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Ein Universum voller Wunder

20. März 2018

Wunder geschehen immer wieder. Diese Erwartung erweckt auch der Roman „Wunder“ von Raquel J. Palacio, welcher im letzten Jahr von Stephen Chbosky verfilmt wurde und am 25.01.2018 in die deutschen Kinos kam. Wer anfangs davon ausgeht nur einen weiteren „Heile Welt“-Film zu verpassen, sollte sich schnellstens dazu entscheiden, doch noch eine Karte zu kaufen. Unsere Redakteurin war sehr überrascht, dass Chbosky einen einzigartigen, tief berührenden, vor allem jedoch realistischen Einblick in den ganz „normalen“ Alltag einer vierköpfigen Familie bietet.

 

Ein Wunder namens August

August ist die Sonne, um die sich alle weiteren Planeten seiner Familie drehen. Denn er ist ein ganz besonderes Kind, geboren mit einer seltenen Kombination zweier Gene, aufgrund derer er zahlreichen Operationen durchstehen musste. Diese schenkten ihm zwar das Leben ohne weitere Einschränkungen seiner Sinne, führten allerdings auch zu einer schwerwiegenden Gesichtsdeformation, aufgrund derer er sich der Öffentlichkeit lieber, mit seinem Astronautenhelm gewappnet, aussetzt. Denn wie seine Schwester Via es treffend formuliert, habe August, genannt Augie, im Lotto gewonnen, nur eben falsch herum. Seine Mutter, Isabel, unterrichtet ihn deshalb zu Hause, beschließt jedoch, dass Augie, wenn die Middle School beginnt, wie jedes andere Kind auch auf eine „normale“ Schule gehen sollte, um seinen Einstieg in die reale Welt nicht weiter hinauszuzögern. Nate, Augies Vater, ist davon anfangs nicht überzeugt, zu groß ist seine Furcht vor den Reaktionen der anderen Schüler. Auch Augie ist zunächst nicht begeistert, beschließt allerdings doch hinzugehen und wird nach anfänglichen Schwierigkeiten überrascht. Trotz Hänseleien durch Julien und seine Gang, findet Augie in Jack Will einen Freund. Als alles endlich gut läuft, wird Augie ausgerechnet von Jack stark enttäuscht. Für ihn bricht seine Welt zusammen und er verkriecht sich wieder hinter seinem Astronautenhelm.

Schnell wird deutlich, dass sich das Universum nur um August zu drehen scheint und seine Schwester Via zurückgestellt wird. Dabei leidet auch sie und wird dazu noch ständig damit konfrontiert, für ihre Eltern nur die zweite Geige zu spielen. Doch sie liebt Augie mit jeder Faser und macht ihm weder Vorwürfe, noch versucht sie die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zu ziehen. Auf diese geschickte Weise flechtet der Regisseur jeden handlungstragenden Charakter ins „Sonnensystem Augie“ ein und erklärt so Handlungen, deren Ursprung und Hintergründe, sodass kein wirklicher „Antagonist“ entsteht. Denn selbst  Julien und seine Leute erscheinen in neuem Licht, nachdem ein Stückchen ihres Universums offengelegt wird. Nach dem Verlust von Jack, ist Augie tieftraurig, doch mit Hilfe seiner Familie schafft er es zumindest wieder auf die Beine. Was ihn dann in der Schule erwartet, ist für ihn vermutlich eins der Wunder, die den Film so bereichern. Chbosky versteht es die Wunder des Alltags gekonnt in Szene zu setzen, ohne sie kitschig oder unwahr erscheinen zu lassen. Unterstützt wird er dabei von einer besonders authentischen Julia Roberts, in Rolle der Mutter, Isabell. Auch Owen Wilson, der den Vater Nate verkörpert, bereichert den Film durch seine feinfühlige Art. Er sieht seinen Sohn so, wie er ist, beschönigt dabei zwar nichts, findet allerdings immer den passenden Grad zwischen auflockerndem Witz und angemessenem Ernst. Für mich war er wohl die größte schauspielerische Überraschung, da man ihn sonst eher in der Rolle des seichten Witzboldes kennt, dem fast immer der Tiefgang fehlt. Anders verhielt es sich mit den Erwartungen an Jacob Trembley, die hoch waren und dennoch erfüllt wurden. Seine schauspielerischen Leistungen waren bereits aus Rollen in „Die Schlümpfe 2“ oder „Raum“ an der Seite von Oskar-Preisträgerin Brie Larson bekannt und für die er von Kritikern hoch gelobt wurde.

Ein gelungenes Zusammenspiel zwischen wundersam und wundervoll

Der Film handelt vor allem von Stärke in jeder erdenklichen Form, ausgefüllt von jeder einzelnen Figur des Films. Alle(s) zusammengeführt in der Rolle des Augie, eine weise Seele im Körper eines kleinen Jungen, dessen Gesicht bloß zeigt, wo er gewesen ist und nicht wer er ist, um es mit den Worten seiner Mutter zu beschreiben. Denn wahre Schönheit kommt von innen, eine allseits bekannte Wahrheit, die im Film eine neu Bedeutungstiefe erhält und damit ihre Abgedroschenheit verliert.
Wunder ist ein gelungener Film über Größe, Stärke, die Deformation im Alltäglichen und schließlich über Wunder, die sich nach dem Kinobesuch gar nicht mehr so weit entfernt anfühlen.

Eleni Maurischat

Bildquelle: By MarioProtIV – Space Engine v0.9.7.3 (planet located by me)

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