KROSSE hat Frank Sonnemann, den technischen Direktor des Theater Bremen, getroffen. Er erzählt, warum der Theatergarten zur Freiluftbühne aufgerüstet wurde, welche Stücke uns dort erwarten und wie er die vergangenen Monate im Theater erlebt hat.
Bäume rahmen die Bühne von fast allen Seiten, davor verstecken sich weiße Sitzbänke zwischen Pflanzbeeten und die Reihennummern sind auf dem Boden markiert: Das ist in den kommenden Wochen die Spielstätte des Bremer Theaters.
Seit dem 28. Mai 2021 spielt das Ensemble des Theaters wieder – wenn auch zunächst nur draußen. Dafür wurde der Theatergarten in den Wallanlagen ausgewählt, der im vergangenen Jahr schon für Konzerte der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen genutzt wurde. Bei den Planungen mussten sich die Organisatoren mit dem städtischen Umweltbetrieb absprechen. So wurde zum Beispiel entschieden, dass man nicht das gesamte Gelände mit Bauzaun abriegelt, sondern der Theatergarten weiter seinen öffentlichen Zugang behält. Für die Auftritte unter freiem Himmel bedeutet diese Entscheidung einige Herausforderungen, um die sich Frank Sonnemann, der technische Direktor des Theaters, kümmert.
Weniger ist mehr
Seit 2010 verantwortet Frank Sonnemann in Bremen die technische Umsetzung von Produktionen. Das ist meist ein längerer Prozess, an dessen Anfang ein Modell von Bühnenbilder:innen steht. Anschließend wird es auf praktische Tauglichkeit überprüft und mit Leuten aus allen Bereichen des Theaters umgesetzt. Für das Spielen draußen sind die Anforderungen andere, dort gilt es vor allem, mit wenig Technik auszukommen.
So sind auf der Bühne einige Hauptlichter angebracht, nur wenige andere werden bei jedem Auftritt zusätzlich auf- und abgebaut. Das momentan laufende Stück Istanbul ist beispielsweise ein sogenannter „Durchsteher“ erzählt Sonnemann, es gibt also keine Umbauten. Die Bühne besteht aus einem Stahlgerüst mit Zeltdach, davor hat das Team eine Bühne mit einem Gitterboden gebaut. So sollen die darunter liegenden Pflanzen weiterhin Sonne und Regen bekommen. Auch sind im Theatergarten an Spielabenden nur rund zehn Beschäftigte tätig, während es im großen Theatersaal auch mal 50 sein können.
„Meine Arbeit hört auf, wenn sich alles eingespielt hat“
Die vergangenen Monate waren für die knapp 400 Mitarbeiter:innen des Theaters nicht einfach. „Die Planung war das ernüchterndste“, erzählt Sonnemann, „nie genau wissen und hoffen…“. Viele, gerade Beschäftigte in der Technik, waren in Kurzarbeit. Schauspieler:innen haben lange Zeit überhaupt nicht auf der Bühne stehen können. Die erste gemeinsame Probe war unterdessen ein besonderer Moment: „Das gemeinsame Schauen auf die Bühne, das hat alle glücklich gemacht.“ Das Schönste während normalen Spielzeiten ist für Sonnemann persönlich die Entspannung nach einer gelungenen Premiere: „Meine Arbeit hört dann auf, wenn sich alles eingespielt hat“.
Zwei Produktionen laufen jetzt im Theatergarten – der Liederabend „Istanbul“ von Sezen Aksu und die Oper „Die Italienerin in Algier“. Erstere ist schon seit einigen Jahren in Bremen ein großer Erfolg; während die Oper erst am 12. Juni 2021 Premiere feierte. Die neue Verordnung lässt nun draußen auch mehr als die ursprünglichen erlaubten 100 Zuschauer zu, 160 passen in den Theatergarten. Bis zum 18. Juli 2021 laufen die wetterabhängigen Abende, anschließend übernimmt eine andere Theatergruppe die Örtlichkeit. Allerdings plant das Theater auch für die Innenräume wieder: am 17. Juni 2021 hat die Uraufführung „Mutter Vater Land“ im Kleinen Haus Premiere.
von Bent Holzmann