Unter dem Motto der Ausstellung „Ikonen. Was wir Menschen anbeten“ fand der dritte Kunstrausch in der Kunsthalle Bremen statt. Wie gut Museum und Party zusammenpassen, zeigte die Veranstaltung.
In jedem Raum nur ein Ausstellungsstück – mit diesem besonderen Konzept wird in der Kunsthalle der traditionellen und heutigen Bedeutung von Ikonen und Ikonisierung nachgegangen. In unserem Artikel „Wir alle sind Ikonen – Die Kunsthalle Bremen und ihre neue Sonderausstellung“ gibt es einen ausführlichen Einblick in die Ausstellung.
Bereits um 20 Uhr öffnet die Kunsthalle ihre Pforten, um 20.30 Uhr ist das Museum schon gut gefüllt. Musikalisch beginnt der Abend mit der Band „Paloma and the Matches“. Entspannt eröffnen sie mit psychedelischem Surf Pop die Party. Die angenehmen Klänge laden zum Träumen, Mitsingen und zum Tanzen ein und schaffen die Stimmung für einen guten Abend. Die Band spielt zum Greifen nahe, direkt vor einem Gold leuchtenden Ausstellungsstück. Die Atmosphäre, die dadurch entsteht, ist ungewöhnlich schön und kann wohl nur in einem spezifisch Kunst-basierten Raum wie diesem entstehen.
Dieses Jahr ist der Titel des Kunstrauschs „Are we human? Or are we dancer?“. Das Projekt findet zum dritten Mal als Kooperation von dem Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Bremen und der Kunsthalle statt. Das „Wohnzimmer“ sowie das hauseigene „Café Sylvette“ versorgen die Gäste der Veranstaltung mit Drinks und einer Kleinigkeit zu essen.
Zwischen Kunst und Party
Beim Kunstrausch geht es jedoch nicht nur um Party. Es wird auch greifbare, erlebbare Kunst zum Selbstmachen ermöglicht. Die Besucher können das Erdgeschoss der Kunsthalle durchwandern und die Ausstellungsstücke in Ruhe begutachten. Zu verschiedenen Werken sind entsprechende Aktivitäten angeboten. So gibt es beim „Balloon Dog“ von Jeff Koons kleine, aus Luftballon geknotete Hunde, ganz nach dem Vorbild des Kunstwerkes. Bei den Imitationen des Marilyn Monroe Drucks von Andy Warhol kann ein jeder die Gelegenheit ergreifen und selbst zum/r Künstler*in werden. Klemmbretter aus Holz mit Zeichenpapier und Stift liegen bereit, sodass man die persönliche Kreativität ausleben und seine eigene Imitation des Meisterwerkes anfertigen kann. Auch für Menschen, die ihre Kreativität lieber innerhalb vorgegebener Grenzen freien Lauf lassen, gibt es die Möglichkeit in entspannter Stimmung an Gruppentischen Mandalas auszumalen. Zudem sind die zur Ausstellung gehörenden Stationen des Marken-Ratens anhand von ertastbaren Formen, markanten Gerüchen, Jingles oder Bildausschnitten sehr beliebt. Wer sich für die Ikonen Ausstellung genauer interessiert, kann an einer der Blitzführungen teilnehmen, die alle 30 Minuten stattfinden. Auch im Eingangsbereich des Museums werden die Gäste des Kunstrauschs miteingebunden. Mit Post-Its kann man an einer Wand auf die Frage „Wer oder was ist deine Ikone?“ eine Antwort dazu kleben, oder vor einer Leinwand mit dem Logo und Schriftzug der Kunsthalle Bremen Bilder schießen und Selfies knipsen.
Party in der Kunsthalle
Nach der Band „Paloma and the Matches“ geht es ebenso ikonisch weiter. Auf der Tanzfläche werden die Beine jetzt zu Melodic Techno von Paul Martin geschwungen und die Körper rhythmisch dazu bewegt. Passend zur Musik werden Visuals von Karim (Arnold) Fuad an die Wand gestrahlt. In fremdartiger Weise tanzen eine Frau und zwei Männer durch abstrakte, sich bewegende Räume, die deutlich an einige der Ausstellungsräume der Kunsthalle erinnern. Wer das Bedürfnis hat selbst zur Ikone aufzusteigen kann dies im Café Sylvette dank Karaoke und den absoluten Klassikern der letzten Jahrzehnte verwirklichen. Die Türen zur Ausstellung sind inzwischen geschlossen, die Party steht jetzt im Vordergrund. Auf der Tanzfläche feiern Jung und Alt die Musik und die Kunst und gehen trotz großem Gedränge respektvoll miteinander um. Die Tanzfläche ist brechend voll als DJ Smiles jegliche Partyhits aus jeder Zeit spielt und individuell mixt. Die Party ist im vollen Gange, alle singen emotionsgeladen zu „Killing me softly with his song“ von Fugees, als um 1.45 Uhr das Licht unerwarteterweise und gnadenlos angeschaltet wird. Das Ende der Veranstaltung wird somit eingeläutet und die Besucher kommen von der Realität der Party wieder zurück in die des Museums. Aber kein Grund zur Traurigkeit – die nächste Kunstrausch-Party folgt bestimmt.
von Simone Zahm