• Home
  • Kulturbeutel
  • Kabelsalat
  • Kreativsee
  • Krossdenker
  • Dossier
    • Ausland
    • Festival
    • Serien
    • Tests
    • Nachhaltigkeit

Hopsende Schwäne

3. Januar 2018

Das russische Nationalballett führte am 28.12.2017 das klassische Ballett „Schwanensee“ auf. Unsere Redakteurin, alteingesessener Metall-Fan, schaute sich ihre erste Ballettaufführung an. Was sie davon hielt und ob es sich lohnt reinzugehen, könnt ihr in diesem Artikel lesen.

Genaugenommen war es nicht direkt mein erstes Mal im Ballett. Die erste Aufführung, die ich sah, war eine Interpretation von „Romeo und Julia“ im Landestheater Detmold vor einigen Jahren. Die Karten hatten wir damals umsonst bekommen, deshalb sprach nichts dagegen uns die Aufführung einmal anzuschauen. Ich stellte mir die Balletttänzer vor, wie sich auch schon jedes Kind Balletttänzer vorstellt. Groß, dünn, enganliegende Kleidung. Das war dann auch tatsächlich der Fall, allerdings gab es da ein Problem. Das Detmolder Landestheater ist recht alt, dementsprechend bestand der Boden aus wunderschönen Dielen. Sehr zum Leitwesen der Tänzer, denn kaum kamen sie auf die Bühne geschwebt, donnerten sie wie eine Horde Elefanten über den Holzfußboden der Bühne. Nach einer Viertelstunde verließ ich den Saal von Lachkrämpfen geschüttelt. Ich schwor mir, wenn ich das nächste Mal ins Ballett gehen würde, wäre es eine Aufführung vom Russischen Staatsballett in einem etwas moderneren Theater.

Deshalb ging ich am 28.12.2017 gemeinsam mit zwei Freundinnen ins Bremer Musicaltheater und sah mir die Interpretation von Schwanensee an. Den Deal mit meinem Dozenten dazu ein Metallica-T-Shirt zu tragen, brach ich dann als allererstes, nachdem mir einige Kollegen und Freunde stark davon abgeraten hatten. Also griff ich zu Blazer und Anzughose, andere Besucher aber zu kurzen Mini-Kleidern, andere wiederum zum lilafarbenen Hoodie. Theoretisch wäre mein Metallica-Shirt nicht aufgefallen.

Als der Saal sich dann langsam füllte und das Licht ausging, schallten schon die ersten Takte von Tschaikowskys Meisterwerk aus den Lautsprechern. Der Vorhang blieb mehrere Minuten noch geschlossen, was viele im Publikum etwas unruhig werden ließ.

Als es dann losging und die ersten Tänzerinnen und Tänzer auf die Bühne hopsten, kam direkt ein Japsen von einer meiner Freundinnen. Schon im Vorfeld hatten wir uns über die Garderobe hinsichtlich der Strumpfhosen unterhalten. Nun standen die Tänzer da und es war nicht nur das Hinterteil wie in Stein gemeißelt. Zum Glück beruhigte sich meine Freundin bald wieder und wir konnten dem Stück folgen. Ich hatte vorher noch einmal im Internet die Handlung recherchiert (Wikipedia sei Dank) und verstand so ein wenig besser, worum es ging und wer die nicht tanzende Frau im roten Kleid war und warum sie ständig vor dem Prinzen mit ihren Händen herumfuchtelte. Die Mutter des Prinzen überreichte Geschenke.

Ohne jetzt jeden Akt auseinandernehmen zu wollen, war das Stück eine wahnsinnig tolle Erfahrung für mich. Die Tänzer bewegten sich wie eine programmierte Armee völlig im Gleichklang, viele Szenen ließen bei mir Gänsehaut zurück. An anderen Stellen schüttelte ich nur den Kopf, weil die Tänze so wahnsinnig schön waren. Auf die Füße konnte ich bis zuletzt kaum schauen, weil mir beim bloßen Zusehen schon die eigenen wehtaten. In Gedanken lachte ich über meinen eigenen Stolz, weil ich vor kurzem endlich im Stehen und gebeugt meine Füße berühren konnte.
Der Hofnarr riss das gesamte Publikum immer wieder zu einem Lachen hin und lockerte deutlich die erwartungsvolle Stimmung auf. Auch bei den Sprüngen des Prinzen konnten wir ab und zu ein überraschtes „Wow“ aus dem Publikum hören. Als dann die Szene kam, wo der böse Zauberer das erste Mal auf der Bühne erschien, bekam ich direkt Gänsehaut. Mit einem faszinierenden schwarzen Halbumhang, der an schwarze Flügel erinnerte, und eine schwarzen Kappe mit Vogelfedern beeindruckte er durch einen starken und dunklen Tanz. Dazu passte die vermutlich bekannteste Melodie von Tschaikowkys Schwanensee. Mit Gänsehaut auf den Armen und großen Augen folgte man völlig gespannt den anmutigen Bewegungen der Schwäne bis die Schwanenprinzessin selbst auftrat und sich alle Blicke auf sie legten. Auf eine derartig anmutende Darbietung hatte ich zwar gehofft, war aber völlig begeistert sie dann tatsächlich zu sehen. Leider störte die spannende Darstellung, dass es zum Einen bei dieser Aufführung keine Live-Musik gab, zum Anderen einer der Lautsprecher kaputt war und bei den tieferen Tönen ein überhaupt nicht anmutiges Schrebbeln zu hören war.

Alles in allem kann ich das Stück auch jedem Ballett-Skeptiker empfehlen, weil die Musik recht bekannt ist und man sich schnell an die spezielle Tanzweise gewöhnt. Die russische Nationalballett tourt noch bis zum 17.02.2018 in mehreren Städten Deutschlands.

Luise Karch

Bildquelle: KROSSE

 

 

 

  • twittern 
  • teilen 
  • mitteilen 
BallettBremenRussisches NationalballettSchwanenseeTanzenTschaikowsky
Share

Kulturbeutel

You might also like

Das Bremer Umland – Eine Entdeckungstour durch unbekanntes Terrain
2. März 2025
Sprachen lernen: Wege zum Erfolg in einer globalisierten Welt
16. Februar 2025
American Football meets Bremen 
2. Februar 2025
  • VERBINDE DICH MIT UNS

  • Recent Posts

    • Digital Detox auf Reisen – wie man wieder in den Moment zurückfindet
      11. Mai 2025
    • Das Bremer Umland – Eine Entdeckungstour durch unbekanntes Terrain
      2. März 2025
    • Sprachen lernen: Wege zum Erfolg in einer globalisierten Welt
      16. Februar 2025
    • American Football meets Bremen 
      2. Februar 2025
    • „Irgendwie müssen wir für die kreative Arbeit mal ein besseres Modell finden“ – das Arbeiten im Kollektiv
      26. Januar 2025


  • Das crossmediale Online-Magazin für den Nordwesten behandelt Themen aus Kultur, Medien, Freizeit und Gesellschaft. Kreativ erzählt, visuell aufbereitet und garantiert immer auf den Punkt.

  • Ressorts

    • Kulturbeutel
    • Kabelsalat
    • Kreativsee
    • Krossdenker
    • Dossier
  • Neueste Beiträge

    • Digital Detox auf Reisen – wie man wieder in den Moment zurückfindet
    • Das Bremer Umland – Eine Entdeckungstour durch unbekanntes Terrain
    • Sprachen lernen: Wege zum Erfolg in einer globalisierten Welt
    • American Football meets Bremen 
  • Weiteres

    • Impressum
    • Datenschutz
    • Über uns
    • Archiv

Made with ❤ by KROSSE in 2020