Wenn die Crème de la Crème der internationalen Musikbranche zusammen kommt und sich im Roundhouse in Camden Town einen Monat lang wieder alles nur um Musik dreht, dann kann nur einer dahinter stecken: iTunes. Seit 2007 veranstaltet Apples Multimediaprogramm jährlich das Festival, bei dem sich Stars wie Lady Gaga, Maroon 5 und Lenny Kravitz die Hand reichen. Und nur mit ganz viel Glück ergattert man eines der beliebten Tickets…
Wenn 30 Herbsttage lang werden…
…dann liegt es daran, dass ich mich schon morgens wieder auf das Konzert am Abend freue, aber vorher noch einen ganzen Arbeitstag vor mir habe. Und wenn ich dann voller Vorfreude am Abend meinen Laptop hochfahre und sich vor meinen Augen der Livestream aus dem Londoner Roundhouse öffnet, fühle ich mich schon fast wie Zuhause. Tatsächlich, so oft habe ich dieses Bild in den letzten dreißig Septembertagen gesehen.
Nicht ohne Grund trägt das Veranstaltungs- und Kulturzentrum den Namen „Roundhouse“ – es ist komplett rund und erinnert im nackten Zustand fast ein bisschen an eine Zirkuslocation. Seit sieben Jahren gibt es das iTunes-Festival mittlerweile, seit 2009 wird er hier jährlich ausgetragen. Nur wenige hundert Fans werden pro Konzertabend in die Halle gelassen. Um einer der Auserwählten zu werden, bedarf es sehr viel Glück, denn die Eintrittskarten werden ausschließlich verlost.
Wenn 30 Abende emotional werden…
…dann liegt das sicherlich auch an diesem überschaubaren Publikum. Auf den Aufnahmen erscheint fast der Eindruck, als könne man von der Bühne aus tatsächlich in jedes Gesicht schauen. Einer, der es beurteilen kann, ist Singer-Songwriter Paolo Nutini. „You’re looking beautiful“, ruft der Schotte, der seine charmante Seite sicherlich seinen italienischen Wurzeln zu verdanken hat, seinen Fans zu. Nicht nur für den Zuschauer ein besonderes Gefühl, seinem Star so nah zu sein, sondern auch für die Künstler ein sehr emotionales Erlebnis. Bestes Beispiel: Jessie J. Sie ist den Tränen nahe, als sie ihren Fans die rührenden Geschichten erzählt, die sich hinter Songs wie „Nobody‘s Perfect“ und „You loss I’m found“ verbergen. Und spätestens als alle Zuschauer lauthals den Refrain ihres Songs „Who you are“ mitsingen (übrigens nachdem sich ihr Schlagzeuger als groooßartiger Sänger entpuppt hat), ist sie sichtlich gerührt.
Wenn 30 Nächte kurz werden…
…dann liegt es daran, dass alle Künstler so großartige Shows darbieten, dass es eine Schande wäre, die Konzerte nicht bis zum Ende zu schauen. Naja okay, bei Mary J. Blidge bin ich eingeschlafen, aber das war nicht der Regelfall. Musikalisch haben die Künstler wahnsinnig viel zu bieten. Gregory Porter, der mit seinem souligen Bariton sicherlich zu den schönsten Stimmen des Jazz gehört, hat sich mit seinem Saxophonisten einen Musiker mit auf die Bühne geholt, der ihm mit seinen Sax-Solos fast die Show stiehlt. Doch auch „Happy“-Sänger und Produzent Pharrell Williams, US-Erfolgs-DJ Calvin Harris und Newcomer Rudimental begeistern restlos. Und nicht nur für Fans der Pop und Rock-Musik war etwas dabei. Auch klassische Künstler verewigten sich mit ihrer Show im in dem iTunes Festival 2014-Programm. So zum Beispiel die Klaviervirtuosin Kathia Buniatishvili, die in ihrem zarten, roten Spitzenkleid hinter den Tasten sitzt und mit ihrem beeindruckenden Klavierspiel dem Roundhouse eine ganz andere Atmosphäre verleiht – und das ganze Publikum in staunendes Schweigen versetzt.
Wenn mein Datenvolumen nach 30 Tagen vollends erschöpft ist…
…dann bereue ich es nicht! Denn die zwei Stunden Musik am Abend haben mich mehr erfüllt, als es zwei Stunden Rumdaddeln auf Facebook es jemals tun könnten. Und auch in diesem Monat wird mein Soll schnell erfüllt sein, denn: Alle Konzerte sind noch nachträglich im iTunes Store anzusehen. Mit Sicherheit für jeden etwas dabei!
Sina-Mareike Schulte