AutorInnen vom NDR an. Da ist zum Beispiel die Dittmarscherin Bärbel Wolfmeier, Finalistin beim hochdeutschen schleswig-holsteinischen Landeswettbewerb 2014 und Jan Ladiges, Landschaftsgärtner und Slamgewinner des Ohnsorg-Theaters 2013. Außerdem mit von der Partie: Helge Albrechts, der bereits bei der PLATTgold-Gala sein Können zur Schau gestellt hat und Gerrit Hoß, Sänger, Musiker und heute zum ersten Mal als Slammer auf der Bühne.

Bekannte Stimmen aus Funk und der beliebten Reihe „Hör mal n beten to“ bilden das Team des NDR: Ilka Brüggemann, Gerd Spiekermann und Buchautorin Ines Barber. Da die plattdeutsche Welt klein ist und die bekannten SlammerInnen so dort schnell bekannt und selbst „radioaktiv“ werden, ist die Unterscheidung SlammerIn und NDR-AutorIn nicht mehr wirklich haltbar und wird immer geringer.

Oden ans Schiethus in sechs Minuten

Ernst Christ, ebenfalls vom NDR, bewahrt den Überblick und sorgt für die kompetente Moderation des Abends. Im Publikum kommen heute alle zusammen – diejenigen, die zum ersten Mal auf einer plattdeutschen Veranstaltung sind sowie jene, für die der Poetry Slam Neuland ist. Die Slamregeln folgen der typischen Poetrycouleur: Vortrag frei oder vorgelesen, sechs Minuten Zeit, Musik ist verboten und Applaus entscheidet. Wenn der Applaus einmal nicht entscheidend ist, kommen die fünf JurorInnen aus dem Publikum ins Spiel.

Die Zuschauer bekommen Geschichten aus dem Alltag serviert, die durch Inhalt oder Form einen poetischen Touch bekommen. Da ist der „Stripper“, der beim Renovieren für Aufregung sorgt oder wirres Haar, „dat so licht as dat will“. Liebesbriefe an den eigenen Namen oder ans „Schiethus“ treffen den Wahnsinn an der Lidlkasse und kulturelle Momente auf dem Gästeklo. Bei der Themenvielfalt kann nicht von einer Selbstreferenz der plattdeutschen Sprache gesprochen werden, die ihr oft vorgeworfen wird: es geht eben nicht immer nur um Plattdeutsch, Bauern, Deiche und Dörfer. Platt kann auch anders.

Sinnieren über das Sinnieren

So sinniert zum Beispiel Landschaftsgärtner Jan über den winzigen Augenblick zwischen Vergangenheit und Zukunft. Der erfahrene Slammer Sven wettert gegen unsere Jasager-Mentalität und ruft dazu auf, auch einmal zu einem Nein zu stehen – ihm „wart cold“ bei den unzähligen sozialen Unterschieden. Mit dem richtigen Mix aus Ernst, plattem Humor, klugen und artistischen Texten und Bühnenpräsenz gewinnt Sven das Publikum und den Sieg klar für sich. Mit dem Text, der ihn vor vielen Jahren zum plattdeutschen Slammer gemacht hat, verabschiedet er sich von der Bühne.

Der „Wettstriet von Schrieverslüüt“ entwickelt in den zweieinhalb Stunden seinen ganz eigenen Zauber: Es ist ein Zusammentreffen von Alt und Jung, Native Speaker und Greenhorn, Dittmarscher Platt und Hamburger Mundart. Witz, Charme und Sinnlichkeit treffen Sach- und Nachdenklichkeit. Die Vielfalt und Potenziale der plattdeutschen Sprache, ihrer SprecherInnen und Gedanken, Themen und Motiven, überrascht und erstaunt. Nie kam auch nur der Eindruck auf, dass es hier um Sieg und Niederlage geht. Es ist wie bei jedem Poetry Slam – eine kunterquietschbunte Mischung aus Wortakrobatik und holprigen Reim. Und  dochist es irgendwie anders. Vielleicht besser.

 

Franziska Riedel

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