Die Saison des SV Werder Bremen war voller Höhen und Tiefen. Erst die große Enttäuschung der Hinrunde, dann ein starkes Comeback. Unsere Redakteurin zieht eine Bilanz über die Saison der Grün-Weißen.
Werders harter Winter – Hinrunde 2016/2017
Der Saisonauftakt war alles andere als glücklich. Vier verpatzte Spiele, null Punkte. Werder schien sich nach der Pause unter dem „Skripniker“ noch nicht gefunden zu haben und verlor bereits in der Anfangsphase wichtige Punkte. Unter Nouri als Interimstrainer zeigte sich Werder deutlich engagierter und leidenschaftlicher. Folgerichtig schafften es die Grün-Weißen, sich mit dem ersten Sieg der Hinrunde (2:1 gegen Leverkusen) etwas Luft im Tabellenkeller zu machen. Doch wehte hier eher ein raues Lüftchen als starker Rückenwind, denn bereits im nächsten Spiel wurde Werder gegen RB Leipzig wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Bei der 1:3 Niederlage musste sich Werder Schwächen in der Defensive eingestehen. Hinzu kamen konditionelle Probleme, die Werder besonders in den Schlussphasen das Tempo nahmen. All dies konnte durch die eigentlichen Stärken in der Offensive nicht kompensiert werden. In Ingolstadt (0:1) schien Werder sich, unter dem neuen Cheftrainer Alexander Nouri, wiedergefunden zu haben und blieb im weiteren Verlauf insgesamt vier Spieltage lang ungeschlagen. In die Winterpause verabschiedete sich der SVW mit einem respektablen Unentschieden gegen die TSG Hoffenheim.
Werders Frühjahrserwachen – Rückrunde 2017
Durch die Verschiebungen im Spielplan kam es erst 2017 zur Begegnung Werder Bremen gegen Borussia Dortmund, welche unglücklich mit 1:2 verloren ging. Zum Start der Rückrunde galt es dann, die 0:6 Hinrundenniederlage gegen den FC Bayern München wiedergutzumachen. Doch trotz kompakter Defensive kassierten die Bremer zwei Tore und konnten auch trotz Treffer in der zweiten Halbzeit den Tabellenersten nicht schlagen. Werder schien allerdings motivierter als in der Hinrunde und deutlich kampfbereiter. Nach einer erneuten Pleite in Augsburg und im Weserstadion gegen Borussia Mönchengladbach schien Werder allerdings aus seinem Winterschlaf erwacht zu sein und läutete mit dem 2:0 in Mainz das Comeback der Saison ein. Werder startete durch nach dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann?!
Werders zweiter Frühling – Europa ist zum Greifen nah
Die Grün-Weißen schafften, was keiner vermutet hatte. Nach der schlechtesten Hinrunde seit 39 Jahren ist Werder wieder zurück. Es grenzt an ein weiteres „Weser-Wunder“, denn der SVW startete in Mainz eine Reihe von elf ungeschlagenen Spielen. Sie kämpften und holten dabei 16 Punkte. Diese beachtliche Leistung konnte nur der Tabellenerste, der FC Bayern München, toppen. Werder glänzte, indem sie die Schwächen in der Defensive abbauten und deutlich stabiler auftraten. Auch das Mittelfeld erstrahlte, vor allem durch den Neuzugang Thomas Delaney, in neuem Glanz und ergänzte den Sturm, sodass die meisten Treffer saßen. Werder nutzte das Momentum und kämpfte sich in die oberen Ränge der Tabelle.
Drei Mal ist Bremer Recht
Drei Spiele bis zum Ende der Saison, jeweils drei Tore von Werder, aber dennoch drei Niederlagen.
Leider kam es nicht zu einem Dutzend ungeschlagenen Spielen. In Köln riss die imposante Serie nach einem spannenden Spiel 4:3 gegen den „Effzeh“. Im Saisonendspurt wirkte Werder dann stark angeschlagen durch diese Niederlage und konnte auch zu Hause gegen Hoffenheim keine Punkte holen. Bei der 3:5 Niederlage gegen die TSG wirkte gerade die Defensive instabil. Auch in Dortmund musste Werder vier Gegentore kassieren und verlor das Saisonfinale in einem äußerst spannenden Spiel mit 3:4. Werders Wille war stets da und sie haben gekämpft – für ihre Fans, für den Verein und für Europa. Doch leider hat es am Ende „nur“ für den achten Platz gereicht und so beendet der SVW eine Saison voller Höhen, Tiefen und vor allem einer Menge Emotionen.
Drei Gründe für Werders turbulente, aber letztendlich erfolgreiche Saison
1. DFB-Debakel
Im DFB-Pokal trat Werder gegen den Drittligisten Sportfreunde Lotte an und verlor mit 1:2. Dieser Misserfolg war ein herber Rückschlag für die Grün-Weißen und leitet die miserable Bundesligahinrunde ein.
2. Trainerwechsel – #nouriliebezählt
Nach der sofortigen Beurlaubung des ehemaligen Cheftrainers Viktor Skripnik übernimmt der U23-Trainer Alexander Nouri die Mannschaft. Werders Manager Frank Baumann erhoffte sich von ihm „einen Impuls für das Team“ und als solcher stellte sich Nouri auch heraus. Als ein relativ junger Ex-Fußballer spricht Nouri die Sprache der Mannschaft und versucht besonders die individuellen Stärken der Spieler hervorzubringen und in die richtigen Bahnen zu lenken. Seine Methode zeigt Wirkung, denn nach seinem ersten offiziellen Auftritt als Cheftrainer des SVW erzielen die Bremer den ersten Sieg der Saison am 7. Spieltag.
3. Never change a winning team
Krusels – das Duo bestehend aus Fin Bartels und Max Kruse. Auf St. Pauli haben sie es fast geschafft aufzusteigen, in Bremen schießen sie Werder immer näher Richtung Europa und runter von den letzten Plätzen. Kruse und Bartels bilden ein dynamisches Duo in der Sturmspitze und bringen Werder damit in der Rückrunde ordentlich nach vorne.
Werder hat uns mit einer spannenden Saison in ihren Bann gezogen. Wir dürfen neugierig sein, wie sie aus der Sommerpause zurückkommen, wie es ohne Fritz als Kapitän laufen wird und ob Europa als nächstes Ziel genauso realistisch bleibt, wie in der Rückrunde.
Antonia Dreyer
Bildquelle: SV Werder Bremen GmbH &CoKG aA