Natürlich war die Krosse-Redaktion auch auf der Breminale anwesend. Mit diesem launigen Nachbericht wollen wir das Event für unsere Leser nochmals Revue passieren lassen.
Ein sonniger Auftakt
Der Mittwochabend auf der Breminale ließ Großes hoffen für die kommenden Tage. Denn das Wetter kam schön wie bestellt und bei warmer Sommerluft und den letzten Strahlen der untergehenden Sonne brachten The Eternal Spirit auf der MS Treue die Besucher auf und vor dem Anleger gleichermaßen zum Tanzen. Die jungen Bremer spielten ein rhythmisches Poprockset mit Britrock-Anleihen und wirkten mit ihrer lässigen Performance ebenso authentisch wie sympathisch. Die perfekte Beschallung für so einen Auftakt.
Um 22:30 Uhr wurde es spannend auf der Flut-Bühne, denn dort wurden die Durchstarter von Rhonda vollmundig vom Bremen 4 Moderationsteam angekündigt. Man sei besonders stolz, dass so eine Musik aus Bremen käme. Auch wenn einige der Bandmitglieder eigentlich in Hamburg ansässig sind, drückte der Lokalpatriot hier gern beide Augen zu und erfreute sich stattdessen an einer gelungenen Melange aus 60’s Grooves, Amy Winehouse-Gedächtnis-Soul und eben jenem Sound, den Sängerin Milo Milone gerne mal mit den Klängen der Tarantino-Soundtracks vergleicht, und so falsch liegt sie mit dieser Einschätzung gar nicht. Die Musik klang an diesem Abend jedenfalls genauso cool, aufmunternd und tanzbar wie erhofft.
Und um 23:00 Uhr legte im Deichgraf-Zelt der MC Stunnah mit seinem Set los. Erstmals in deutscher Sprache präsentierte der Rapper hier seine neuen Songs, die beat-technisch nach wie vor sehr Drum’n’Bass-orientiert, lyrisch aber mitunter unerwartet persönlich geraten sind. Auch wenn der Rapper, der an diesem Abend zuvor bereits mit seinen Kollegen von AELEMENT auf der Bühne stand, bei seinem Sologig mit einigen soundtechnischen Problemen zu kämpfen hatte, lieferte er eine energetische Show mit einigen Gastrappern (u. a. Kollege und ehemaliger WG-Mitbewohner Mutz), DJ und Livedrummer ab. Bei seinem finalen Hit „Geht nicht klar“ kannte das Publikum dann kein Halten mehr. Was für ein schönes Finale für den ersten Breminale-Abend.
Schweiß, Matsch und dicke Bässe
Der wohl am sehnlichsten erwartete Act für Freitagnacht – das Berliner Elektroduo Lexy & K-Paul. Im Deichgraf-Zelt von Bremen Vier standen die DJs auf der Bühne und überzeugten das Publikum mit lauten Bässen, bunter Lichtshow und reichlich Adrenalin! Das DJ-Duo feuerte bis zum Ende ein Feuerwerk der tanzbar-elektronischen Musik ab und animierte wirklich jeden Menschen im Umkreis von 100 Metern zu ihrem Sound zu feiern. Als aufgespannte Regenschirme und Strandbälle durch Luft flogen, schien das technoelektronische Amüsement seinen Zenit erreicht zu haben – die Atmosphäre vor dem Set war einfach bombastisch. Im Zelt und davor tanzten die Feierwütigen ausgelassen, sie schienen sich auch absolut nichts mehr daraus zu machen, bis zu den Knien im Matsch zu stehen. Denn was wenige Tage zuvor noch eine schöne grüne Liegewiese war, gleicht inzwischen nur noch einem Schlachtfeld, überzogen von Schweiß, Spucke und ein bisschen Glitzer. Danke Bremen!
Frauenpower bei Audiolith
In diesem Jahr war auch das Betonschiff Treue wieder Veranstaltungsort der Breminale – am Freitagabend hat Ira Atari, die bei Audiolith unter Vertrag steht, ihr Können zum Besten gegeben. Nicht nur das Schiff hat ordentlich gewippt, sondern auch der Anleger am Osterdeich hat unter den Sprüngen des feiernden Publikums gewackelt. Für Fans von poppigem Electro war ihr Auftritt mit Sicherheit ein Sahnebonbon der Breminale!
„Wir spieln jez ‘n Song, den wir au‘ noch nich‘ kenn‘!“
FlowinImmO lieferte Freitagnacht noch feinsten Impro-Rap in den Wallanlagen – Feinkost für Anhänger des deutschen Sprechgesangs, wie ich finde. Und faszinierend, wie schnell ein Mensch Worte aneinanderreihen kann. Aber nicht nur seine Wortakrobatik war besonders. Dieser Mann hat es tatsächlich geschafft, die B-Boy-Szene für einen kurzen Moment wiederzubeleben und seine Zuhörer im Schlamm breakdancen zu lassen. Und das während er fehlerfrei eine Line nach der anderen geschmettert hat. Ehrlich mal, wie geht das?! Muss man nicht immer schon zwei Zeilen weiterdenken während man rappt? Chapeau, das war höchste Impro-Kunst!
Reggae und Soul am Samstagabend
Er war einer meiner persönlichen Top-Acts der Breminale: Schmuse-Jazz-Soul-Liebling Patrice. Offensichtlich war ich nicht die einzige, die sich auf ein Live-Konzert dieses Publikum-Lieblings gefreut hat. Der Osterdeich war rappelvoll. Aus der Vogelperspektive muss es ausgesehen haben, als hätte sich die gesamte Stadt am Weserufer versammelt. Die einzig rettenden Inseln zwischen den Menschenmassen: die Haake Beck-Bierwagen. Mit Beck’s in der Hand habe ich mich dann in Hanglage begeben und den sanften, funkig-jazzigen Tönen von Patrice und Band gelauscht. Schade, dass sie besonders zum Ende hin so ruhig blieben. Das Publikum wollte Party, Patrice lieferte Soulmusik. Aber egal, dann es war wunderschön, besonders an diesem lauen Sommerabend.
Julia Makowski & Marian Rossol