Kennt ihr das? Ihr seid mit Freunden unterwegs gewesen und müsst rennen, um euren Bus zu kriegen und hinter euch grölen besagte Freunde: „Lauf, Forest, lauf!“2 Wenn ihr euch dann fragt: Wer oder was ist dieser Forrest eigentlich? – tja, dann seid ihr leider keine Cineasten und werdet nie verstehen, was so cool daran ist, eine Wassermelone zu tragen3. Klar soweit?4
Filmzitate sind etwas Seltsames. Jeder kennt sie – selbst wenn er den Film noch nie gesehen hat. Wie oft nimmt irgendwo in Deutschland ein Mann seine Frau in den Arm, blickt ihr ins Gesicht und sagt: „Ich schau dir in die Augen, Kleines.“ Und wie viele dieser Männer oder Frauen haben Casablanca gesehen? Eben.
Bestimmte Sprüche aus großartigen Filmen entwickeln ein Eigenleben. Sie verbreiten sich mit dem Wind, werden zum ‚geflügelten Wort‘ und gehen in den Wortschatz späterer Generationen ein, die ihren Ursprung teilweise kaum noch kennen.
Die Macht ist mit ihnen.5
Sie üben auf uns den zwanghaften Impuls aus, uns an den Bug jedes Schiffes zu stellen, das wir betreten. Wir breiten die Arme aus und rufen: „Ich bin der König der Welt!6“ Und alle Menschen in unserer Umgebung werden dieses komische Verhalten sofort verstehen.
Nur noch ein Beispiel: Wenn ihr vor die Tür tretet und euch fragt: Ey Mann, wo is‘ mein Auto?7 – dann ruft ihr einen Freund an. Ihr erklärt ihm: „Houston – wir haben ein Problem.“8 Dann macht ihr ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann9, damit er euch zur Arbeit fährt. Falls er es trotzdem ablehnt, telefoniert ihr mal eben schnell nach Hause10, um stattdessen eure Eltern zu überreden. Inzwischen seid ihr ganz aufgeregt, und eure Mutter sagt am Telefon erst einmal: „Beruhige dich. Hakuna Matata11.“
Gute Filme sind wie Pralinenschachteln – man weiß nie, welche wunderbaren Zitate sich in ihnen verbergen.12
Man kann nicht voraussagen, wann einem markanten Spruch Flügel wachsen. Aus manchen Filmen, wie Casablanca oder Terminator, haben sich sogar gleich mehrere Zitate verselbstständigt. So richtig Spaß machen sie im Alltag aber nur denen, die die Anspielung darin deuten können. Es ist damit ähnlich wie mit dem Gucken von parodierenden Filmen wie Scream – wer sich in der Horrorfilm-Geschichte nicht auskennt, wird alles halb so witzig finden. Achtet also auf eure Worte. Schaut Filme und freut euch über den Aha-Effekt, wenn ihr den Ursprung eines Sprichwortes herausfindet, dass ihr bereits jahrelang verwendet habt.
Und vielleicht entdeckt ihr ja ein noch unbekanntes Zitat und wagt das Experiment, es selbst in den Sprachgebrauch einzuführen. Verwendet es immer mal wieder in eurem Freundeskreis und schaut, was passiert. Die meisten werden es womöglich gar nicht bemerken. Oder wisst ihr noch, wann das erste Mal jemand bei einer Party, kurz vorm Aufbruch, gesagt hat: „So, jetzt geht jeder noch mal aufs Klo und dann reiten wir los“13?
Vielleicht funktioniert es ja – und wir lieben es doch alle, wenn ein Plan funktioniert14. Nur geht sorgsam mit den Filmzitaten um, denn aus großer Kraft folgt große Verantwortung15. Aber das wisst ihr ja. In diesem Sinne, falls wir uns nicht mehr sehen: Guten Tag, guten Abend und gute Nacht!16
Starring:
1: Der Terminator
2: Forrest Gump
3: Dirty Dancing („Ich habe eine Wassermelone getragen.“)
4: Fluch der Karibik
5: Star Wars
6: Titanic
7: Ey Mann, wo is‘ mein Auto?
8: Apollo 13
9: Der Pate („Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann.“)
10: E.T. – Der Außerirdische (“E.T. nach Hause telefonieren.”)
11: Der König der Löwen
12: Forrest Gump („Meine Mama hat immer gesagt: Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel
– man weiß nie, was man kriegt.“)
13: Der Schuh des Manitu
14: Das A-Team („Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“)
15: Spider Man
16: Die Truman-Show („Guten Morgen… Oh, und falls wir uns nicht mehr sehen: Guten Tag,
guten Abend und gute Nacht!“)
Alice Echtermann