Die neue Spielzeit ist in den Startlöchern nach der Corona-Zwangspause. Ich habe mal wieder Lust auf die Oper und zeige euch, warum diese Kunstform auch für euch interessant sein könnte. Heutiges Fallbeispiel: Der Rosenkavalier.
Corona sei Dank, sind wir alle bestens mit dem Repertoire von Netflix, Amazon Prime und Co. vertraut. Vielleicht sind viele, so wie ich, gelangweilt von der x-ten uninspirierten Inszenierung der immer gleichen Themen. Es wird also Zeit für neue ästhetische Erfahrungen.
Der Ursprung der Oper
Die Geschichte der Oper beginnt in Florenz nach dem Beginn der Renaissance. Die italienischen Intellektuellen waren schwer damit beschäftigt, griechische Ideale in der Kunst aufleben zu lassen,
und so kam es zu einer schicksalhaften Zusammenkunft der Camerata Fiorentina. Die Camerata Fiorentina, eine Gruppe von Musikern, Dichtern und Adeligen, hatte sich vorgenommen, das griechische Drama originalgetreu auf die florentinischen Bühnen zu bringen. Sie gingen davon aus, dass die griechischen Dramen gesungen wurden und entwickelten Gesangstechnik und Instrumentalbegleitung, aus der sich die moderne Oper entwickeln würde. Heute wissen wir, dass die Camerata Fiorentina falsch lag, und mit der Oper eine vollkommen neue Kunstform schuf.
Den nächsten Schritt machte der Komponist Claudio Monteverdi, der die stilistischen Vorgaben der Camerata zu eintönig fand. Er peppte die Oper mit mehr Instrumentalstimmen auf und wollte die Emotionen seiner Figuren und ihre Umwelt musikalisch beschreiben. Das war neu, denn Gesänge mit traurigen Texten wurden zu Monteverdis Zeiten nicht unbedingt von trauriger Musik begleitet.
Wer sich das Libretto des Prologs zu „L’Orfeo“ vornimmt, kann die Verbindung zwischen Musik und Inhalt hören. Für Monteverdi stand bei L’Orfeo einiges auf dem Spiel, denn er komponierte L’Orfeo anlässlich des Geburtstags des künstlerisch veranlagten Herzogs Gonzaga. Monteverdis Oper gefiel den herzoglichen Ohren so gut, dass sie zwei Mal hintereinander aufgeführt wurde. Überhaupt haben wir es Monteverdi zu verdanken, dass der Textinhalt im Zusammenhang zur Musik steht. Etwas, dass uns heute so selbstverständlich wie Tageslicht ist. Monteverdi und seine Mitstreiter haben erstmalig darstellendes Spiel und Musik miteinander verbunden und dieses Erbe lebt noch heute in der Filmmusik und Oper weiter.
Was gibt’s zu sehen?
Man könnte hunderte Seiten über verschiedene Stilrichtungen, Komponisten und Librettisten (Autoren einer Oper) füllen, aber im Grunde kommt es nur auf eines an: die Geschichten, die erzählt werden. Ich stelle euch eine Geschichte vor, damit ihr der Handlung vor Ort besser folgen könnt. Der Rosenkavalier wurde in der letzten Spielzeit gezeigt, und als voreingenommener Fan dieses Werkes, könnte mir kein besseres Beispiel einfallen. Für alle Opernneulinge: Wer Angst hat, den Gesang nicht immer zu verstehen, kann sich sicher sein, das tut niemand. Deshalb gibt es Untertitel.
Der Rosenkavalier
Wien, Mitte des 18. Jh. Der Feldmarschall ist außer Hause und kämpft irgendwo für den Ruhm der Donaumonarchie. Also hat die Feldmarschallin Marie-Theres viel Zeit, sich um ihren 17-jährigen Liebhaber, den Grafen Octavian zu kümmern. Die Rolle des Grafen Octavian wird von einer Sängerin verkörpert, um seine Jugendlichkeit zu betonen, was im Jargon „Hosenrolle“ genannt wird. Kurz vor dem Lever – dem Beispiel des Sonnenkönigs folgend, empfing der Hochadel des Barocks während
des Aufstehens Bittsteller – wird ihr Bettgeflüster jäh von einem ungebetenen Gast unterbrochen.
Der Marschallin Vetter, Ochs auf Lerchenau, stört das traute Beisammensein und berichtet von seiner Verbindung mit dem Fräulein Sophie Faninal. Er braucht der Tradition gemäß einen Rosenkavalier, um der Braut die Ankunft des Bräutigams anzukündigen. Octavian lässt sich dazu überreden. Ochs entfernt sich und die Marschallin reflektiert ihre Beziehung zu Octavian. Sie weiß, dass er sie irgendwann verlassen wird.
Im Stadtpalais der Faninals trifft Octavian Sophie. Er überreicht ihr eine silberne Rose um Ochs‘ Eintreffen anzukündigen und unterhält sich anschließend mit ihr. Beim Kennenlernen verliebt er sich in sie.
Ochs fällt nicht durch gute Manieren auf, was Sophie dazu verleitet, die Verbindung aufzulösen. Ochs akzeptiert dies nicht, sodass sich Octavian dazu gezwungen sieht, ihn zu duellieren. Trotz dieser Szene besteht Herr Faninal auf die Hochzeit. Gemeinsam hecken Sophie und Octavian einen Plan aus, um Ochs loszuwerden. Sie orchestrieren eine kompromittierende, peinliche Situation, sodass Ochs keine andere Wahl bleibt, als Wien zu verlassen, und Sophies Vater die Verlobung annullieren muss.
Richard Strauß komponierte diese Oper in den 1910er Jahren im Stil der Romantik, obwohl diese damals eigentlich schon vorbei war. Um den Hörer an den Ort der Handlung zu erinnern, flocht er Walzerthemen in die Musik ein. Sein Librettist, Hugo von Hofmannsthal ließ manche seiner Figuren
als Lokalkolorit eine Art österreichische Mundart reden.
Das Wakelet zum Thema
In meinem Wakelet findet ihr mehr Links und Informationen zu verschiedenen Opern.
Oper hier in Bremen?!
Wenn ich euer Interesse geweckt habe, dann schaut doch mal in den Spielplan des Theater Bremens. Ich persönlich würde mir „Papageno erfindet die Zauberflöte“ ansehen, ein Stück, dass sich auf Taminos berühmten Sidekick konzentriert.
von Kai M. K. Müller
Beitragsbild unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 – Pedelecs