Jedes Jahr präsentieren die Museen Böttcherstraße einen Sommergast. In diesem Jahr lernt unsere KROSSE Redakteurin Amelie den Berliner Künstler Slawomir Elsner kennen. Inspiriert von den alten Meistern, lässt er den Buntstift schwingen und schafft völlig neue Eindrücke.
Wer ist Slawomir Elsner?
Slawomir Elsner wollte schon immer Künstler werden. Als Kind bekam er Zeichenunterricht, in dem sich sein Talent bewies. Später kam er über einen kleinen Umweg zur Kunst zurück und schrieb sich für ein Kunststudium ein.
Sein Interesse an anderen Künstlern ist breit gefächert, im Besonderen inspirieren ihn Künstler wie Michelangelo, Rembrandt und David Hockney.
Elsner arbeitet in Serien, das heißt, es entsteht immer eine Gruppe von Werken zu einem Thema. So wie beispielsweise eines seiner aktuellsten Projekte “Cranach²”. Nebenbei aber widmet er sich weiteren Serien, zum Beispiel den Aquarellen.
Cranach²
Unter dem Titel “Cranach²” stellen die Museen Böttcherstraße aktuell seine adaptierten Versionen der dort hängenden Alten Meister aus. Elsner hat dort vor allem Inspiration von den Gemälden von Lukas Cranach d.Ä. erhalten. Besonders bekannt sind hier die Bildnisse von Matin Luther und seiner Frau Katharina von Bora, denen durch das Vorzeichen des diesjährigen Jubiläums der Reformation eine besondere Rolle zugesprochen wird.
Was diese Werke Elsners so ungewöhlich macht, ist ihr Schaffungsprozess. Wer von weiter Entfernung auf seine Bilder schaut, wird vermutlich zunächst nicht viel erkennen können. Unscharfe Umrisse, Lichtflecken und gruppierte Farben zieren das Papier. Erst bei näherer Betrachtung fallen die unzähligen Buntstiftlinien auf, aus deren bunter und feinster Komposition das Gesamtwerk entsteht.
Wie das funktioniert? Elsner erklärt: “Ich suche mir ein Bild aus und mache es am Computer unscharf. Das ist dann meine Vorlage und danach setze ich die Farbstriche. Komposition und Licht spielen dabei eine sehr wichtige Rolle.”
Nachtstücke
Abseits der Cranach-Serie werden auch einige seiner Aquarelle ausgestellt. Besonders ansehnlich ist hier zunächst die Auswahl an Werken aus der Serie “Nachtstücke”. Große hochformatige Aquarelle in dunklem Blau mit weißen Punkten in einem Lichtkranz – wie ein Sternenhimmel. Elsner erklärt, dass es seine spezielle Technik ist, die Farbe in vielen Schichten auf sehr feuchtem Papier aufzutragen. Jede Schicht trocknet für sich und das Papier beginnt sich unter dem Einfluss zu wölben. So ensteht fast schon der Eindruck, einem Vorhang mit Faltenwurf gegenüber zu stehen oder einem mit leichten Wolkenstreifen durchzogenen Nachthimmel – eine fesselnde und gleichzeitig vollends harmonische und beruhigende Atmosphäre entsteht.
“Windows on the World”
Zwischen den Aquarellen befinden sich auch Stücke aus der Serie, die auf Fotos aus der gleichnamigen Bar “Windows on the World” des World Trade Centers zurückgeht. Elsner schoss dort 2001 selbst die Fotos, noch unsicher, was er damit anfangen sollte, so erzählt er. Jahre später, das World Trade Center war nur noch eine Schreckenserinnerung, setzte er die Fotos in seinem persönlichen Stil um und zeichnete die Motive großformatig aus einzelnen Buntstiftlinien. Verblüffend, denn diese Feinstarbeit wirkt aus einigen Schritten Entfernung wie ein Großabzug einer Fotografie. Für den Künstler selbst sind diese Werke (elf an der Zahl) von symbolischem Charakter. Nach dem Attentat auf das WTC sind sie ein ganz besonderes Denkmal. “Ich thematisiere nicht den Anschlag direkt, zeige keine Zerstörung, sondern feiere die Schönheit des Augenblicks.”, sagt Elsner selbst.
KROSSES Fazit
Ist das Kunst oder kann das weg? Nein, auch für Kunstbanausen ist der Sommergast in den Museen Böttcherstraße einen Besuch wert. Die Werke überzeugen durch eine lebhafte und mutige Neuinterpretation der Alten Meister und durch ein Feingefühl in der Wirkung, das für Jedermann zugänglich ist. Viel frische Farbe und moderne Ansätze der Kunst verleihen den Räumlichkeiten eine sommerliche Stimmung und laden zum Bleiben und Bewundern ein.
Wenn ihr mehr erfahren wollt, schaut doch bei den Museen Böttcherstraße vorbei.
Bild: Ansicht Cranach²-Raum im Ludwig Roselius Museum mit Werken von Slawomir Elsner, Patric Leo
Amelie Szameit