Instawalks finden in Bremen zu allen möglichen Anlässen statt. Doch letzte Woche Sonntag war der Anlass ein ganz besonderer – Entdecken, fotografieren und posten für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Und es steckt noch mehr dahinter!
Was ist passiert?
Am 5. Mai kamen über 40 interessierte Menschen zusammen, um die Bremer Überseestadt mit einem Instawalk unter die Smartphone-Linse zu nehmen – ganz nach dem Motto „#Missioninklusion- Die Zukunft beginnt mit dir!“, das Motto des diesjährigen Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Seit über 20 Jahren unterstützt die Aktion Mensch diverse Aktionen um den 5. Mai herum finanziell, und rahmt den Aktionstag jedes Jahr mit einem Motto. Das Ziel: Engagement unterstützen, Aufmerksamkeit erregen und sich vor allem für eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft für Menschen mit Behinderung starkmachen. Und dieses „sich starkmachen“ kann ganz unterschiedlich aussehen, wie Bilder unter #missioninklusion auf Instagram zeigen: Demonstrationen in Heidelberg, Karlsruhe, Berlin.., ein inklusives Jugendcamp mit Workshops in Bonn, ein inklusiver Volkslauf in Achim, eine inklusive Disco in Rostock, ein inklusiver Instawalk hier in Bremen und mehr.
Bremen für ein inklusives Miteinander #miteinanderleben
Den Bremer inklusiven Instawalk organisierte der Verein Inklusive WG Bremen e.V. mit charakter.stück, unterstützt von der Aktion Mensch. In kleinen Teams, zusammengesetzt aus Menschen mit und ohne Behinderung, sammelten die TeilnehmerInnen Motive an der Promenade der Überseestadt, im Skatepark und an der Hochschule für Künste. Und überall zwischendurch eben. Ein besonderes Highlight stellte auch das Besuchen der Räumlichkeiten der inklusiven WG dar, in die im Oktober 2019 vier junge Frauen mit Behinderung und vier weitere Studierende oder Azubis einziehen sollen. Aber erst noch mal zurück an den Anfang, an die Hafenkante: Station 1- Die Tour startete mit einer kleinen Demo auf der Überseepromenade. Mit bunten Schildern, die nach „Selbstbestimmung“und „Auf Augenhöhe“ verlangen und proklamieren „Wir mögen es bunt“. Begleitet von lauten, freudigen Rufen nach „Inklusion“, „Inklusion“. Gemeinsam werden die ersten Fotos geschossen und hochgeladen. Alle unterstützen sich dabei gegenseitig. Jeder ist mal Fotograf mal Motiv. Im Sinne der Protestbewegung gestalteten an diesem Tag Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam den Tag und ihre Insta-Fotos, lernten sich kennen und hatten vor allem zusammen viel Spaß.
Selbstbestimmtes Leben #inklusivewg
Station 2- Im BlauHaus in der Ehrenfelsstraße soll sie entstehen – die erste inklusive WG in Bremen. Noch ist das Gebäude eine Baustelle, doch in wenigen Monaten soll sie das gemütliche Zuhause einer gemischten inklusiven 8er WG sein. Und die im Oktober einziehenden jungen Frauen Neele, Sarah-Lea, Rahel und Mathilda freuen sich schon auf das Zusammenleben- gemeinsam kochen, essen, Dinge unternehmen, Zeit verbringen – den Alltag eben zusammen meistern. Und das alles in der schönen Überseestadt in einer wirklich modernen, hellen Wohnung mit weitem Ausblick über die Umgebung. Die vier zukünftigen WG-Mitbewohnerinnen stellten ihre WG vor Ort selbst vor. Immer wieder betont Neele, wie wichtig das Thema „selbstbestimmt“ ist- für jede der vier Frauen. Bald begeben die vier sich auf die Suche nach ihren vier weiteren MitbewohnerInnen- also wer ab Oktober eine WG sucht- aufgepasst! „Nicht wie eine WG, sondern eine WG“ stellte Olaf, einer der Teilnehmer, im Gespräch mit Heike Mühldorfer, Organisatorin des Walks und Mitgründerin vom Verein charakter.stück, fest. Für Olaf ist der inklusive Instawalk die zweite inklusive Veranstaltung, die er besucht. Er schätzt es, wie Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Normalität erleben – eine Fahrradtour oder einen Instawalk wie diesen beispielsweise. „Weil es einfach normal ist“ und eine Behinderung in seinen Augen 2019 nicht mehr als „besonders“ und so stark vorurteilsbehaftet gelten sollte, oder gar beim Gebäudebau vergessen werden sollte.
Gemeinsam gestalten und grillen #hallonachbarn #allefarben
Station 3- Ein bisschen Action gab es dann auch noch: Im Skatepark Überseepark zeigte Skater Tom Tieste ein paar Kunststücke und lieferte gutes Material für Videobeiträge. Danach hieß es für ihn und die TeilnehmerInnen dann noch: Selfietime! Denn der Instagram-Account musste ja schließlich weiter befüllt werden. Ungefähr drei Stunden nach der Demo erreichten alle die Station 4 an der Hochschule für Künste. Bevor es ans gemeinsame Grillen und Essen ging, kreierten einige der TeilnehmerInnen noch bunte Postkarten mit Kartoffeldruck unter der Ansage #allefarben. Denn schließlich ist es bunt doch am Schönsten!
von Isabelle Duvekot
Bildquelle: Daniela Buchholz / Ahoi Fotografie