Nüchternheit, Freiheit und Leidenschaft sind die Schlüsselwörter, die das Atelier Liro Keramik in der Bremer Neustadt beschreiben, in dem man Töpferwaren, Skulpturen und Gemälde findet, nebst Töpferkursen für alle Niveaustufen. Im Mittelpunkt steht die Gründerin des Ateliers „Liro Keramik“, Lisa Rosemann, die aus ihrer Leidenschaft einen Beruf gemacht hat, der ihr tägliches Leben bereichert.
Die 2021 gegründete Werkstatt wird von zwei Kolleginnen und Freundinnen geteilt – seit ihrer Ausbildung in der Werkstatt von Frauke Alber in Bremen geben Lise Rosemann und Luisa Costa Kurse und stellen ihre Werke in Ausstellungen aus. Dort treffen blau getönte Zeichnungen und Gemälde aufeinander, die sowohl abstrakt als auch figurativ sind und auch figurative Skulpturen von Körpern und Gesichtern aus Ton, einem von Lisas Lieblingsmaterialien. Die Keramiken und Töpfereien folgen der gleichen künstlerischen Richtung, ein Camaïeu von hellblau, türkis und wassergrün kontrastiert mit einem gebrochenen Weiß. Im Interview erzählt Lisa von ihrer Arbeit in der Keramikwerkstatt: “Die Tage in der Keramikwerkstatt sind immer unterschiedlich, da die Herstellung von Keramik mehrere Schritte beinhaltet: Der Ton muss aufbereitet werden, dann erfolgt das Drehen an der Scheibe, das Abdrehen am nächsten Tag und gegebenenfalls das Henkeln. Die abgedrehten Stücke müssen dann ganz gut trocknen, bevor sie im Schrühbrand bei 920 Grad gebrannt werden. Anschließend werden die Stücke dann bemalt, glasiert und noch mal gebrannt, – diesmal im Glattbrand bei 1240 Grad.” Sie stellt Einzelstücke und Gebrauchskeramik aus Porzellan und Steinzeugton her. Die Stücke entstehen meist an der Töpferscheibe, teils auch Freihand. Sie stellt außerdem die Glasuren für ihre eigenen Keramiken selbst her. Die Glasuren für die Kurse sind gekauft und es gibt ein paar Grau, Blau und Grüntöne.
Die Gründerinnen sind zutiefst leidenschaftlich und drücken sich in verschiedenen Werken mit unterschiedlichen Ausprägungen aus. Ein Keramikstück wird nie dasselbe sein, und genau das ist es, was sie schätzen: das Unerwartete, das Neue, die Freiheit, die die Kunst bietet. Man wird keine zwei identischen Stücke finden. Weißes Porzellan oder auch Ton kann dabei wunderbar als Leinwand genutzt werden. „Der absolute Wille besteht darin, sich auszudrücken. Ein Geist, den sie auch den Kunden der Ateliers einhauchen möchten. Die Keramikerin Lisa unterrichtet auch auf Englisch für Touristen oder für diejenigen, die ihr Englisch auf eine neue Art und Weise verbessern möchten.
Diese Offenheit wurde durch Lisas hybriden Hintergrund geprägt. Sie studierte zunächst Malerei an der Kunstakademie in Münster, wo sie zahlreiche Zeichentechniken erlernte: „Durch mein Malereistudium habe ich immer schon viel gezeichnet und gemalt.“ Mit 31 Jahren entschied sie sich, eine Ausbildung bei Frauke Alber zu absolvieren. Der Auslöser war eine zweieinhalbjährige Reise zu verschiedenen Keramikwerkstätten in Europa, die sie dazu inspirierte, sich selbstständig zu machen. Dort lernte sie verschiedene Modelliertechniken und Stilrichtungen kennen, von denen sie sich heute in ihrer Kunst inspirieren lässt.
Wie bereits erwähnt, sind die Keramikkurse für alle Niveaus geeignet – von Anfängern bis zu Fortgeschrittenen. Zweimal pro Woche kann man das Modellieren an der Schreibe üben und sich dabei von Lisa und Luisa beraten lassen. Die Kosten für einen zweistündigen Kurs mit allen Materialien und zwei Stücken, die anschließend gebrannt werden, betragen 50 Euro. Wenn Sie in die Materie eintauchen möchten, können Sie ein Einführungswochenende mit allen grundlegenden Techniken zum Modellieren von Keramik für 150 Euro pro Person buchen – beachten Sie, dass die zusätzlichen Kilogramm an Material, die Sie verbrauchen, 15 Euro kosten. Porzellankurse kosten gleich viel, richten sich aber an erfahrenere Personen. Damit ist für alle Wünsche der potenziellen Kunden gesorgt. Man muss jedoch bereit sein, das Budget dafür aufzubringen.
Auf die Frage, ob sie die Gründung und den Weg in die Selbstständigkeit noch einmal versuchen würde, antwortet sie: „Auf jeden Fall. Immer wieder.“ Sie hat auf ihrem Weg dorthin viele bereichernde Erfahrungen gemacht, die sich in ihrer Kunst widerspiegeln. Letztendlich bereut sie nichts davon, denn ihr von Reisen durchzogener Lebensweg hat sie an diesen Lebensort mitten in Neustadt gebracht, wo sie sich nun entfalten kann und sich zu Hause fühlt. Sie sei dankbar für den Weg, den sie zurückgelegt hat und der es ihr ermöglicht hat, ihren Traum zu verwirklichen, sagt Lisa Rosemann. Sie hat einige wertvolle Tipps für diejenigen, die nun auch den Wunsch verspüren, etwas Derartiges zu unternehmen, sich aber bislang nicht trauen. Ihrer Meinung nach sind die wichtigen Dinge, an die man denken sollte, wenn man ein Atelier eröffnen möchte, folgende: „Die Lage ist natürlich wichtig, genug Platz zu haben, um ggf. Kurse geben zu können und auch einen Ausstellungsbereich zu haben“.
Für alle Interessierten gibt es hier die Kontaktdaten, um den Handwerksbetrieb kennenzulernen, eine neue Erfahrung zu machen, sich mit Lisa und Luisa auszutauschen oder sich einfach nur inspirieren zu lassen.
Von Agustina Erneta.