Wer glaubt, abstruse, an abstrakte Kunst grenzende Cartoons wie „Ren und Stimpy“ oder „Rockos modernes Leben“ wären mit den 90ern ausgestorben, sollte nochmal genauer hinschauen. Denn „Rick and Morty“ trumpfen an Absurdität, künstlerischem Größenwahn und krudem Humor alles – und es ist großartig!
Seit über einem Jahr warten wir nun schon fieberhaft auf die dritte Staffel von „Rick and Morty“ und es sieht aus, als ob das Warten bald ein Ende hat. Auch wenn von offizieller Seite immer noch ein „bald™“ zu hören ist, kann man guter Hoffnung sein, bereits Ende 2016 sehen zu können, wie es mit Rick und Morty weitergeht.
Wer die Serie noch nicht kennt, für den ist jetzt also die perfekte Gelegenheit, sich eine ordentliche Ladung „Rick and Morty“ zu genehmigen, ohne dass der Cliffhanger am Ende von Staffel 2 zu lange an der eigenen Seele nagt. Aber worum geht es denn jetzt überhaupt in der Serie?
Die Story um Rick and Morty
Der geniale Wissenschaftler, exzentrische Hedonist, Alkoholiker, Nihilist und Großvater Rick Sanchez lebt seit kurzem bei seiner Tochter Beth und ihrer Familie. Beth ist eine Tierärztin, die panische Angst davor hat, von ihrem Vater, wie in ihrer Kindheit, wieder verlassen zu werden. Deswegen lässt sie, zum Leidwesen ihres Mannes Jerry, Rick seine teilweise lebensgefährlichen Experimenten gewähren. Jerry ist ein nicht besonders selbstbewusster, naiver Werbefachmann, der verzweifelt um etwas Anerkennung ringt. Summer, die ältere Tochter der Familie, ist ein typisches High-School Mädchen mit Teenager Attitüde. Schlussendlich ist da noch Morty. Der pubertierende Junge hat einiges der Naivität und Unsicherheit seines Vaters übernommen. Gleichzeitig ist er aber immer wieder der moralische Kompass bei den Abenteuern, die er mit seinem abgestumpften Großvater erlebt.
Die ganze Familie wird bei diesen Abenteuern immer wieder in die merkwürdigsten Situationen gezogen, die ihr Weltbild formen. Die ‘Nebencharaktere’ wirken simpel, aber es ist spannend mit anzusehen, wie sie sich im Laufe der Sendung entwickeln. Jeder Charakter repräsentiert eine Seite von sich, mit der man sich identifizieren kann. Das führt dann des Öfteren zu klugen Witzen, über die man beim Lachen auch mal nachdenken kann.
Die Philosophie von Rick and Morty
Neben ‘pippikacka’-Witzen, derbem psychologischen Humor und Vulgarität steckt hinter „Rick and Morty“ auch eine Philosophie. Der Kontrast zwischen dem gewöhnlichen Leben von Ricks Familie und den völlig absurden Abenteuern durch die Dimensionen, zeichnet sich ein existenzialistisches Weltbild. Wenn nichts wirklich Bedeutung hat und das Universum sich nicht für uns interessiert, warum nehmen wir uns dann so ernst? Rick begegnet diesem offenkundigen Fehlen von Sinn mit Hedonismus. Jerry jedoch, über den sich Rick immer wieder lustig macht, scheint wesentlich glücklicher. Er realisiert nicht, wie wenig Sinn seine Existenz eigentlich macht. In einer Folge wurde der beste Tag seines Lebens von einer schlechten Simulation kreiert. Die Matrix frage nach der roten oder blauen Pille. Morty steht zwischen den beiden. Im Laufe der Sendung sieht man gut, wie er langsam die Zynik seines Großvaters übernimmt. Sein Vater ist damit offensichtlich nicht einverstanden. Denn auch Mortys Noten in der Schule leiden unter seinen Abenteuern. Ein Fakt, den Rick nicht im geringsten interessiert, da er denkt, die Schule wäre ein Ort für dumme Leute.
Die Serie begegnet kontroversen Fragestellungen, im Gegensatz zu vielen anderen Werken, nicht mit einer Moralkeule, sondern mit einer herrlich erfrischenden Gleichgültigkeit und einem fingerzeigenden Auslachen all jener, die sich selbst, ihre eigenen Werte und Standpunkte viel zu ernst nehmen.
Rick & Morty bedient sich auch vieler Referenzen zu alten Sci-Fi Werken wie beispielsweise „Zurück in die Zukunft“. Hier kommt auch die Inspiration für die beiden Hauptcharaktere Rick und Morty her. Wer Fan des Genres ist, sollte sich Rick & Morty zumindest einmal angesehen haben.
Rick and Morty läuft Montag-Sonntag um 23:25 Uhr auf TNT Comedy.
Jan Alban Rathjen