Für ein Jahr nach Australien – diesen Wunsch hegen heutzutage viele Schüler und Studenten. Sina (22) hat sich nach dem Abitur 2011 auf den Weg nach Down Under gemacht und dort ihre neue Heimat gefunden. Inzwischen hat sie zwei Jahre dort verbracht und bereitet gerade ihren nächsten dauerhaften Aufenthalt vor.
Ich treffe Sina im verregneten Norddeutschland. Man sieht ihr die Bräune von der australischen Sonne noch an, und hier und da rutschen ihr englische Wörter heraus, was nach zwei Jahren im Ausland nicht überraschend ist. Sie erzählt, dass es sich ein wenig seltsam anfühlt, wieder in Deutschland zu sein, und sie vermisst das australische Wetter. In unserem Gespräch berichtet sie viel von ihrer Reise und von dem, was sie erlebt hat, und sie gibt auch ein paar Ratschläge für Leute, deren Start in das Abenteuer Down Under noch bevorsteht.
Australien hat Sina schon immer fasziniert. Deshalb beschloss sie, nach dem Abitur für ein Jahr dort Work and Travel zu machen, auch in der Hoffnung, dass es ihr bei der beruflichen Orientierung von Nutzen sein könnte. Die Organisation „TravelWorks“ half ihr in Deutschland bei der Vorbereitung und bei den ersten Schritten nach ihrer Ankunft in Perth. Zumindest für einen Transport vom Flughafen in die Stadt und für ein Bett in einem Hostel war gesorgt. Danach zog sich „TravelWorks“ relativ schnell zurück und Sina war als Work-and-Traveller auf sich alleine gestellt. Weil man „in den großen Städten nicht so viel Arbeit findet, habe ich erstmal auf Farmen angefangen“, erzählt Sina. „TravelWorks“ hatte ihr ein Buch gegeben, in dem viele mögliche Arbeitgeber verzeichnet waren, und so fand sie recht schnell eine Farm, auf der sie gegen Kost und Logis arbeiten konnte. Das Work and Travel Jahr auf diese Weise zu starten, kann sie nur jedem empfehlen, „denn so kann man am Anfang viel Geld einsparen und hat Zeit, um sich zu orientieren und sich an die Sprache zu gewöhnen.“ Außerdem kann man in Ruhe seine Reiseroute planen.
Für Sina ging es die Westküste hinauf bis nach Broome. Sie bereiste in ihrem ersten Jahr aber auch einige Städte im Osten wie Brisbane oder Sydney, und sie verbrachte sogar ein
paar Tage in Neuseeland und auf Bali. Während ihres zweiten Jahrs hielt sie sich fast ausschließlich in Ravensthorpe auf, einem kleinen Ort im Südwesten Australiens. Hier hat Sina ihre neue Heimat gefunden, was nicht zuletzt an ihrem Freund Bradley liegt. Durch ihre Arbeit in einem Hotel und einem Café hat Sina so gut wie jeden aus dem Städtchen kennengelernt und fühlt sich dort pudelwohl, weshalb sie auch plant, in Ravensthorpe sesshaft zu werden und sich eines Tages ein Haus zu kaufen. Da es in Australien Hochschulen nur in den größeren Städten gibt und diese teilweise sehr weit entfernt sind, möchte sie sich über Onlinekurse weiterbilden und so neben der Arbeit einen Abschluss erlangen. Damit dies möglich ist, muss Sina allerdings noch einige Hürden überwinden, denn nach Australien auszuwandern, wird ihr von den Behörden nicht leicht gemacht.
Für das angestrebte Partnership-Visum muss Sina mehrere Ordner voll mit Beweisen
für die Beziehung mit Bradley sammeln, was von gemeinsamen Konten bis hin zu Fotos von Aktivitäten geht. Außerdem müssen ein paar medizinische Untersuchungen durchgeführt und mehrere Tausend australische Dollar bezahlt werden, bis sie eine Chance bekommt, dauerhaft in Down Under bleiben zu dürfen. Doch davon lässt sie sich nicht entmutigen. Bereits nach einem halben Jahr in Australien wusste sie, dass sie für möglichst lange Zeit dort leben möchte, und ein paar Monate später hatte sie es auch ihrer Familie gebeichtet.
An die Reaktion ihrer Mutter erinnert sich Sina noch gut. „Es wäre ihr lieber, wenn ich
hier bleiben würde, aber sie möchte, dass ich glücklich bin. Und wenn das nur in Australien geht, ist das eben so.“ Sowohl ihre Familie als auch ihre Freunde unterstützen sie bei ihren Plänen voll und ganz.
Allgemeine Tipps und Empfehlungen
Ein Tipp für alle, die nach Australien reisen, ist die Wäscheleine im Gepäck. So banal es auch klingen mag, eine Wäscheleine hat Sina ziemlich geholfen. Es gibt in den Hostels aufgrund der hohen Temperaturen keine Trockner; da man aber möglichst leicht reisen sollte, also ohne allzu viel Gepäck, ist man auf häufiges Waschen angewiesen und mithilfe der Wäscheleine kann man seine Klamotten trotzdem trocknen.
Außerdem sei es sinnvoller, das Jahr im Westen zu starten. Die Ostküste ist geradezu überlaufen, weil dort viele Work-and-Traveller ihre Reise beginnen und man deshalb dort kaum Arbeit findet. In den ländlicheren Regionen an der Westküste fällt die Jobsuche deutlich leichter und nach Sinas Meinung ist diese auch schöner als die andere Seite Australiens. Ein Ort, dem man dort unbedingt einen Besuch abstatten sollte, sei der Lucky Bay bei Esperance im Nationalpark im Südwesten, der zu Australiens schönsten Sandstränden gehört. Außerdem sei das Ningaloo Reef an der Westküste sehr zu empfehlen und soll für Taucher interessanter sein als das Great Barrier Reef auf der anderen Seite.
Einer der besten Reisemonate sei der März, weil es dann nicht zu heiß ist. Um teure Hostels zu vermeiden, sollte man so viel wie möglich campen, was auch gleichzeitig eine gute Erfahrung ist. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass am nächsten Morgen plötzlich ein Känguru neben dem Zelt steht und einen neugierig beäugt.
Sinas letzte Empfehlung ist, sich eine kleine Reiseapotheke zuzulegen. Gerade in den
ländlicheren Gegenden kann es vorkommen, dass Ärzte kilometerweit entfernt sind, und dann möchte man nicht unbedingt wegen jeder Kleinigkeit den langen Weg auf sich nehmen.
Wo auch immer ihr Weg sie letztendlich hinführen wird, ich wünsche Sina alles Gute und viel Erfolg bei der Beantragung für ein dauerhaftes Visum und für ihre Zukunft in Ravensthorpe.
Lisa Henn