Wer jeden Tag mehrere Stunden am Schreibtisch sitzt – ein Schicksal das seit der Umstellung auf Bachelor und Master auch viele Studenten ereilt hat – braucht in der Regel einen körperlichen Ausgleich, um sich wirklich wohl zu fühlen. Wer dann auch noch das Bedürfnis nach Sicherheit verspürt (wenn selbst die Polizei diese Techniken anwendet, müssen sie ja wohl funktionieren), ohne sich gleichzeitig sorgen zu müssen, man sei zu schwach oder zu unsportlich, der ist vielleicht beim Modern Arnis genau richtig.
Der Bremer an sich nennt seine Heimat liebevoll „ein Dorf mit Straßenbahn“ und tatsächlich hat diese Stadt ab und an etwas dörfliches, wenn man beim Einkaufen immer wieder unabsichtlich Freunden und Bekannten über den Weg läuft. Nichtsdestotrotz ist Bremen eine Großstadt und das merkt jeder, der sich mit dem vielfältigen Programm auseinander setzt, das in diesem sogenannten „Dorf mit Straßenbahn“ angeboten wird – sei es kulturell oder sportlich. Sogar exotische Sportarten finden hier begeisterte Anhänger: Eine davon ist Modern Arnis, eine philippinische Kampfsportart, die in ihrer neuen Form – daher >Modern< Arnis – zu den vergleichsweise jungen Kampfkünsten gehört. Grundsätzlich basiert Arnis aber auf einer langen Tradition, dank der die philippinische Bevölkerung auf der Insel Mactan 1521 die spanischen Eroberer erfolgreich in die Flucht schlagen konnte.
Wenn die Stöcke wirbeln, sollte man an der Deckung arbeiten
Beim ersten Besuch in der Halle des TV Eiche Horn ist man zunächst überwältigt von der Rasanz der fast schon fliegenden Stöcke, die als Waffe und Schild gleichermaßen verwendet werden, und der dafür notwendigen Koordination. Schnell lernt man jedoch, der Stock ist erst der Anfang: Hände, Regenschirme, ja sogar Kugelschreiber – alles kann mit den gleichen Techniken ebenso effektiv verwendet werden. Bei Modern Arnis steht nicht die Kraft, sondern die Technik im Vordergrund: „Soviel wie nötig, so wenig wie möglich“ lautet das Prinzip der Ökonomie der Bewegung und zeigt, dass Modern Arnis auch oder vor allem deshalb zur Selbstverteidigung dient, weil sich selbst kleine, zierliche Menschen gegen große, starke Angreifer effektiv verteidigen können. Das Publikum ist entsprechend durchmischt, von etwa 19 Jahren bis Mitte 50 reicht die Altersspanne der Arnisadoren im TV Eiche Horn. „Man muss keine Sportskanone sein, um Modern Arnis zu machen“, sagt Karsten Block, der Trainer der Greenhornets, der Modern Arnis und Taekwon-Do-Gruppe des TV Eiche Horn.
Cornelia ist seit zwei Jahren dabei und findet, Modern Arnis biete von allem etwas: „Ich kann mich nach einem langen Tag am Schreibtisch richtig auspowern, bekomme ein gutes Körpergefühl und lerne dabei noch, mich mit einem Regenschirm oder Schlüssel zu wehren.“
Wer selbst gerne Modern Arnis näher kennenlernen oder ausprobieren möchte, geht bestenfalls zum (selbstverständlich kostenlosen) Probetraining, montags um 20.00 Uhr in die Schulsporthalle am Vorkampsweg.
Annika Mahr