Wer für die verregneten Sommertage etwas zu lachen braucht, ist bei Modern Family genau richtig. Die „Mockumentary“ über den Pritchett-Delgado-Tucker-Dunphy-Klan unterhält ihre Zuschauer bereits seit sieben Staffeln mit alltäglichem Familienwahnsinn. Leider gilt die Serie hierzulande noch als Geheimtipp.
Darum geht’s
In seiner neuen Rolle als der alternde Geschäftsmann Jay Pritchett hat Ed O’Neill alles erreicht, wovon sein Alter-Ego Al Bundy immer träumte – ein großes Haus, selbstständige Kinder und eine vollbusige Ehefrau. Natürlich ist dabei nicht alles so idyllisch, wie es scheint. Seine temperamentvolle und laute Frau Gloria brachte ihren altklugen Sohn Manny mit in die Ehe, der sich für sein Alter viel zu erwachsen verhält und dessen Herz regelmäßig für ein anderes Mädchen schlägt.
In den anderen Haushalten kämpfen Jays bereits erwachsene Kinder Mitchell und Claire mit ihren ganz eigenen Familiensorgen: Claire muss drei pubertierende Kinder und ihren trotteligen Ehemann Phil bändigen, während Mitchell und sein extrovertierter Lebenspartner Cam nach der Adoption der kleinen Lily erstmals die Freuden und Leiden der Vaterschaft kennenlernen.
Die „Mockumentary“
Was nach einem großen Durcheinander an Charakteren klingt, wird gut strukturiert und übersichtlich als „Mockumentary“ (fiktive Dokumentation) erzählt. In jeder der circa 20 minütigen Folgen begleitet der Zuschauer die Akteure aus der Perspektive eines Dokumentarfilmers, ähnlich wie man es bereits durch Serien wie „The Office“ oder „Stromberg“ kennt. Damit man das Handeln der Personen besser versteht, wird das Geschehen typisch für eine „Mockumentary“ meistens von den Erwachsenen der jeweiligen Familie in kurzen Interviewpassagen kommentiert.
3-in-1
Mit dieser Darstellung einer modernen Patchwork-Familie erschufen die Serienmacher viele facettenreiche Charaktere, die den Zuschauer auch nach mehreren Staffeln mit ihren Eigenheiten immer noch überraschen können. Zum Beispiel war der meist recht zartbesaitete und melodramatische Cam entgegen aller Klischees auf dem College ein hartgesottener Footballspieler, und die toughe Gloria hat trotz (oder gerade wegen) ihrer harten Kindheit in dem korrumpierten Kolumbien furchtbare Angst vor dem Fahrradfahren. Alle Aspekte der elf Familienmitglieder aufzuzählen, würde ein Buch wie „Phil’s Osophy“ füllen – ein Meisterwerk, in dem er seine Lebensweisheiten wie „Watch a sunrise at least once a day“ oder „Success is 1% inspiration, 98% perspiration and 2% attention to detail“ festgehalten hat.
Auch wenn es sehr viele Charaktere gibt und man als Zuschauer vielleicht ein paar Folgen braucht, bis man die Familienverhältnisse zur Gänze verstanden hat, kommt trotzdem keine Figur zu kurz. Jede hat ihre Glanzmomente und Schattenseiten, die so gut in Szene gesetzt werden, dass keine zu einseitigen Darstellungen entstehen und jeder aus der Großfamilie seine Momente im Rampenlicht bekommt.
Kleine Kritikpunkte
Frei von Kritikpunkten ist diese Serie trotz allem leider nicht, beispielsweise durften Mitchell und Cam vor allem in den früheren Staffeln ihre Homosexualität bloß eher verhalten ausleben und kaum Zärtlichkeiten austauschen. Außerdem endet beinahe jede Folge mit dem von Amerikanern gerne gesehenen „Feel Good“- Finale und einem heilen Familienbild, was aber zum Tonus von Modern Family passt und deshalb nicht stört.
Fazit
Modern Family ist eine Sitcom mit viel Herz und Humor, die für jede Lebenslage etwas zu bieten hat, sei es als Erheiterung für zwischendurch oder zum nächtelangen Binge-Watching mit anderen.
Lisa Henn