Das Leben ist nicht nur schwarz-weiß. Grau ist ein Zwischenton mit vielen verschiedenen Farbnuancen. Und schon mal etwas von den unzähligen Farben des Regenbogens gehört? Es lebe bunt!
Hermaphroditos ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie mit sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechtsmerkmalen. Das Kind der Göttin der Schönheit und des Schutzgottes der Reisenden wurde im alten Griechenland verehrt. Heute würde er wahrscheinlich gesteinigt werden.
Intersexualität ist weiter verbreitet als man denkt. Schätzungen zufolge leben 80.000 sogenannte Zwitter allein in Deutschland, wobei es von Intersexualität an die 4000 unterschiedlichen gibt. Die Häufigkeit liegt bei 1 zu 500. Dabei möchte ich aber gar nicht darauf eingehen, wie schwer es für eine Person sein muss, mit beiden Geschlechtsmerkmalen geboren worden zu sein, der Angst nicht akzeptiert zu werden und sich so in eine Rolle hineingedrängt zu fühlen.
Nein! Mir kommt es auf den Wandel im Denken der Gesellschaft an. Wie kommt es, dass vor ein paar tausend Jahren Geschöpfe dieser Art göttlich verehrt wurden, im Preußen des 18. Jahrhunderts Hermaphroditen das Allgemeine Landrecht noch frei stand, wohingegen Anfang des 20. Jahrhunderts schon von Missbildung und Krankheit gesprochen wurde und umso weiterentwickelter die Medizin ist, sich die Toleranz gegenüber intersexuellen Menschen verringert? Weil es jetzt die medizinisch-technologische Möglichkeit gibt, „endlich“ einen Menschen so zu gestalten und zu verändern, dass er in die Schublade Mann oder Frau, gut oder böse, schwarz oder weiß passt?
Zugegeben in der Kunst ist mir Schwarz-Weiß-Fotografie lieber, aber braucht der Mensch des 21. Jahrhunderts wirklich diese ganzen Kategorisierungen? Dieses Bestimmen? Hat der moderne Mensch es verlernt, dass Leben mit all dessen Vielfalt einfach so hinzunehmen, wie es ist? Farbenfroh zu denken und zu handeln? Und wer hat verdammt noch einmal dieses beschissene Schubladendenken erfunden?
Was macht es für einen Unterschied, ob die Person, die vor mir steht schwarz oder weiß ist? Asiatischer Herkunft oder lateinamerikanischer? Lieber mit Männern schläft oder mit Frauen? Einen Penis, eine Vagina oder beides hat? Sympathie oder Antipathie hängt doch von ganz anderen Faktoren als Äußerlichkeiten ab. Wieso bewegen wir, die Gesellschaft, uns also, in eine mir unliebsame Richtung?
Welche politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Faktoren spielen da schon wieder Mensch-Ärgere-Dich-Nicht?
Es grüßt jemand, der sich ins alte Griechenland zurückwünscht, um auf der Akropolis unter einem farbenfrohen Regenbogen zu stehen.
Xx