2019 markiert das sechste Jahr nach dem Einsturz der Rana Plaza, einer Kleidungsfabrik in Bangladesch. Die Fashion Revolution Week soll an die zahlreichen Opfer erinnern – und die Leute zum Umdenken animieren.
Der Nachhaltigkeitstrend kommt in der Modeindustrie an
Hast du dich schon einmal ehrlich gefragt, wer eigentlich deine Klamotten herstellt, wie fair diese Menschen dafür bezahlt werden und unter welchen Bedingungen die Stoffe zu Klamotten verarbeitet werden? Nein? Ich ehrlich gesagt auch nicht. Dabei ist Nachhaltigkeit einer der größten Trends des 21. Jahrhunderts! Jeden Freitag gehen Schüler auf der ganzen Welt auf die Straße und demonstrieren für eine nachhaltigere und umweltschonende Politik, in den Supermärkten wird immer mehr auf Plastik verzichtet und die wiederverwendbare Trinkflasche aus Glas ist in den Kaufcharts bei Amazon ganz oben angekommen.
Ein Bereich, der in dieser ganzen Nachhaltigkeitsdebatte immer wieder zu kurz kommt, ist die nachhaltige Mode. Zugegebenermaßen: Wenn ich „nachhaltige und umweltfreundliche Mode“ höre, denke ich als erstes an weite Pluderhosen aus Hanf, bunte Muster und eher weniger stylische Westen aus Filz. Als ich mal bei meinen Freunden rumfragte, musste ich feststellen, dass auch bei ihnen nachhaltige Mode einen eher bescheidenen Ruf hat. „Zu teuer“, „zu Öko“, „zu weit von den Trends entfernt“. Dabei gibt es mittlerweile einige Firmen und Labels, die nachhaltig produzieren und dabei trotzdem bezahlbar und zeitgemäß bleiben.
Die Fashion Revolution startet – mit überraschenden Ergebnissen
Die Fashion Revolution will genau in diesem Bereich aufklären und informieren. Gegründet wurde die Organisation nach dem Einsturz der Rana Plaza am 24. April 2013, bei dem es 1138 Tote und 2500 Verletzte gab. In dem Gebäude wurde für große globale Marken produziert, bei denen wir tagtäglich einkaufen gehen. Um in der riesigen Textilindustrie endlich etwas zu verändern, wollen die Aktivisten am Business-Model, an der Materialgewinnung und -verarbeitung und an der Denkweise der Leute etwas ändern. Qualität statt Quantität steht im Vordergrund.
Da auch ich zu den Menschen gehöre, die gerne mal günstig bei H&M und Co einkaufen gehen, habe ich mich darüber schlau gemacht, wie transparent meine liebsten Marken eigentlich sind. Dazu habe ich mich mit dem Fashion Transparency Index 2019 beschäftigt. Für diesen wurden die 200 größten globalen Modemarken unter die Lupe genommen und ich sage dir gleich: Das Ergebnis wird dich in manchen Fällen überraschen.
Im Durchschnitt geben Marken bis zu 21 Prozent darüber bekannt, wo und wie sie produzieren. Darunter findet man alle möglichen Hersteller, teure und auch günstigere. Im Mittelfeld befinden sich Marken wie Jack & Jones (28%), Abercrombie & Fitch (20%), Ralph Lauren (21%), Prada (20%), Louis Vuitton (22%), Zalando (28%) und Aldi Nord/Süd (21%). Zehn Marken geben tatsächlich gar nichts (also 0%) bekannt, darunter Longchamp, Max Mara und Tom Ford. Im unteren Bereich (0-10%) findet man außerdem noch Hersteller wie Chanel (10%), Takko (10%), s. Oliver (9%), Michael Kors (7%), Pimkie (5%), Urban Outfitters (5%), Dolce und Gabbana (3%) und Versace (9%). Nur fünf Marken geben mehr als 60 Prozent bekannt: Adidas (64%), Reebook (64%, Patagonia (64%)), Esprit (62%) und ja – auch H&M (61%). Keine Marke kommt über diese Werte.
Transparenz ja – Nachhaltigkeit nein?
Aber was bedeutet das jetzt genau? Kann ich bei den letzteren genannten Marken jetzt mit gutem Gewissen einkaufen gehen? Die Antwort ist ein klares Jein. Doch zumindest veröffentlichen Marken, die über 60 Prozent Transparenz erreichen, Details zu ihrer Markenpolitik, ihren sozialen und umweltorientierten Unternehmenszielen und zu ihrer Bezahlungspolitik. Außerdem publizieren sie auch detaillierte Lieferantenlisten, Listen von Herstellern und Produzenten sowie Herstellungsfabriken und Lieferanten von Rohmaterialien wie Baumwolle, Wolle oder Viscose. Wenn du dich für weitere Daten und Statistiken zu dem Thema interessierst, kann ich dir nur empfehlen, dir den gesamten Fashion Transparency Index 2019 durchzulesen. Über einige Einträge deiner Lieblingsmarken wirst du vielleicht überrascht sein. Du hast übrigens auch die Möglichkeit, dich via Social Media bei den Influencern deines Vertrauens zu informieren. Ich kann dir da zum Beispiel dariadaria und annalaurakummer empfehlen, die mittlerweile beide ihre eigenen nachhaltigen Modelabels betreiben und dabei ein paar echt trendige Teile vorzuweisen haben. Vielleicht schaust du ja mal vorbei und schließt dich der Fashion Revolution an.
von Jule Blaase
Bildquelle: “Dhaka Savar Building Collapse” by rijans is licensed under CC BY-SA 2.0