Sie heißen Meana Wild, Klara Fall oder Pina Blockada und sie sind Rollergirls. Schon an den Namen lässt sich erahnen, dass sie verdammt wenig mit dem Popsternchen Rollergirl aus den frühen 00ern zu tun haben. Die einzige Gemeinsamkeit: das Fortbewegungsmittel, der Rollschuh. Die toughen Frauen bringen einen Schuss Punk, Rock’n’Roll und Pop-Feminismus mit auf die Rollbahn. Der Sport Roller Derby entstand in den 1930er Jahren in den USA und seit einigen Jahren erfreut er sich auch in Deutschland einer immer größeren Beliebtheit.
Die Regeln
Die Spiele – genannt Bouts – die auf einer ovalen bahn (flattrack) ausgeführt werden, versprechen eine menge Action. Frauenpower meets Pogo. Auch wenn es für noch nicht eingefleischte Derby-Fans manchmal so aussehen mag, als ginge es auf dem Track hoch her, gibt es beim Roller Derby klare Regeln. Damit diese eingehalten werden, gibt es zahlreiche, geprüfte Referees (Schiedsrichter) und Non-Skating-Officials (NSOs). Das komplette Regelwerk kann bei der Women’s Flat Track Derby Assocition WFTDA nachgelesen werden. Auch in Deutschland gibt es seit 2012 eine Sportkommission, die den Spielbetrieb regelt und Bouts organisiert.
Die Bouts dauern zweimal 30 Minuten. Jede Halbzeit ist in einzelne Spielzüge, genannt Jams, von zwei Minuten eingeteilt. In dieser Zeit kann die Jammerin (mit einem Stern auf dem Helm) Punkte für ihr Team holen. Das tut sie, indem sie gegnerische Spielerinnen überholt. In der ersten Runde jedes Jams wird allerdings erst einmal die „Lead-Jammerin“ bestimmt. Dies geschieht dadurch, dass die beiden Jammerin versuchen, alle anderen Spielerinnen auf dem Track zu überholen. Insgesamt sind das pro Team fünf Spielerinnen. Zum einen die Jammerin. Zum anderen der Pivot (mit eim breiten Streifen auf dem Helm). Diese Person ist ebenfalls für das Blocken zuständig und fährt mit den anderen Blockern des Teams im Pack. Doch sie hat zusätzlich auch die Aufgabe, Spielzüge anzusagen oder über die Geschwindigkeit zu bestimmen. Diese insgesamt vier Blockerinnen helfen ihrer eigenen Jammerin beim Überholen und hindern die gegnerische Jammerin daran.
In dieser ersten Runde eines Jams gibt es noch keine Punkte. Denn in dieser wird, wie bereits oben erwähnt, die Lead Jammerin bestimmt. Die Lead Jammerin hat das Privileg, den Jam vor Ablauf der zwei Minuten durch ein Klopfen mit beiden Händen auf die Hüfte abzubrechen. Damit kann sie verhindern, dass ihre Gegnerinnen weitere Punkte sammeln.
Die Blockerinnen beider Teams versuchen das Überrunden der Jammerin natürlich mit vollem Körpereinsatz zu verhindern. Zum Beispiel mit Hüft- und Schulterchecks oder positionellem Blocken. Bei so viel Körperkontakt bleiben blaue Flecken nicht aus und Helm, Mundschutz sowie Knie-, Ellenbogen- und Handgelenkschoner sind Pflicht.
Das klingt jetzt sicher alles ziemlich kompliziert. Und wem das jetzt etwas zu viel geworden ist, guckt sich am besten einfach mal ein Bout an. Denn Roller Derby lässt sich am besten erklären, wenn es gerade gespielt wird.
Die Meatgrinders
Wer nun etwas Blut lecken möchte, sollte sich den 11. Oktober im Kalender markieren. Dann findet der nächsten Homebout der Bremer Meatgrinders gegen die Eastside Rock’n’Rollers aus Enschede statt. In der Eissporthalle Paradice in Walle gibt es dann die Gelegenhei,t sich das Spektakel einmal anzugucken. Doch Vorsicht ist geboten: In den ersten Reihen, direkt am Track, gibt es eine „Danger-Zone“ die erst ab 18 betreten werden darf. Karten für das Event gibt es ab dem 22. September im Vorverkauf bei Titus und GoBäng für 5€.
Ihren ersten Heimbout fuhren die Meatgrinders gegen die Aarhus Derby Danes im November vergangenen Jahres. Sie kassierten eine sportliche Klatsche mit 331 zu 88. Jedoch tat das der Stimmung, in der Sporthalle der Bremer Uni, keinen Abbruch. Obwohl es schön ist , zu gewinnen, geht es auch viel um das Miteinander. Die Meatgrinders zählen mittlerweile an die 40 Mitglieder. Ein bunt gemischter Haufen Frauen zwischen 18 und 40 Jahren. Nicole Kiesel a.k.a. Klara Fall ist im August schon zwei Jahre dabei. Bei einem Bout ist sie jedoch noch nicht mitgefahren, da sie den „Minimum skater skill test“ (MSST) noch nicht gemacht hat. „Der Test besteht aus einem Praxis- und einem Theorieteil und man muss ihn auch immer wieder erneuern. Wie zum Beispiel bei einem Erste-Hilfe-Kurs.“ erklärt Nicole. „Erst dann darf man auch an den Wettkämpfen teilnehmen“. Sie ist zu dem Sport über ihre Master-Arbeit mit dem Thema „Hardcore Punk“ auf Roller Derby gestoßen und war sofort Feuer und Flamme. „Am besten hat mir gefallen, dass alle so zusammenhalten und so viel Herzblut in die Sache gesteckt wird. Wir organisieren fast alles selbst und alle packen mit an!“, schwärmt sie. Trainiert wird drei- bis viermal die Woche, dazu gehört neben dem Skaten auch Kraft- und Ausdauertraining, sowie Taktik- und Regelstunden.
Um Interessierten den Einstieg zu erleichtern bieten die Bremerinnen „Recrouting Days“ an. Am besten mal auf Facebook gehen und gucken, wann es das nächste Mal losgeht. Für weitere Informationen klickt doch auch auf die Website der Meatgrinders. Egal ob im Internet oder in der Halle neben dem Track, die Bremer Meatgrinders want to meat you!
Lies Petersen