Das Denkmal des ehemaligen Reichskanzlers gehört schon lange zum Erscheinungsbild der Hansestadt. Dabei hätte es durch eine Bankenpleite und einen Streit um den Standort fast keine Bismarckstatue gegeben.
Wenn man sich vom Bremer Marktplatz in Richtung Dom bewegt, ist auf der rechten Seite, in der Nähe des Neptunbrunnens eine große Statue zu erkennen. Auf einem sechs Meter hohen Steinsockel steht ein bronzefarbener Reiter. Die Hände an den Zügeln, leicht übergewichtig, Schnauzer, den Blick Richtung Rolandstatue gerichtet mit einer Pickelhaube, die auf seinem Kopf thront. Pickelhaube und Schnauzer? Wer sich etwas mit deutscher Geschichte auskennt wird wissen: Diese ominöse Figur ist Otto von Bismarck
Kein gutes Verhältnis
Moment mal…!? Eine Statue des ehemaligen Reichskanzlers in Bremen? Ein Denkmal zu Ehren eines konservativen, militaristischen und nationalistischen Preußens in der eher links geprägten Hansestadt? Die Beziehung zwischen Bremen und dem „Eisernen Kanzler“ war eigentlich eher spannungsgeladen, vor allem bei handels- und kolonialpolitischen Themen. Allerdings schien die allgemeine Bismarckverehrung, die damals das ganze deutsche Reich beherrschte, auch bei der Stadt an der Weser keinen Halt zu machen.
Bereits drei Wochen nach dem Tod des Reichsgründers 1898 rief der damalige Bürgermeister Alfred Dominicus Pauli und der Kaufmann Franz Schütte zu Spenden für die Errichtung eines Denkmals zu Ehren des ehemaligen, preußischen Beamten auf. „Ein Denkmal des Fürsten Bismarck muß unsere Stadt besitzen: zum Zeugniß der unwandelbaren Verehrung Bremens für den ersten Rathgeber des ersten deutschen Kaisers, zum dauernden Gedächtniß an die Einigung unseres Vaterlandes und zur Verkündung unserer unerschütterlichen Treue zu Kaiser und Reich. Dem Fürsten Bismarck in Bremen ein Seiner würdiges Denkmal zu setzen, dazu bitten wir unsere Mitbürger, uns zu helfen.“
207.000 Mark in 48 Stunden
Doch bis zur Enthüllung des Reiterstandbildes sollte es dauern. Erst nach fünfzehn Jahren war die erforderliche Spendensumme von 207.000 Mark verfügbar. Jedoch sorgte ein Bankenkonkurs dafür, dass das gesammelte Geld verloren ging. Innerhalb von 48 Stunden schaffte es Franz Schütte in Gesprächen mit Senatoren und Kaufleuten die erforderliche Summe erneut aufzutreiben. Bevor man allerdings mit den Bauarbeiten begann, musste noch ein geeigneter Standort gefunden werden. Nachdem die Wallanlagen und der Liebfrauenkirchhof als Platz ausfielen, blieb nur noch der Domshof übrig.
Unter der künstlerischen Leitung von Gustav Pauli und dem berühmten Bildhauer Adolf von Hildbrand, begann man 1904 mit der Errichtung des Denkmals. Pikantes Detail: Bei den Entwürfen des Monuments plante man Bismarck sitzend auf einem Pferd darzustellen. Dies ist außergewöhnlich, da normalerweise nur Fürsten das Privileg genossen, in dieser Position abgebildet zu werden. Bis heute ist das steinerne Abbild in Bremen, das einzige, das ihn im Sitzen darstellt. Bei der Errichtung setzte man den Bronzeguss des Reiterstandbildes auf den mit Untersberger Kalkstein verblendeten Sockel. Am neunten Juli 1910 war es dann endlich soweit. Das Bismarck-Denkmal wurde enthüllt und prägte bis 1942 das Stadtbild Bremens. Im zweiten Weltkrieg mauerte man die Bronzestatue an der Nordseite des Doms ein, um Schäden durch alliierte Bomber zu vermeiden. Nach Kriegsende stellte man Bismarck auf Wunsch des damaligen Bürgermeisters Wilhelm Kaisen (SPD) wieder auf seinen Sockel. 1973 stellte man den Ex-Reichskanzler dann unter Denkmalschutz.
Ist die Statue noch zeitgemäß?
In den letzten Jahren kamen Diskussion, ob das Bismarck-Monument noch zeitgemäß sei auf. Ursache hierfür, war eine teure Sanierung. Während die Einen die Leistungen und Errungenschaften Bismarcks hervorhoben und sich für einen Fortbestand der Statue aussprachen, argumentierten die Anderen, dass es wichtigere Dinge gebe, als die Restauration des Denkmals. Außerdem kritisierten sie die Person Bismarcks, der nicht nur als Reichsgründer, sondern auch als „Eiserner Kanzler“ bekannt ist und das Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ in seiner Innenpolitik verfolgte. Am Ende siegten aber die Bismarckbefürworter. Ein Antrag des Landesamtes für Denkmalschutz fand Gehör beim Bund, der eine Sanierung der Statue mit 31.500 Euro unterstützt.
Info: Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen ist ein ehemaliger preußischer Ministerpräsident und deutscher Reichskanzler. In seiner Regierungszeit von 1867 bis 1890 schaffte er es durch Kriege gegen Dänemark, Österreich-Ungarn und Frankreich den zuvor lockeren deutschen Staatenverbund am 18.Januar 1871 durch die Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Schloss Versailles in einem Reich zu vereinen. Innenpolitisch agierte er einerseits durch die Verfolgung von Sozialdemokraten(Sozialistengesetz) und den Kulturkampf (Konflikt zwischen Bismarck und der katholischen Kirche) hart, aber auch durch die Einführung einer Sozialversicherung und Krankenversicherung zukunftsorientiert.
von Moritz Gammersbach
Bildquelle: Jürgen Howaldt, BismarckBremen-1, CC BY-SA 3.0 DE