Dem Stadttrubel entkommen und sich allein durch die Umgebung zu entspannen, bedeutet für die meisten eine Urlaubsbuchung, doch manchmal liegt die Entspannung in der Natur näher als man denkt. Begleitet mich auf der „Erholungs – Test – Tour “ durchs Bremer Umland.
Los gehts beim Restaurant Platzhirsch in unmittelbarer Nähe zur Universität. Nach einem Anstieg über die Autobahnbrücke der A27, lasse ich mich gemütlich ins Blockland rollen und merke dabei mit jedem Meter wie der Lärm von Stadt und Autobahn immer leiser werden. Vorbei am Naturschutzgebiet Kuhgrabensee habe ich bereits einen Blick über die endlosen grünen Wiesen des Blocklandes und auch dieses mal kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ich vor 3 Minuten noch in der Großstadt war. Nun geht es entlang des Kuhgrabens immer geradeaus bis zum Restaurant Kuhsiel, einer festen Institution im Blockland für deutsche Hausmannskost. Wenn im Winter wieder zahlreiche Kohlfahrten im Blockland unterwegs sind, dann haben sie nicht selten das Ziel „Grünkohl essen im Kuhsiel“. Zum Glück ist jetzt Sommer und ich muss mich nicht mit meinem Rad durch die Kohlfahrt-Gruppen drängeln. Beim Kuhsiel biege ich links ab und befinde mich ab jetzt auf dem Wümmedeich. Die Wümme, ein naturbelassener Fluss der sich mit zahllosen Kurven durch das Blockland schlängelt, ist ab hier meine Begleiterin. Vorbei an den ersten historischen Bauernhöfen komme ich an der Pusta Stube vorbei, einer absoluten Kult – Kneipe im Blockland. Die Pusta Stube ist im Grunde nicht zu übersehen mit all ihren bunten Dekorationen im Vorgarten. Im Sommer finden hier außerdem immer wieder Live-Musik Events statt. Heute geht’s aber weiter über den Wümmedeich und obwohl ich erst seit etwa 20 Minuten aus der Stadt raus bin, merke ich bereits, wie die ländliche Atmosphäre hier auf dem Deich ihre Wirkung entfaltet hat, denn ich fühle mich spürbar entspannter. Nach etwa weiteren drei Kilometern erreiche ich den Hof Kaemena.
Der Hof Kaemena hat sich in den vergangenen Jahren als überaus beliebtes Ausflugsziel etabliert. Besonders bekannt ist er für sein hervorragendes selbst hergestelltes Bio-Eis, außerdem wird hier ein kleiner Erlebnis-Bauernhof geboten, der gerade für Familien ein paar Entdeckungen bereit hält. Man darf den Kuhstall betreten und sich ein Bild von der tierfreundlichen Haltungsform machen und Kinder dürfen zudem auf dem hofeigenen Spielplatz herumtoben. Auch ich gönne mir hier heute ein leckeres Bio-Eis bevor es weitergeht. Besonders empfehlenswert im Sommer, ist auch immer ein Picknick auf dem Wümmedeich. Einfach die Seele baumeln lassen und dabei die Boote auf der Wümme beobachten, vielleicht noch ein gutes Buch in der Hand, so ist der Stadttrubel schnell vergessen. Bei meiner Radtour komme ich nun am Graben „alte Wettern“ vorbei, der sich mit zahlreichen historischen Überwegen vom Wümmedeich bis ans Stadtgebiet erstreckt. Es gibt ihn bereits seit dem 16. Jahrhundert und von der Bank auf dem Wümmedeich hat man einen herrlichen Blick entlang der „alten Wettern“, wobei man nicht selten zahlreiche Zugvögel beobachten kann, die im Vogelschutzgebiet Blockland Rast machen. Hier lohnt sich ein Stopp. Nur wenige hundert Meter nach der Bank biege ich nun am Restaurant Dammsiel wieder links ab und fahre ab hier entlang der kleinen Wümme wieder in Richtung der Stadt. Kurz vor meinem Ziel, dem Bremer Tierheim, unterquere ich wieder die A27 und merke wie die Geräuschkulisse sich verändert. Ich bin wieder in der Stadt. Macht aber nix! Ich fühle mich entspannt und geerdet. Ein Effekt den ich gern auch auf weiteren Touren durchs Blockland wieder erleben möchte, weshalb für mich feststeht: Ich komme wieder!
Es gibt noch mehr zu entdecken – Worpswede
Da der Tag noch jung ist, entschließe ich mich kurzerhand dazu euch noch ein weiteres Highlight aus dem Bremer Umland vorzustellen. Damit ich nicht zu viel Zeit verliere steige ich dieses Mal jedoch ins Auto und nehme euch mit ins Künstlerdorf Worpswede. Nach etwa 30 Minuten Autofahrt ab Bremen bin ich auch schon da. In der Bergstraße, die das Herzstück des Ortes bildet befindet sich ein großer Parkplatz von dem aus ich zu Fuß eine kleine Wanderung durch den Ort mache.
In der Touristinfo, die sich direkt neben dem Parkplatz befindet, erfahre ich, dass dieser ländlich geprägte Ort große Künstler hervorgebracht hat. Namen wie Heinrich Vogeler, Fritz Mackensen, Paula Modersohn-Becker und Bernhard Hoetger haben hier gewirkt und sind neben weiteren Namen unmittelbar mit dem Ort Worpswede verbunden. Ich finde das spannend und entdecke links und rechts neben der Bergstraße überall Kunst. Hier stehen Skulpturen, es gibt Geschäfte die sich auf den Verkauf vor Kunstdrucken spezialisiert haben und vor allem fällt mir die besondere Architektur mancher Gebäude auf.

Ich merke selbst, hier ist man schnell abgelenkt, ich wollte euch doch die besondere Landschaft um Worpswede zeigen. Wenn ihr allerdings mehr über die Geschichte des Ortes und den damit verbundenen Namen erfahren möchtet seid ihr in der Touristinfo bestens aufgehoben. Landschaftlich ist Worpswede jedenfalls nicht, wie man es vom Bremer Umland eigentlich erwarten würde flach, sondern stattdessen hügelig. Direkt an der Touristinfo zweigt die Lindenallee von der Bergstraße ab, eine wunderschöne Allee die mir sofort ins Auge fällt. Im Internet habe ich bereits erfahren das man von dieser Straße aus einen Rundweg gehen kann der tolle Ausblicke ermöglichen soll, genau das werde ich jetzt testen. Die Lindenallee macht nach etwa 500 Metern einen scharfen Rechtsknick in die Straße „Auf der Heidwende“, beide Straßen lassen mich erahnen weshalb Worpswede auch als „Künstlerkolonie“ bekannt ist, denn ein Haus in unkonventioneller Bauweise reiht sich hier an das nächste. Nach weiteren 500 Metern geht es rechts ab über Wiesen und Felder. Nach etwa 100 Metern sehe ich links den imposanten „Niedersachsenstein“, ein riesiges, geziegeltes Kunstwerk. Bernhard Hoetger hat es entworfen und es hat eine Höhe von 18 Metern erfahre ich auf einer Infotafel. Ringsherum befindet sich hügeliges Waldgebiet und überall führen Wanderwege entlang. Mein Ziel ist jedoch der Weyerberg, denn hier, so habe ich erfahren soll es eine wundervolle Aussicht über die Landschaft geben und sogenannte „Wolkensofas“ von denen eine Sicht bis Bremen möglich sein soll. Ich bin gespannt. Weiter entlang der Rundwegs, immer zwischen Wald und Wiesen erreiche ich sie schließlich, die Aussicht am Weyerberg.
Wow! Das hat sich gelohnt. In der Ferne erkenne in die Silhouetten der Bremer Kraftwerke und auch den Fallturm an der Universität kann ich erahnen. Bei blauem Himmel und in der Ruhe der Umgebung werde jetzt noch ein wenig das herrliche Wetter genießen und dabei auf einem Wolkensofa liegend die tolle Aussicht genießen. Alles in allem ein besonderer Ort mit einer besonderen Geschichte. Ich kann verstehen weshalb so viele Künstler diesen Ort wählten.

Eine besondere Entdeckungswanderung geht zu Ende
Was für ein schöner Tag! Meine Erkundungstour im Bremer Umland hat mich tief entspannt! Damit ist klar: Es gibt in Bremens unmittelbarer Nähe Orte die einen spürbaren Erholungswert haben und mit denen man jederzeit die Chance hat aus dem Stadttrubel auszubrechen. Ich bin gespannt auf die nächste Tour ins Bremer Umland, denn neben dem Bremer Blockland und dem hügeligen Künstlerdorf Worpswede soll es noch weitere tolle Orte geben. Die heutigen Eindrücke haben mich jedenfalls neugierig gemacht.
von Gerald Wiggerink