Braucht ihr noch Leseempfehlungen für den Sommer? Die KROSSE-Redaktion hat euch eine Auswahl ihrer Lieblingsbücher zusammengestellt – da ist von komisch bis tiefgründig viel dabei.
**Trigger Warnung: Suizidgedanken/gescheiterter Suizid**
Andrea: „Veronika beschließt zu sterben“ – Ein Roman von Paulo Coelho (1998)
Veronika befindet sich in ihren Zwanzigern – und möchte sterben. Nach ihrem gescheiterten Suizid wacht sie in einer psychiatrischen Anstalt auf. Diagnostiziert mit einem Herzfehler, hat sie nur noch eine Woche Lebenszeit. Ohne Rücksicht darauf, was andere von ihr denken, lebt sie im Zuge dessen zum ersten Mal ihre Träume aus, bricht Tabus, tritt aus der gesellschaftlichen Norm heraus. Sie hat Angst und ist sehr schwach – und doch hat sie sich nie lebendiger gefühlt. Auch wenn der Roman von 1998 ist, ist er zeitlos, denn Coelho verarbeitet wichtige Themen und übt dabei unterschwellig Kritik an die Gesellschaft und das Individuum. Der Roman bringt einen zum Nachdenken über die eigene Lebensweise und vermittelt die message, dass wir alle ein wenig verrückt sein dürfen und sollten.
Antonie: „Die Wahrheit über das Lügen“ von Benedict Wells
Der beliebte Autor Benedict Wells ist bekannt für seine Romane und schafft es mit seinen dichten Beschreibungen immer wieder aufs Neue den Leser:innen genaue Bilder und Vorstellungen in die Köpfe zu zeichnen. In dem Buch „Die Wahrheit über das Lügen“ lassen sich zehn Kurzgeschichten finden, welche von verschiedenen Realitäten und Lebenssituationen handeln. Die Geschichten sind kurzweilig und schaffen großartige Einsichten in den Kreativen Kopf des Autors.
Nelly: „Schöne neue Welt“ von Sally Rooney
Das Buch spinnt eine vernetzte Geschichte zwischen vier jungen Menschen, die einander nahestehen und ihre Schwierigkeiten mit Gefühlen einander austauschen. Zwischen Dublin und einen kleinen irischen Ort an der Küste sind Einsamkeit, psychische Probleme und die überwältigende Freiheit mit seinem Leben zu machen was man will zentral für die Hauptfiguren. Alles mit der Frage: „Glauben sie an eine schöne Welt?“
Leon: “Das Leben ist eins der Härtesten” von Giulia Becker
Im ersten Roman der Neo-Magazin-Royal-Autorin und Podcasterin geht es skurril zu. Vier Menschen machen sich auf einen ungewöhnlichen Roadtrip ins “Tropical Islands “– dem Vergnügungsbad nahe Berlin. Silke, Renate und Willy-Martin erfüllen damit der Seniorin Frau Goebel ihren letzten Wunsch. Im ganzen Buch lernen wir dann auch die Lebensgeschichten dieser Menschen kennen, die alle auf ihre Weise zu Außenseitern wurden. Giulia Becker gelingt es, ganz außergewöhnliche und schräge Charaktere zu zeichnen. Wer ein besonders tiefgründiges Buch erwartet, ist hier fehl am Platz. Kurzweilige Unterhaltung mit dem gewissen Etwas trifft es aber ganz gut. “Das Leben ist eins der Härtesten” von Giulia Becker ist im Rowohlt-Verlag erschienen und hat 224 Seiten.
Justus: „Der erste letzte Tag“ von Sebastian Fitzek
Der erste letzte Tag“ ist für den Autor Sebastian Fitzek ein sehr ungewöhnliches Buch. Normalerweise wird sein Name eher mit Thrillern in Verbindung gebracht. Dieses Buch ist aber definitiv kein Thriller. Die beiden Hauptcharaktere Livius und Lea werden durch ein unglückliches Schicksal zu einer gemeinsamen, gefühlt endlosen Autofahrt durch Deutschland gezwungen. Schnell wird klar: Unterschiedlicher könnten die beiden kaum sein. Dennoch kommen sie sich während der Autofahrt nähre und wagen gemeinsam ein besonderes Experiment.
Mit sehr viel Humor, Ironie aber auch mit tiefgründigen Gesprächen über das Leben und unsere Gesellschaft wird man beim Lesen von den beiden Figuren und ihrem Road-Trip in den Bann gezogen. Dabei geht es mit einer angenehmen Leichtigkeit darum, jeden Moment im Leben intensiv zu genießen und die Endlichkeit der Existenz wertzuschätzen.
Frieda: „ich denk, ich denk zu viel“
Wir zweifeln alle. Und bei(m) Zweifeln hilft das Buch “Ich denk, ich denk zu viel” von Nina Kunz. Und zwar nicht mit Tipps und Tricks, sondern “nur” mit Beistand. “Du bist nicht allein” scheint das Buch zu sagen. Aufgeteilt ist es das Buch in Essays. Alle behandeln eine andere Angst oder ein Problem, wie Selbstzweifel oder Workism. Zu Hilfe nimmt sich Kunz pro Thema ein*e Expert*innen, zum Beispiel Jean-Paul Sartre bei Panikattacken. Was am Anfang nicht zu passen scheint, ergibt schnell Sinn und noch schneller zeigt Kunz auf: “Siehst du, das haben berühmte Menschen vor dir auch schon empfunden.” Die Schweizer Kolumnistin (sogar die “des Jahres 2020”) schafft es so in kleinen, überschaubaren Portionen, Ängste, die scheinbar eine ganze junge Generation plagen, aufzuzeigen und nicht mehr so groß scheinen zu lassen. Eine absolute Empfehlung!
Verena: „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“
Alena Schröder erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte von Hannah. Die Studentin führt eine Affäre mit ihrem Doktorvater und kümmert sich um ihre knapp 100-jährige Großmutter Evelyn. Mit 27 Jahren hat Hannah immer noch das Gefühl, dass ihr Leben erst beginnen muss – bis sie ein Brief aus Israel erreicht: ihre Großmutter soll die rechtmäßige Erbin jüdischer Raubkunst sein. Blöd nur, dass diese so gar nichts davon erzählen möchte. Es beginnt eine Reise in Hannahs Vergangenheit, die sie bis in die 20er-Jahre zurückführt. Die Erzählweise des Romans, die zwischen den verschiedenen Zeiten wechselt, erzählt sowohl die Geschichte von Hannah, als auch die ihrer Urgroßmutter Senta. Auf 368 Seiten entsteht so das Bild einer Familie. Das Buch ist im dtv-Verlag erschienen und kostet 22,- in der gebundenen Ausgabe.
Die KROSSE-Redaktion wünscht euch viel Spaß beim Schmökern!
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