Wer gerne zu elektronischer Tanzmusik am Wochenende in Norddeutschland feiert wird ihn vielleicht kennen: Dennis Diers. Der 36-jährige Bremer ist schon seit über 15 Jahren im Technogeschäft und hat schon mit DJs wie z.B. Sven Väth, Richie Hawtin und Carl Cox seine Platten im Club aufgelegt. Patricia Glabischewski hat für KROSSE mit ihm gesprochen.
Patricia: Dennis wie hat alles begonnen?
Dennis: Ich war damals, im Jahre 1996 auf einer After Show Party der Reincarnation Parade (Technoparade) in Hannover. Es gab einen DJ, der sich Revel.o nannte und das, was er an den Turntables gemacht hat, war faszinierend. Er hat auf der Party circa 10.000 Leute in Ekstase versetzt. Das Bild vom DJ und dem, was er mit seiner Musik bewirken kann, hat mich regelrecht umgehauen. Da war für mich sofort klar, dass ich das auch machen muss!
Du benutzt deinen eigenen Namen und kein Pseudonym? Warum nicht?
Mal ehrlich, es geht um Musik, die man liebt. Da kann man sich auch mit seinem richtigen Namen präsentieren! In der Technoszene ist es aber auch üblich seinen eigenen Namen anzugeben.
Was war dein bester bzw. aufregendster Auftritt?
Schwierig… die waren alle irgendwie schon aufregend. Zum Beispiel die h-de-m Clubabende in Hannover, wo ich Resident von 2000 bis 2003 gewesen war. Jede Veranstaltung von ProEvent Hannover wie z.B. Orange Clubbing, Groove Boutiqe, Love and Light, Simply Delicious, Apollons Park und viele mehr. 2001 habe ich in Frankfurt bei Chris Liebings „Es ist Freitag aaabend“ Veranstaltung aufgelegt. Es war aufregend als junger DJ nach Frankfurt zu fahren und auf so einer bekannten Veranstaltung im U60311 zu spielen. Letztendlich sind aber alle Auftritte sehr aufregend.
Wo trittst Du lieber auf, im Club oder auf großen Veranstaltungen?
Ich spiele sowohl im Club als auch auf großen Veranstaltungen sehr gerne, wobei es im Club immer ein bisschen persönlicher ist.
Was hat jemand wie Du für Hobbies?
Musik ist eines meiner Hobbies. Ich bin aber auch künstlerisch tätig und male gerne. Ich kümmere mich auch gerne um meine beiden Katzen. Das Wichtigste ist aber immer noch mein fast zwei Jahre alter Sohn. Er beansprucht die meiste meiner freien Zeit.
Machst du beruflich noch etwas anderes?
Ja. Seit 2000 bin ich ausgelernter Steinsetzer und betätige mich auch da in künstlerischer Gestaltung von Höfen oder Terrassen.
Hast du eigentlich eine musikalische Ausbildung oder wie bist du zur Musik gekommen?
Ich habe keine musikalische Ausbildung. Ich mochte Musik schon von Geburt an!
Bist du gesigned, also hast du einen Plattenvertrag?
So gesehen nicht. Ich arbeite seit 12 Jahren mit ProEvent Hannover zusammen und Releases von mir sind bei Apwood Rec. (Bambule ep) oder Heroinmyhood Rec. (Suppenlöffel ep) als digital realese erschienen. Ansonsten kann man auch mal meine Musik bei Beatport checken und sich von mir überzeugen (lacht).
Wie würdest du deinen Sound selber beschreiben?
Ich würde den Sound eher Clubmusik nennen. Treibend, groovig, düster und nicht lustig. Es ist weder Schranz noch Minimal oder Techno, sondern eher eine Mischung aus diesen Genres. Meine Musik setze ich jedoch individuell ein, je nach Publikum, Club und Stimmung. Man muss auch mit dem Publikum arbeiten beziehungsweise spielen.
Im Gegensatz zu vielen anderen DJs der Neuzeit legst du jedoch immer noch mit den klassischen Vinylplatten auf. Warum? Und wie findest du CDJs?
Große und erfolgreiche Künstler, die es früher auch schon waren wie zum Beispiel Richie Hawtin, Chris Liebing und viele viele andere nehmen die einzelnen Tracks mit ihren Rechnern so auseinander, dass es wieder ein ganzes Lied ist…. Sie setzen vereinzelte Spuren von demjenigen Track und spielen mit 4 Decks. Das ist eine Kunst für sich, die man auch mal nicht eben so umsetzen kann!
Aber zurück zum Thema. Ein anderes Problem ist, dass manche Leute gar nicht dazu erwähnt sind, Geld für Musik auszugeben. Der Musikindustrie ist dem keinen Gefallen getan. Und den Künstlern und Produzenten, die viel Arbeit und Herzblut darein gesteckt haben, sowieso nicht. Viele Leute müssen davon auch leben. Safe the Vinyl!!!
Wo hast du schon überall aufgelegt? Gab es da eine Party, die besonders gut oder die beste war?
Auf vielen Partys wie zum Beispiel Köln, Frankfurt, Hannover, Bremen, Oldenburg und so weiter. Ich erinnere mich gerne an eine Party, die 2003 im damaligen Ting Club in Bremen stattgefunden hat. Andre Galluzzi, ein bekannter Dj aus dem Hause Cocoon Rec., hat an diesem Abend aufgelegt. Ich habe vor ihm gespielt und im Ting war es proppenvoll mit so einem bombastischen Flair, dass es richtig Spaß gemacht hat. Das Publikum war in Bestform und alle fühlten sich wohl. An diesem Abend waren es gefühlte 50 Grad und es tropfte von der Decke!
Was war dein witzigstes Erlebnis?
Ich wäre eher für die Frage, was war dein traurigstes Erlebnis. Ein junger Typ kam zu mir und hat mich gefragt, wie ich denn ohne Computer auflegen könnte.
Welches Lied hast du dir als erstes gekauft?
Das war 1997 Techno/Trance Musik von Detonatis. Den Liednamen weiß ich jetzt aber nicht mehr. Den Plattenschrank dafür durchzuwühlen, würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Und was ist dein jetziger Lieblingstrack?
Caytas & Patz „Are you afraid“.
Wie empfindest du derzeit die elektronische Tanzmusik Szene in Deutschland?
Die Szene hat sich mit der Zeit verändert. Es ist nicht mehr so sehr das wahre Talent eines DJs gefragt. Wie schon mal gesagt, könnte sich da theoretisch jeder hinstellen und behaupten er wäre DJ. Und wenn er dann auch noch Glück hat und die richtigen Leute kennt, ist er sogar damit erfolgreich.
Welche Tipps würdest du angehenden DJs geben?
Kauft euch Plattenspieler und Vinylscheiben!
Ibiza: Das Elektro Partymekka. Warst du schon mal dort zum Feiern oder um selbst aufzulegen?
Ich war 1999 auf der allerersten Cocoon Club Veranstaltung im Amnesia. Erst im Jahr darauf fing der Sound of the first season an, welche sich bis jetzt seit 12 Jahren etabliert hat. Papa Sven (Väth) hat’s gemacht! (lacht)
Dennis, vielen Dank für das Interview!
Patricia Glabischewski