Menschen kommen in weiß und gehen bunt wieder nach Hause – ein Zusammenkommen und Feiern an einem farbenfrohen Tag beim 2. Holi-Festival in Wilhelmshaven. Bereits im vergangenen Jahr lockte das Holi-Festival über 1.500 Besucher in die Jadestadt. 1.700 Karten hatte Veranstalter „B2B Branded“ aus Oldenburg im Vorverkauf in diesem Jahr unter die Leute gebracht. Am Ende kamen knapp über 2.000 Leute zum Park des Veranstaltungszentrums „Pumpwerk“ –500 Menschen mehr als zur Premiere im vergangenen Jahr.
Jeder von uns hat von diesen Farbfestivals schon einmal etwas gehört. Junge Leute feiern und bewerfen sich mit bunten Farben. Als ich gefragt wurde, ob ich mitkommen möchte zum „Holi“ war ich anfangs skeptisch. Mein erster Gedanke war: Geht man da überhaupt noch hin? Warum soll ich soviel Geld dafür ausgeben, mich mit Pulver bewerfen zu lassen? Und… was ist dieses Holi eigentlich genau?
Holi – das Fest der Farben – ist ursprünglich ein indisches Frühlingsfest. Spirituell vermittelt das Fest die Botschaft vom Triumph des Guten über das Böse. Der Sieg des Frühlings über den Winter wird in der Natur gefeiert – denn das Fest beginnt in Indien mit dem Aufblühen des Landes. Bedeutsam für das Holi-Festival ist die kulturelle Vielfalt, die Freude und gegenseitiger Respekt. Hierbei sind alle Menschen gleich. Unterschiede in Herkunft, Religion und Kastenzugehörigkeit werden vergessen und egal ist, ob man jung oder alt, arm oder reich ist. Beim Holi-Fest in Indien wird ausgelassen gefeiert und die Menschen bewerfen sich gegenseitig mit natürlich gefärbtem Pulver – dem Gulal.
In Deutschland ist das Holi-Festival keineswegs ein religiöses Fest. Stattdessen geht es um das Zusammenkommen und das gemeinsame Feiern an einem farbenfrohen Tag. Man nehme: Sonnenschein, eine Wiese, DJs, Bierwagen, buntes Puder und ziemlich viel Eintritt. (Die Tickets kosten 14 Euro im VVK!) Fertig ist das Holi-Fest.
Der Höhepunkt des Festivals – der erste Farbwurf. Der Countdown wird gemeinsam runtergezählt, alles wird still und dann… eine Explosion von Farben. Jetzt wurde auch ich in den Bann des Holi gerissen. Kenner hatten mit Mundschutz und Sonnenbrillen vorgesorgt und jetzt verstand ich auch warum. Für Sekunden stehe ich in einer einzigen Staubwolke und sehe meine eigene Hand vor Augen nicht. Das Atmen fällt mir kurzzeitig schwer und in den Augen ist die Farbe, vor allem für Kontaktlinsenträger wie mich, alles andere als erheiternd. Kurz danach ist aber alles wieder vergessen und die Freude an den bunten Menschen, die zur Musik tanzen, ist riesig. Während stündlich gemeinsame Farbwürfe stattfanden, übernahmen die Musik u. a. JAMIE LOCA aus Oldenburg und HIPSTER DANCE aus Wilhelmshaven. Stimmen aus dem Publikum bestätigen, dass dieses Fest kein Grund ist für ein Besäufnis mitten am Tag. Es geht vielmehr darum, dass durch die Farben alle gleich aussehen und keiner darauf achtet, angemessen gestylt zu sein. „Hauptsache gut aussehen“ ist hier nicht möglich. Hier gibt es Bilder aus dem letzten Jahr zu sehen:
Mittlerweile werden in vielen deutschen Städten Holi-Festivals veranstaltet; im Mittelpunkt steht dabei das Bad in der Farbe. Trotz anfänglicher Skepsis hat mir das Festival viel Spaß gemacht. Für mich gab es trotzdem denkwürdige Momente: Gut fand ich, dass ein Farbbeutel im Eintrittspreis enthalten war, aber 2 Euro für jeden weiteren wollte ich nicht ausgeben. Wollte man das Gelände einmal verlassen, musste das Eintrittsgeld nochmals bezahlt werden. Das Motto „Friedliches Zusammenfeiern“ schön und gut, aber Umsatz machen die Veranstalter mit diesem Fest sicher auch genug – und durch positives Feedback wird sich dieser bestimmt im nächsten Jahr wieder steigern.
Katharina Berner