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Die Kolumne ohne Namen: Wa(h)re Liebe?

1. Juni 2013

Meine Theorie ist, da ich mit Walt Disney groß geworden bin und ich bis heute noch alle (!) Filme auf VHS im Keller rumstehen habe – ja, manchmal, ganz heimlich, kommt es sogar noch vor, dass ich sie aus dem Keller hole und mir noch einmal angucke – dass ich immer an ein Happy-End glaube. Leider gibt es das heutzutage immer seltener. Aber woran liegt das?

 

Im Zeit Magazin (Ausgabe 19/2013) ging es um die Geschichte eines Liebespaares, das ein tragisches Ende genommen hat. Der Titel hieß: Chronik eines Abschieds. Er, Fotograf in New York, sie an Krebs erkrankt. Sie ist jetzt tot. Er hat ihren Leidensweg fotografisch dokumentiert und stellt die Bilder bei Facebook online. Ich saß in der Mitfahrgelegenheit, als ich mir diesen Artikel durchgelesen habe und was habe ich gemacht? Geheult!

Okay, das aufgegriffene Beispiel ist natürlich ein sehr trauriges und man kann viel darüber diskutieren. Pietätlos? Aufmerksamkeitshascherei? Profitgier? Aber worauf ich hinaus möchte, er stand bis zum Schluss an ihrer Seite. Sie starb in seinen Armen. Eine Ausnahme, wie ich finde. In unserer Generation verlässt man doch schon seinen Partner nach jedem kleinen Streit. Wenn da auch noch Krankheiten ins Spiel kommen, ist man völlig überfordert, packt so schnell wie möglich seine sieben Sachen und ist weg.

Liebe und Sex haben für uns einfach nicht mehr den gleichen Stellenwert wie für unsere Großeltern. Man lernte sich früh kennen, heiratete in jungen Jahren und ging durch dick und dünn bis der Tod sie scheidet(e). Heute ist Liebe eine Ware geworden. Man spielt mit ihr, solange sie Spaß macht. Doch wehe es treten Unannehmlichkeiten auf. Dann beendet man die Beziehung, die für ein paar Wochen oder womöglich mehrere Monate gehalten hat, und sucht sich einen neuen Partner, der oder die besser ist, erfolgreicher, hübscher, einfühlsamer, größer, dünner, dicker, brünetter, blonder, griechischer, französischer, intelligenter oder, oder, oder…

Aber wo ist die Loyalität geblieben? Wo die Romantik? Braucht Liebe nicht Zeit, um sich zu entwickeln und sich zu festigen? Muss es nicht auch erst einmal so richtig krachen, damit man erkennt, wie man mit Streitsituationen umgeht? Das Leben ist schließlich kein Ponyhof. Auch im Privatleben nicht.

Schließlich musste der Königssohn doch auch erst einmal die sieben Berge erzwingen, um zu den sieben Zwergen zu gelangen und dann Schneewittchen wachküssen. Und musste Prinz Eric nicht erst einmal den Bann der Seehexe Ursula bekämpfen, um seine Arielle zu heiraten? Was ist mit Aladdin? Hat er sich nicht erst Dschafar stellen müssen, um seine geliebte Yasmin sein Eigen nennen zu können?

Wo bleiben die Happy Ends 2.0?

Werden uns durch die Medien falsche Erwartungen suggeriert? Oder reflektieren wir nicht genug, um diese tatsächlich zu verstehen? Lesen wir zu viele Kitsch-Romane und gucken zu viele Hollywood Blockbuster mit Cameron Diaz? Oder sind wir alle einfach zu faul geworden? Zu sehr mit uns selbst beschäftigt? Ist das 21. Jh. einfach zu schnell für uns? Bleibt bei dem Erwartungsdruck gute Bildung, Karriere, gesellschaftliches Leben und somit soziale Anerkennung die Liebe auf der Strecke?

Und dann gibt es ja noch diese ganzen Chat-Foren, die genau diese Schnelllebigkeit ausnutzen und sich mit dem Thema Liebe auseinandersetzen wollen. Sei es auf „wissenschaftlicher“ Basis (wie www.parship.de, „Die 3-fach Garantie“) oder für Leute mit einem gewissen Anspruch (www.elitepartner.de, „Partnersuche für Akademiker und Singles mit Niveau“). Ganz zu schweigen von den unzähligen anderen Plattformen, die sich je nach Alter, Interessen oder Region richten. Reine Geschäftemacherei?

Vor Jahren (06/09) habe ich ein Zitat in der Neon gelesen, das hier endlich seine Verwendung findet. Der Verfasser, Matthias Kalle, schreibt über das Parship Prinzip, wo sich Menschen ihren/ ihre Lebensgefährten/in nach bestimmten Kriterien suchen können, sodass es am besten passt. Gleiche Interessen, gleiche Vorstellungen, gleiche Wünsche. Er war jedoch der Meinung: „[…] Liebe darf nicht passen. Liebe muss drücken und wehtun, und ein heilloses Chaos anrichten.“ Dem kann ich mich nur anschließen.

Es grüßt jemand, der auf die wahre Liebe wartet.

 

Xx

 

P.S.: Hiermit möchte ich auf die oben erwähnte Facebook Seite des New Yorker Fotografen Angelo Merendino hinweisen:

https://www.facebook.com/pages/My-Wifes-Fight-With-Breast-Cancer/164750166932146

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