So manch einer dachte vielleicht, Max Herre wäre aus dem Hip Hop-Himmel direkt in den Jury-Sessel von „The Voice of Germany“ gefallen. Max wer? Ein Hip Hop-Newcomer? Alles falsch! Denn bereits in den 90er Jahren feierte der Sänger und Rapper mit den dunklen Wuschelhaaren erste Erfolge als Frontmann der Gruppe Freundeskreis. Als dritter deutscher Hip Hop-Act veröffentlichte er im vergangen Jahr ein Album in der MTV-Unplugged-Reihe. Das präsentierte er am Wochenende unter strahlend blauem Himmel in Hannover.
Es herrscht festivalmäßige Stimmung auf dem Gelände der Gilde-Parkbühne in Hannover. Keine Wolke am Himmel, die die Vorfreude auf das Open Air-Konzert von Max Herre trüben kann und mit einem kühlen Bier in der Hand lassen sich auch die heißen Temperaturen gut ertragen. Selbst kurze Röcke oder weiße Kleider hindern niemanden daran, sich auf das grüne Gras fallen zu lassen und die Wartezeit bis zum ersten Ton damit zu verbringen, noch ein wenig in der Sonne zu brutzeln.
Hochkarätige Gäste
Und was gibt es besseres als die Kombination aus herrlichem Wetter und schöner Musik? Um seinen Fans DIE zu bieten, hat Max bei seiner MTV-Unplugged-Tournee ordentlich aufgefahren. Hinter ihm steht das 25-köpfige Kahedi Radio Orchestra, das ihm bereits im vergangen Jahr bei der Produktion seines MTV-Unplugged-Albums den Rücken stärkte. Doch das ist noch nicht alles: Mit seiner Frau Joy Denalane, Afrob, Megaloh und Grace bringt Max Herre lauter Größen der deutschen Hip Hop-Szene mit auf die Bühne.
Doch bevor ist soweit ist, heizt der Stuttgarter Sänger Fetsum dem eh schon schwitzenden Hannover-Publikum ordentlich ein. Mit seiner souligen Stimme und besonders mit einer Cover-Version von Tracy Chapmans „Talking Bout‘ A Revolution“ kommt er bei den Hip Hop-Fans gut an. Dennoch ist es das Schicksal eines jeden Support-Acts, dass alle sich freuen, wenn er fertig ist. Denn jetzt geht es richtig los!
Back to the roots – Herre überzeugt mit alten Freundeskreis Hits
Es sind die Klänge der Streich- und Blasinstrumente, die alle Zuschauer verstummen und ihre Aufmerksamkeit auf die preisverdächtige Bühnenkulisse richten lassen. Es dauert nicht lange und schon rückt der hübsche Musiker mit dem ersten Klassiker raus. „Immer wenn es regnet, muss ich an dich denken“ singt er. „Nass bis auf die Haut, so stand sie da, A N N A!“, fügt das Publikum lauthals an.
Gänsehaut bekommt man allein schon dann, wenn man Max und seine Frau Joy zusammen auf der Bühne stehen sieht. Nicht nur stimmlich harmonieren sie perfekt. Gemeinsam mit der deutschen Ausnahmesängerin mit dem souligen Timbre gelingt Herre die perfekte Symbiose von Hip Hop und Soul, die seine Musik so einmalig macht. Mit ihrem Duett „Mit Dir“ verzaubern sie das Publikum ebenso wie mit „Esperanto“ und „Tabula Rasa“, den alten Hits auf der Freundeskreis-Allstars-Zeit. Dass sich viele Hip Hop- Fans der 90er unter die Menge gemischt haben, merkt man an der Begeisterung und der Textsicherheit beim Mitgrölen.
Es ist ein Konzert mit vielen leisen Tönen und vielen intimen Momenten. Doch auch funkige Gitarrensounds und Bässe kommen nicht zu kurz. Und so wundert es nicht, dass ein großen Raunen durch die Menge geht, als Max Herre und das Kahedi Radio Orchestra sich von der Bühne verabschieden. Doch ohne Zugabe lassen sie ihre Fans natürlich nicht gehen. Mit „Halt dich an meiner Liebe“ fest, entlässt Max das Publikum schließlich in den lauen Sommerabend und kann auf eine rundum gelungene Show zurückblicken.
Sina-Mareike Schulte