Die polnische Stadt Kraków hat viel mehr als nur klaren Schnaps zu bieten. In diesem Reisebericht verraten wir, was Ihr euch in Kraków nicht entgehen lassen dürft und selbstverständlich wo ihr die besten Pierogi findet.
Kraków ist eine Stadt mit über 700.000 Einwohnern, die mit traditioneller Architektur und einer großartigen Küche beeindruckt. Besonders für die Europäer hat Kraków sowohl kulturell, als auch historisch eine Menge zu bieten und ist deshalb ein beliebtes Touristenziel. Es war also höchste Zeit, mich selbst einmal von dem Charme der Stadt zu überzeugen!
Meine typische Urlaubsplanung
1. Ich such mir jemanden, der mir sagt wohin. In der Regel übernimmt diesen Part eine gute Freundin.
2. Ich überlasse dieser Person mit großer Freude die organisatorischen Kleinigkeiten.
3. Ich recherchiere online. Für längere Reisen darf es auch mal ein gekaufter Marco Polo-Reiseführer sein.
Für meinen diesjährigen, wohlverdienten, Wochenendtrip übernahmen gleich zwei Freundinnen alle Punkte auf der Liste. Während Luise uns einlud mit in ihr Heimatland Polen zu reisen, organisierte Sarah unsere Flüge nach Kraków, buchte uns eine wirklich schicke Airbnb-Wohnung und stellte sicher, dass wir auch alle stets die nötigen Dokumente mit uns führten. Wie eine richtige Mutti.
Von Vorteil waren nicht nur Luises Sprachkenntnisse, sondern auch, dass sie bereits fünf Monate in Kraków gelebt hatte. Einen Reiseführer kaufte ich mir nicht, stattdessen ließ ich mich von der Stadt überraschen und wurde nicht enttäuscht.
Kultviertel Kazimierz
Endlich angekommen im schönen Polen war es weniger kühl als erwartet und ich bedauerte es bereits meinen kleinen Rucksack so voll gestopft zu haben. Vom Stadtzentrum aus spazierten wir durch einen schönen Park in das Viertel Kazimierz, wo sich unsere Airbnb-Wohnung befand.
Kazimierz ist besonders bei den jungen Touristen, aber auch bei den Einheimischen, aufgrund der großzügigen Auswahl an Restaurants, Cafés und dem nächtlichen Trubel sehr beliebt. Ein Piwó (ein Bier) bekommt man in den günstigen Studentenpubs für 1,10€ und der leckere Baguettesnack Zapiekanka kostet umgerechnet zwischen 1,50€ und 4€. In den Geschäften, die lediglich für Touristen betrieben werden, kann das Bier allerdings auch mal etwas mehr kosten.
Der erste Eindruck
Unser Airbnb Host war eine junge Frau, die offensichtlich nicht selbst in dem Apartment lebte, sondern es zum reinen Vermieten betrieb. Dennoch kümmerte sie sich sehr gut um uns und so fühlten wir uns in ihren fast schon künstlerisch eingerichteten Räumen pudelwohl.
Bei einem ersten Stadtspaziergang kreuzte viel Streetart unseren Weg, welche den jugendlichen Aspekt des Viertels Kazimierz unterstrich. Die Cafés unterschieden sich nicht von denen der üblichen Hipsterfraktionen in Deutschland und natürlich gab es den ein oder anderen glutenfreien Cookie zu kaufen. Als wir uns an Polens längstem Fluss, der Weichsel, wiederfanden, erinnerte ich mich daran, dass Luise Kraków oft mit Bremen verglich, aufgrund der Flüsse die mitten durch die Städte verlaufen und bei Nacht spektakulär beleuchtet sind. Es war zwar erst tagsüber, dennoch konnte ich mir die Beleuchtung an diesem Tag bereits gut vorstellen und sollte auch noch von ihr überzeugt werden. Eine gewisse Ähnlichkeit war definitiv nicht zu übersehen, zumindest wenn man die Weichsel betrachtete.
Die Altstadt
Obwohl in Polen die Sonne schon gegen 16 Uhr unterging, ließen wir uns nicht davon abhalten die Stadt zu erkunden. In der Altstadt besuchten wir die Marienkirche, welche, wie nunmal jede große alte Kirche, geradezu pompös und beeindruckend erscheint. Alte Mythen unterstreichen ihren Charme. So erschien ein Trompetenspieler auf einem der Kirchentürme, der sein Spiel abrupt unterbrach. Dies, so erklärte Luise uns, sollte an einen Wachposten erinnern, welcher die Stadt durch sein Trompetenspiel vor einem Angriff warnen wollte, aber von einem Pfeil im Hals getroffen wurde und verstarb.
Eine weitere Geschichte handelt von zwei Brüdern die einst aufgefordert waren die Kirchtürme zu bauen. Als einer der Brüder sein Werk zuerst beendete, sah er, dass die Kirche des anderen Bruders sehr viel besser vollendet werden würde und erstach ihn vor Zorn mit einem Dolch. Diesen Dolch kann man heute noch in den Krakauer Tuchhallen, der „Sukiennice“ nebenan besichtigen.
Krakóws Geschichte
An den folgenden Abenden taten wir nichts, was andere Studenten nicht auch tun würden. Wir erforschten die Bier- und Schnapsqualitäten, aßen, bis uns die Bäuche wehtaten und liefen jede Strecke gnadenlos zu Fuß. In Kraków ist fast alles gut zu Fuß zu erreichen. Das Schindler Museum auf der anderen Seite der Weichsel war jedoch eine etwas sportlichere Unternehmung. Wir benötigten aus der Krakówer Altstadt etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde dorthin. Auf unserem Weg überquerten wir den Mittelpunkt des alten jüdischen Ghettos, auf dem leere Stühle ein emotionales Denkmal darstellen. Dieser Ort heißt ,,Plac Zgodyl“ (übersetzt: Der Platz der Ghettohelden). Hier wurden die jüdischen Bewohner Krakóws erstmals mit ihrem Hab und Gut zusammengepfercht, um dann in Konzentrationslager deportiert zu werden. Die zurückgebliebenen Möbel wirken auf mich wie ein Symbol für die fehlenden Menschen. Die Leere des riesigen Platzes verstärkt diesen Eindruck.
Das Oskar Schindler Museum ist ein höchst touristischer Ort, an dem die Geschichte von Oskar Schindler und die von ihm geretteten jüdischen Bürger Polens ausgestellt wird. Zudem wird die gesamte Zeit des sogenannten Blitzkrieges über Polen gezeigt. Der Besucher erlebt die einzelnen Abschnitte der Besetzung Polens durch die Deutsche und die Sowjetische Armee. Künstlerisch und erschreckend real könnte man die dortigen Ausstellungsbereiche beschreiben. Mal passiert man einen Gang der dunkel ist und hört dabei Maschinengeräusche und Feldbefehle auf einer fremden Sprache, ein anderes Mal erzählen einem Zeitzeugen Geschichten aus ihrem Alltag in Form von Videoinstallationen.
Gut zu wissen ist, dass täglich nur eine gewisse Anzahl an Besuchern hineingelassen werden, weil die Ausstellung durch sehr lange Flure und vergleichsweise kleine Räume führt. Deshalb lohnt es sich nicht erst kurz vor Schluss vorbeizuschauen. Wir haben zwei Stunden im Museum verbracht, hätten aber gut und gerne noch zwei weitere dort bleiben können. Das Museumsgebäude ist übrigens das ehemalige Fabrikgelände ,,Deutsche Emaillen Waren Fabrik“ und wurde von der Stadt Kraków im Jahre 2005 aufgrund seiner historischen Wichtigkeit aufgekauft.
Nachdem wir das Museum verließen, zog es uns zu einem Abschiedsessen in die Pierogarnia Pierogi Manufaktur. Ich genieße die letzte Teigtaschen mit Kartoffel-Käse Füllung und nehme mir fest vor, mir von Luise das Pierogi-Herstellen zeigen zu lassen.
Unser Kraków Wochenendtrip neigte sich dem Ende zu und ich muss zugeben, ihr habt es vermutlich bereits geahnt, Pierogi werde ich am allermeisten vermissen!
Zum Schluss noch einmal die wichtigsten Tipps für Kraków
⦁ Esst Pierogi! Und zwar hier: Pierogarnia.
⦁ Geht in das Oskar Schindler Museum!
⦁ Second Hand Shopping geht immer. Meine Empfehlung ist dieser Second Hand Shop.
⦁ Wenn Ihr am Flughafen ankommt, nehmt einen Zug in die Stadt. (Kostet umgerechnet etwa 3€)
⦁ Danke heißt: Dziekuje. Kann man ruhig mal sagen. Die Bewohner freuen sich, auch wenn fast alle einwandfrei Englisch sprechen können.
Yasmina
Bildquelle: KROSSE