Nicht nur Schuhe und Frisuren können im Trend sein, sondern auch Tiere. Seit ein paar Jahren sind es schon die Alpakas, die als Kuscheltiere, Kissen und sogar als Aufdruck auf Taschentüchern verkauft werden. Auch die Höfe reagieren auf den Trend und bieten Unternehmungen mit den Tieren an.
Der Alpaka-Hof „Waytalla Alpakas“ liegt in einem kleinen Dorf bei Stade. Sie bieten Aktivitäten rund um die Alpakas an. Eine Farmführung, eine „Alpaka-Auszeit“, bei der man zum Beispiel bei den Tieren picknicken kann und sogar eine Alpaka-Therapie. Das Highlight hierbei sind Wanderungen mit den flauschigen Lebewesen, die durch die Felder und Wälder in der Nähe des Hofes führen. Seit 2016 sind die Wanderungen bei den Waytalla Alpakas der absolute Hit. Das Erlebnis mit den Tieren ist schon weit im Voraus ausgebucht.
Wanderungen boomen
Es ist kalt und windig. Die Teilnehmer der Wanderung treffen sich kurz vor Beginn am Alpakastall. An diesem Tag sind es zwölf Leute, die mit den Paarhufern laufen wollen. Es sind fast ausschließlich junge Leute da. Die Gruppenführerin erklärt einige Details zum Führen der Tiere, zum Beispiel sind die Alpakas nicht zahm und wollen deswegen nicht bedrängt werden.
Höfe profitieren von dem Trend
Nach der kurzen Begrüßungsrunde geht die Tour los. Die Alpakas haben ihr eigenes Tempo und schon jetzt wird klar, warum die Wanderungen als entspannend gelten. Eilig haben es die Tiere nicht. Es sind Herdentiere, daher ist die Reihenfolge sehr wichtig, in der sie laufen. Die Gruppenführerin korrigiert die Reihenfolge ab und zu, damit die Gruppe in Bewegung bleibt. Ein paar Mal zeigt ein Alpaka, dass es unzufrieden ist, verrenkt den Hals und bockt etwas. Es sind halt keine Hunde. Aber im Großen und Ganzen laufen sie routiniert am Strick.
Spaziergang mit Inhalt
Während der Wanderung erzählt die Gruppenführerin immer wieder interessante Dinge über Alpakas. So kann man zum Beispiel Alpakas und Lamas unterscheiden, indem man auf die Ohren achtet. Alpakas haben gerade Ohren, die von Lamas sind bananenförmig.
Jeder kann auch die Fragen stellen, die ihn interessieren und es wurden spannende Fakten erzählt, die man sonst nicht so leicht erfährt – so bekommen Alpakas immer um die Mittagszeit ihre Jungen, damit die Kleinen überhaupt eine Chance haben, in den kalten Anden zu überleben. Und Alpaka-Stuten zeigen ihre Trächtigkeit an, indem sie dem Hengst ins Gesicht spucken.
Meditatives Miteinander
Nach der ersten Hälfte der Tour können Fotos gemacht werden. Die, die das Alpaka noch nicht geführt haben, dürfen jetzt den Strick nehmen und sie zurück nach Hause führen. Obwohl es Fluchttiere sind, halten sie sich bei Treckern und Autos wacker. Die Tiere sind alle Profis. Und die Menschen haben alle Spaß. Dabei passiert eigentlich… nichts. Die Alpakas sind keine Kuscheltiere, die man während des Laufens mit Liebe überschütten kann. Sie sind einfach nur dabei und wenn man sich erst einmal eingespielt hat, konzentriert man sich auch nicht mehr die ganze Zeit auf das Tier neben einem.
Und trotzdem ist es auf irgendeine Art wirklich entspannend und befriedigend eine Runde mit einer Alpaka-Herde zu laufen. Man passt sich dem Tempo der gemütlichen Tiere an und vermeidet große Gesten und laute Gespräche, um ihnen keine Angst zu machen. Und die Ruhe, die von den Alpakas ausgeht, ist ansteckend.
Zufriedene Menschen und Tiere
Nach der Wanderung strahlt die ganze Gruppe von einem Ohr zum anderen und strömt in den Hofladen, um die Produkte zu begutachten, die aus der Wolle der Tiere gemacht werden, die sie gerade noch über die Felder geführt haben. Auch die Alpakas wirken zufrieden mit ihrem Spaziergang und den neuen Eindrücken, die sie gesammelt haben. Kein Tier wird gezwungen, die Tour mitzumachen und dementsprechend stehen alle nach Ende der Wanderung glücklich und entspannt in ihrem Stall.
Für Tierliebhaber, die nicht nur auf Streicheln aus sind, sondern einfach nur die Anwesenheit von ruhigen Tieren genießen können, ist eine Wanderung mit Alpakas auf jeden Fall eine Empfehlung – Trendtier hin oder her.
Von Merle Oßmer