Am 26. Oktober veröffentlichte der Stuttgarter Rapper Maeckes nach sechs Jahren sein zweites Solo-Album „Tilt“. Zusammen mit seiner Band „Die Katastrophen“ tourte er in den vergangenen Wochen durch Deutschland. Unsere Redakteurin war beim Konzert in Bremen mit am Start.
Maeckes, der unter anderem auch als Teil der Hip Hop Band die Orsons Bekanntheit erlangte, habe ich das letzte Mal als Solokünstler 2013 bei einem seiner Gitarrenkonzerte live erleben können. Damals war der Veranstaltungsort sehr klein und mit 40 Gästen bereits ausverkauft. Maeckes sang und spielte auf der Gitarre mehr schlecht als recht – aber mit Absicht, was den Abend sehr unterhaltsam machte. Dafür war dieses Mal die Location mit dem Lagerhaus größer und die Stimmung strotzte nur so vor Dynamik.
Tilt ist das Gefühl, wenn nichts mehr geht
So definiert Maeckes selbst den Titel seines Albums. Tilt wurde von Kritikern, egal ob Rap-Medium oder Feuilleton, durchweg gelobt und ist meiner Meinung nach das harmonischste und einheitlichste Werk, das Maeckes bis dato veröffentlicht hat. Seine Songs lassen sich kaum unter dem klassischen Verständnis von Hip Hop kategorisieren: Das Einzige was sich ähnelt, sind die meist gerappten und nicht gesungenen Inhalte. Die Themen sind oft kompliziert, zynisch, melancholisch oder ironisch und bringen immer wieder zum Nachdenken, aber auch zeitgleich zum Lachen, was sich in Zitaten wie „Du erklärst deiner Lethargie den Krieg, doch sie ist Pazifist.“ deutlich zeigt.
Achterbahnfahrt der Gefühle
Und genau diese Bandbreite an Emotionen konnte Maeckes zusammen mit seiner Band auch live transportieren. Bei der Akustik Version des nachdenklichen Songs „Am Ende. Des Tages. Im Glanze. Des Scheiterns.“ saß das gesamte Publikum schlagartig auf dem Boden und Minuten später fand sich die Masse beim Pogen zu meinem persönlichen Lieblingshit „Partykirche“ wieder zusammen. Auch Maeckes selbst suchte immer wieder die Nähe zum Publikum, indem er sich per Crowdsurfing über die Menschen hinweg tragen ließ, obwohl die Decke im Lagerhaus fast zu niedrig dafür war. Doch nicht nur Songs von Tilt wurden zum Besten gegeben, sondern auch ältere Songs von Maeckes wie „Graufstufenregenbogen“ und „Unperfekt“, bei dem das Publikum die Rolle des Chors mehr als ehrenhaft erfüllte. Und selbst eingefleischte Fans der Orsons kamen auf ihre Kosten und wurden dringend benötigt, als er den Song „Jetzt“ anstimmte und das Publikum textsicher die Strophen der nicht anwesenden Rapper übernahm.
Maeckes und die Katastrophen sorgten dafür, dass wirklich jeder nach dem Ende des Konzerts glücklich und vor allem verschwitzt nach Hause ging. Und wer noch eine Weile länger geblieben ist, konnte sogar ein Foto mit der Band ergattern, die sich freundlich und geduldig Zeit für alle nahm. Wer jetzt Lust bekommen haben sollte, Maeckes mal live zu erleben, sollte auf jeden Fall die kommende Festivalsaison im Auge behalten.
Weitere Informationen zu neuen Videos und Tourdaten findet ihr auf Maeckes Facebookseite.
Von Vivien Rössig