Endlich Semester-‚Ferien‘! Langsam rücken die Abgaben näher und die To-Do-Listen werden länger. Der ein oder andere Student wagt sich zum Ende der Vorlesungszeit allmählich wieder in die Bibliothek, den heiligen Ort der Produktivität. Vielleicht ist es auch Wunsch-Denken, doch noch immer kursiert der hartnäckige Mythos unter Studierenden, man könne in der Bibliothek einfach am konzentriertesten und besten arbeiten. Was in der Bib tatsächlich abgeht und welche kuriosen Gestalten euch dort über den Weg laufen, haben unsere KROSSE-Redakteurinnen für euch analysiert.
Der Flirter
Sein Jagdrevier ist die Bibliothek. Von seinem Platz aus beobachtet er genau, wer seine Beute sein könnte. Während du dich in deine Unterlagen vertiefst, versucht er tiefe Blicke und Handynummern auszutauschen. Die Suche nach Dates in Clubs oder Cafés (abgesehen von der Uni-Cafeteria) hat der Flirter aufgegeben – die Bibliothek ist seine Kontaktbörse. Aber der Erfolg gibt ihm recht… sagt er zumindest.
Miss Bibliothek
Hier und da stolziert immer wieder eine Studentin (oder immer öfter auch ein Student) dieser Sorte durch die Reihen. Die Bibliothek ist ihr Catwalk. Du hörst sie meist schon vom Weiten durch ihre klackernden Absätze. Da wird der Flirter direkt hellhörig und streckt seine Fühler aus. Bewegt sie sich in seinem Radar, dauert es nicht mehr lange, bis die ersten Blicke ausgetauscht werden.
Die Schlafmütze
Kaum hat die Schlafmütze zehn Minuten seine Augen offen gehalten, stellt sich bei ihr auch schon wieder die Müdigkeit ein. Ein kurzer Power-Nap soll angeblich helfen, zu neuer Motivation zu kommen… hat sie mal irgendwo gehört. Da kommen die Bücher als Kissenersatz gerade recht. Wer hätte gedacht, dass es sich darauf so gut liegt? Und schon ist die Schlafmütze wieder im Land der Träume. Hier und da hört man ein leises Schnarchen oder Schmatzen aber ansonsten ist sie ein echt entspannter Sitznachbar. Vielleicht ein bisschen zu entspannt…
Der nur fürs Gewissen da ist
In welchem Semester dieser Bibliothekstyp ist, weiß wohl nicht einmal er selbst so richtig. Seine Pläne beziehen sich höchstens auf die Planung des nächsten Wochenendes. Bevor er das Studium abschließt, genießt er noch etwas die Vorzüge des Studentenlebens. Daher kann die Hausarbeit in der Bibliothek auch noch etwas warten. Er besetzt seinen Platz erst mal mit ein paar Büchern und beschmierten Zetteln und verschwindet dann genau so schnell, wie er gekommen ist.
#smartphoneaddict
Gerade in der Bibliothek angekommen, verschickt der Handysüchtige auch schon den ersten Snap #learning #studentlife. Erst einmal ein Foto von einem Berg von Büchern, damit es so aussieht, als wäre man produktiv. Je komplizierter der Buchtitel desto besser. Anschließend etwas online-shoppen, denn: Wer hart arbeitet, darf sich auch mal was gönnen! Besonders häufig anzutreffen ist dieser Bibliothekstyp übrigens bei Studenten, die irgendwas mit Medien studieren.
Der Übermotivierte
Neben ihm kommt sich jeder wie der absolute Versager vor. Gerade dachtest du noch, der Bib-Tag verläuft einigermaßen produktiv, da setzt sich auch schon ein Übermotivierter neben dich und haut in die Tasten, bis der Laptop glüht. Mit starr nach vorne gerichtetem Blick verlässt der Bildschirm niemals sein Blickfeld. Er besitzt die Gabe, alles um sich herum auszublenden und insgeheim beneiden wir ihn doch wahrscheinlich alle um sein übermenschliches Konzentrationsvermögen.
Die Gang
Eine kichernde und tuschelnde Mädchengruppe betritt die Bib und alle verdrehen die Augen. Jetzt ist es aus mit der Stille und der Produktivität, denn die Gang ist eingetroffen. Die Mädels, die meist BWL, Jura oder Medien studieren, tauchen immer als Gruppe auf. Alleine in die Mensa, auf die Toilette oder zur Vorlesung? Undenkbar! Das wäre aber auch viel zu langweilig, genau wie konzentriertes Arbeiten in der Bib. Die Gang setzt sich am liebsten an den Gruppentisch, denn dort können sich die Mitglieder am besten alle paar Minuten etwas zuflüstern und die bösen Blicke der anderen gekonnt ignorieren.
Das Sensibelchen
Der konsequenteste Gegner der Gang und aller anderen Bib-Besucher, die es wagen zu reden, zu blättern oder zu atmen: Das Sensibelchen braucht absolute Stille, um sich konzentrieren zu können und verbringt die meiste Zeit damit, vernichtende Blicke auszuteilen. „Pscht!!!“ ist sein Schlachtruf und wer daraufhin nicht augenblicklich verstummt, wird von ihm gerne mal mit hochrotem Kopf angesprochen, doch bitte etwas leiser zu tippen.
Der Heimische
Wie ein typischer deutscher Touri beim Badeurlaub auf Mallorca seine Pool-Liege mit einem Handtuch reserviert, sichert sich der Heimische schon frühmorgens in Jogginghose seinen Stamm-Platz. Vielleicht übernachtet er aber auch einfach direkt in der Bib, weil es ihm hier scheinbar so gut gefällt. Dann zieht er erstmal seine Schuhe aus, macht es sich gemütlich und zückt das Wollknäul. Denn statt zu lernen, strickt der Heimische gerne in der Bib und präsentiert anschließend stolz seine Füße mit den selbstgemachten Wollsocken auf dem Tisch.
Maike Gehling & Louisa Charles
Bildquelle:Glen Noble , unsplash.com