Am 13. Juli war es mal wieder so weit. Die Wiesen des Osterdeichs waren voller Menschen, die sich (ganz optimistisch) mit Sonnenbrille auf der Nase und Bierflasche in der Hand für fünf Tage Kulturprogramm bereitmachten. Die Breminale begann!
Für Nichtbremer oder Neuzugezogene galt es zuvor erstmal herauszufinden, worum es hier überhaupt geht. Das größte Bremer Open-Air-Fest hat nämlich trotz des ähnlichen Namens nichts mit dem Filmfestival in Berlin zu tun. Stattdessen können die Besucher hier die unterschiedlichsten Bands live erleben, spannenden Lesungen lauschen oder Yogaübungen lernen. Das Beste? Eintritt gibt’s nicht! Nach dem Motto „Kultur für alle“ fand die Breminale bereits zum 29. Mal kostenlos statt.
Das Wetter war für Mitte Juli mit Temperaturen zwischen 14 und 20 Grad dann zwar doch eher kühl, aber dafür blieb es abgesehen von einem sehr verregneten Donnerstag zumindest abends immer trocken und sogar die Sonne ließ sich zwischenzeitlich blicken. Die Bremerinnen und Bremer ließen sich aber selbst durch Wind und Schauer nicht vom Besuch der Breminale abhalten. Die mehr als 100 Künstler lockten in diesem Jahr nach Angaben der Veranstalter geschätzt rund 200.000 Besucherinnen und Besucher auf die Osterdeich-Wiesen und auch die KROSSE Redaktion war natürlich jeden Tag vor Ort.
Ohren auf, Tanzschuhe raus und los
Die Gruppe der Musikliebhaber wurde Mittwochabend zunächst von der Indie-Rock Band Someday Jacob am ‚Himmelwärts‘-Zelt empfangen. Sanfte Gitarrenklänge und die ruhige Stimme des Sängers und Songschreibers Jörn Schlüter sorgten für ein harmonisch wippendes Publikum, das mit einem Lächeln auf den Lippen den Liedern lauschte. Der Band geht es nach eigener Aussage darum, ein Konterpunkt gegen alles Hastige und Zeitgetriebene zu sein – wir würden sagen, das ist ihnen gelungen! Wer einmal eine Pause von der Schnelligkeit des Lebens braucht und auf Indie oder Folk steht, sollte hier unbedingt mal reinhören.
Für alle, die sich ein bisschen mehr nach Mitsingen sehnten, legte die Band Jupiter Jones im ‚Deichgraf‘ eine ordentliche Bühnenshow hin. Die Jungs aus der Eifel kennen die meisten spätestens seit ihrem Hit „Still“, für den sie 2011 sogar einen Echo bekamen. Doch das eher ruhige und romantische Lied täuscht, die Band kann auch wilder. Der seit zwei Jahren neue Sänger Sven Lauer war selbst am Ende des Auftritts noch so energiegeladen, dass er sich auf einem Surfbrett durch die Menge tragen ließ und an den Haltestangen des Zeltes emporkletterte, während er alle zum Mitsingen motivierte.
Ein wenig EM-Feeling im Deichgraf
Am Donnerstag sorgte vor allem der Auftrifft von Max Giesinger für großen Andrang im Deichgraf. Den Sänger kennt der ein oder andere bestimmt noch aus der Show „The Voice of Germany“, bei der er 2011 im Finale stand. Auf der Breminale berührte er das bunt gemischte Publikum mit seinen gefühlvollen Songs, wie dem Radio-Hit „80 Millionen“. Vor allem die leicht abgeänderte EM-Version des Songs, die Platz 2 der deutschen Charts erreichte, haben wahrscheinlich viele noch in den Ohren. So kehrte am Donnerstagabend auch in das Festzelt der Breminale wieder ein wenig des EM-Gefühls ein.
Beats zum Mitsingen
Beim Rap-Abend am Tanzboden wurden am Freitagabend besonders viele Besucher auf die Tanzfläche gezogen. Zunächst sorgte DJ Smiles für ordentlich Tanzlaune, danach mischte die Band Luc von Mensing die Menge auf. Die Oldenburger kombinieren Hip Hop und Gesang, punkten mit tiefsinnigen Texten aus dem wahren Leben und einer klaren Linie. Mit Liedern, die gute Laune machen und gleichzeitig zum Nachdenken anregen, gelingt es der Band, ihre Zuhörer fast automatisch zum Mitsingen zu bewegen und sie kurz den Stress des Alltags vergessen zu lassen.
Nach Luc von Mensing’s Auftritt ging es weiter mit dem Rapper Chima Ede. Der Berliner ist noch nicht lange im Geschäft, aber hat schon mit seiner ersten EP ‚Lebenslust für Aufmerksamkeit in der Rap- und Kritikerszene gesorgt. Auch am Freitag wurde er von zahlreichen Fans unterstützt, die rund um den Tanzboden herum seine Songs feierten.
Tanzen bis zum Schluss
Samstagnacht versammelten sich dann alle Reggae Liebhaber im Flut, wo die Band JAMARAM für ein erstklassiges Life-Entertainment sorgte. Die Jungs lassen sich bei ihren Songs von den Reisen und Tourneen durch fremde Länder inspirieren, die sie in den letzten 15 Jahren schon mitgenommen haben und beweisen, dass Ska, Latin, Pop und Balkan Beats eine ziemlich geile Mischung ergeben.
Alle, die nach dem Auftritt der Band noch immer keine wunden Füße vom Tanzen hatten, zogen danach weiter Richtung Wohnzimmer, wo aktuelle Hits und altbewährte Diskoklassiker jeden Abend für ein volles Zelt sorgten. Auch auf den anderen Bühnen der Breminale kamen Fans von Electro und Trap durch verschiedene DJs jede Nacht voll auf ihre Kosten.
Essen soweit das Auge reicht
Für die Besucher, denen neben der Musik auch das Essensangebot sehr wichtig war, wurde ebenfalls ausreichend gesorgt. Neben den üblichen Ständen bot vor allem das Bio-Erleben Dorf mit regionalen Bio-Produkten eine große Auswahl an Leckereien. Von Bio-Eis oder Bio-Crêpes bis zur klassischen Bratwurst mit Pommes oder handgemachtem Brot war alles, was das Herz der hungrigen Bremer begehrte, zu finden. Natürlich durfte auch die internationale Küche gekostet werden mit ausgefalleneren Speisen, wie z. B. indianischen Süßkartoffel-Pommes oder afrikanischer Reispfanne.
Wissenschaft auf hoher See
Für Naturwissenschafts-Begeisterte war auch die MS Wissenschaft einen Besuch wert, die während der Breminale am Osterdeich anlegte. In der Ausstellung „Meere und Ozeane“ konnten Besucher des Schiffs eine spannende Forschungsexpedition durch verschiedene Meeresräume starten und so die Küste, die hohe See, die Tiefsee und das Eismeer samt ihrer Bewohner näher kennenlernen. Viele Ausstellungsstücke luden dazu ein, selbst aktiv zu werden und die Geheimnisse des Ozeans zu lüften.
Wer die Breminale in diesem Jahr verpasst hat, kann sich unsere kleine Bildergalerie anschauen oder bekommt auch in den Crowd Clips von Bremen Vier noch weitere Einblicke in das Treiben auf den Wiesen mit den Highlights jeden Tages zu sehen. So wird die Vorfreude auf das nächste Jahr garantiert geweckt. Den Termin für 2017 könnt ihr übrigens schon mal fett im Kalender markieren: Dort findet die Breminale vom 05. Bis 09. Juli statt. Wir können es kaum erwarten!
Louisa Charles & Isabella Weder