„Witzig oder nicht witzig? – Die einzig relevante Einteilung der Postmoderne.“ Glaubt man Marc-Uwe Kling, genauer dem Känguru, dann ist dies der Maßstab aller Dinge unserer Zeit. Und liest man sein neues Buch „Die Känguru-Offenbarung“, dann weiß man definitiv: witzig!
„Wer mit einem Känguru befreundet ist, hat wahrscheinlich auch eine Giraffe als Nachbarn. Oder wars ein Pinguin? – Oscar Wilde.“ In diesem ersten Zitat aus den Känguru-Chroniken stecken viele Wahrheiten über die von Marc-Uwe Kling verfasste Trilogie: Ein überaus kommunikatives und kommunistisches Känguru, ein Pinguin als Kontrahent und jede Menge unkorrekt zugeordnete Zitate – es geschieht viel in dem Leben des Kreuzberger Kleinkünstlers. Marc-Uwe lebt mit einem Känguru zusammen. Ja, mit einem Känguru. Es kann sprechen und nutzt diese Gabe unaufhörlich. Na klar, wer tut das nicht, der schon so viel erlebt hat. Wer kann schon von sich behaupten, beim Vietcong im Untergrund gekämpft zu haben, mit Mutti als Gastarbeiter in die DDR gekommen und sowohl Nirvana-Fan als auch schnapspralinensüchtig zu sein. Und so passt es gut ins Bild, dass das Känguru plötzlich vor Marc-Uwes Tür steht und dass praktisch seit diesem Tag die vorherige anarchistische Einer-WG um einen kommunistischen Genossen reicher ist. Der Alltag wird zum Abenteuer aus neuen, absonderlichen Geschäftsideen, Hänger-Tagen mit Bud Spencer und Terence Hill Filmen und dem mehr oder weniger organisierten Widerstand – natürlich gegen Staat, Kapital und das schlechte Wetter. Im Namen des vom Känguru gegründeten asozialen Netzwerks werden Anti-Terroranschläge gegen das Ministerium für Produktivität verübt, das sich mit immer neuen Slogans („Ich arbeite gern, für meinen Konzern“) gekonnt in Szene setzt. Doch Marc-Uwe und das Känguru setzen dieser Propaganda ihre falsch zugeordneten Zitate entgegen und unterstreichen dabei immer wieder ihre Witzigkeit. „Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wären sie verboten (Wladimir Putin)“ oder „Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich (Satz des Pythagoras).“
Die Offenbarung
Im März 2014 erschien nun endlich die Fortsetzung der Fortsetzung. Nach der Rückkehr des Kängurus bestreiten die beiden Protagonisten weitere Abenteuer mit noch mehr Grandeur, wie es sich für einen dritten Teil gehört. Ich rate jedoch jedem, die ersten beiden Teile (‘Die Känguru-Chroniken’, 2009 und ‘Das Känguru-Manifest’, 2011) zuerst zu lesen. Ohne diese zu kennen, bleibt einem wohl so manche Pointe verschlossen und viele Gespräche geben Rätsel auf. Des Weiteren empfehle ich die Hörbuchvarianten, denn Marc-Uwe Kling besitzt die Fähigkeit seinen Figuren markante Stimmen zu verleihen, die durchaus witzig sind und den Unterhaltungswert steigern. Der Berliner Dialekt tut da sein übriges.
Lukas Lorenz