Don’t call ’em Zombies! Die Deadites sind zurück und mit ihnen der wohl unfähigste Verfechter gegen das Böse, der je eine Kettensäge geschwungen hat: Ash Williams! Ein blutiger Serienspaß!
„Tanz der Teufel“ – vielleicht hätte dieser krude Filmtitel dem Großteil der Leserschaft bis vor zwei Jahren überhaupt nichts gesagt. Das ist nicht verwunderlich! Der Horrorklassiker, der tatsächlich die ersten Gehversuche von Erfolgsregisseur Sam Raimi markiert, welcher wiederum das Popcornkino in den frühen 2000er Jahren mit der Spider Man Reihe begeisterte, ist hierzulande nämlich nicht bloß in vielen Schnittfassungen indiziert und darf somit weder öffentlich beworben noch ausgestellt werden – das ungeschnittene Original ist in Deutschland bis dato beschlagnahmt. Dass diese Entscheidung im Jahr 2015 und im Kontext der zeitgenössischen Gewaltdarstellung im modernen Horrorkino zumindest als anfechtbar einzuschätzen ist, ändert nichts am Status Quo: Dem deutschen Horrorfan soll das versiert gefilmte Retrospektakel bis heute vorenthalten werden und so bleibt den Aficionados – wie so oft – wieder mal nur der Weg über unsere österreichischen Nachbarn. Wenigstens das ebenso gelungene, knallbunte Quasi-Sequel „Tanz der Teufel 2“, welches im Prinzip die Geschichte des ersten Teils mit höherem Budget und maximaler Effektdichte neu- und weitererzählt, ist hierzulande für Erwachsene zu erwerben. Dieser Teil hat dann übrigens maßgeblich die humoristische Franchise-Komponente etabliert, die mit dem kultigen Trilogie-Abschluss „Armee der Finsternis“ samt Mittelalter-Setting auf die Spitze getrieben wurde.
Das Remake
Doch das 2013 angelaufene Kino-Remake des Original-Horrorklassikers von 1981 – dem Stephen King seinerzeit attestierte, der “originellste Horrorfilm des Jahres” zu sein – brachte das kultige Franchise um das Necronomicon Ex-Mortis (Das Buch der Toten, frei nach H.P. Lovecraft) einer neuen Generation hochglanzverwöhnter Gruselfans näher. Und tatsächlich: Für viele Genre-Kenner stellt die Adaption eines der gelungensten Horror-Remakes der nun schon Jahre anhaltenden Wiederaufbereitungswelle dar: Die Schocks sitzen, die Kills sind ultrabrutal und der Look zeitgemäß. Zudem wurden wichtige Originalmotive berücksichtigt und aufgegriffen: Die halsbrecherischen Kamerafahrten durch den Wald – die ikonische Kettensäge – und selbst die berüchtigte Baum-Sequenz – alles findet sich wieder. Nur auf eine Komponente wurde verzichtet: Der Sprüche klopfende Wenigkönner Ash Williams taucht im gesamten Film nicht auf (wenn man von einem kurzen Cameo nach den Credits mal absieht).
Weshalb der Neuaufguss vor allem Fans der ersten Stunde nicht vollauf überzeugen konnte. Denn mit dem schrulligen Charakter, gemimt von Bruce „The Chin“ Campbell – steht und fällt gewissermaßen das Flair des Stoffes. Und die Nachfrage nach neuem Futter seitens der Fans war ungebrochen! Gerade, nachdem Dank des Remakes – übrigens produziert und überwacht von Raimi und Campbell themselves – die Serie wieder in aller Munde war. Doch zunächst schien alle Hoffnung vergebens.
Das Warten hat ein Ende!
Branchen-Ausflüge fanden zwar statt – so schuf Sam Raimi beispielsweise mit dem Horrorschocker „Drag Me To Hell“ einen in Ton, Härte und Humor durchaus akzeptablen Verweis auf die eigenen Wurzeln. Auch B-Movie-Ikone Campbell trat in vielen skurrilen Rollen vor die Linse – sei es nun als alternder King of Pop Elvis Presley im Genre-Crossover „Bubba Ho Tep“ oder gleich als er selbst in „My Name is Bruce“. Doch egal wie unkonventionell die Prämisse, wie bluttriefend die Sequenzen und wie augenzwinkernd der Erzählkern – es war eben nicht Evil Dead.
Im letzten Jahr wurde dann die Meldung verkündet, die eine weltweite Fanbase in Begeisterung versetzte: ja, das Franchise kehrt zurück! Ja, Sam Raimi ist wieder mit von der Partie! Und, verdammt: ja! Bruce Campbell wird ein weiteres Mal in die Rolle des kettensägenschwingenden Ash schlüpfen. Das wohl Aufregendste an der Sache ist allerdings der erzählerische Rahmen, denn anstelle eines weiteren 90-Minüters bekommen Fans gleich eine komplette Serie serviert. Das bedeutet im Klartext: Zehn mal dreißig Minuten feinste Splattercomedy und ein ehrwürdiger Nostalgieflash.
Das Konzept
Nun wissen wir, dass bei der Übertragung eines Filmkonzepts ins Showformat einiges verloren gehen kann. Erfreulicherweise aber macht Ash vs. Evil Dead einfach erstaunlich vieles richtig!
Doch warum funktioniert die Show – sofern man das nach der sechsteiligen, ersten Staffel beurteilen kann? Nun, die Macher haben sich für ihr Erzähltempo einen Kniff überlegt: Jede Folge ist erzählerisch als eine Episode im übergeordneten Story Kontext gegliedert. In der ersten Folge werden Prämisse, Charakter und zudem auch angestrebter Härtegrad etabliert. In Folge zwei sind wir dann mitten im Geschehen, als die verschollene und verstorben geglaubte Mutter der toughen Kelly Maxwell plötzlich wieder auf den Plan tritt. Die selige Idylle wird von Ashs taktlosem Auftritt jäh unterbrochen, der dem Familienglück nicht traut und in der heimgekehrten Mutter einen listigen „Deadite“ (so werden die zombie-ähnlichen Dämonenwesen aus dem Evil Dead-Kosmos genannt) vermutet. Ein gemeinsames Abendessen bei Familie Maxwell, bei dem Ash und der neu gewonnene Sidekick Pablo Simon Bolivar am Tisch sitzen, stellt das urkomische Zentrum der Episode dar.
Womit wir auch bei den Nebenfiguren wären, die gottseidank nicht halb so eindimensional-stereotyp angelegt sind, wie der Trailer zunächst befürchten ließ! Ganz im Gegenteil, wachsen einem der tollpatschige Pablo und die schlagfertige Kelly bald ebenso ans Herz wie das titelgebende Großmaul Ash.
Kommen wir nun zu einem weiteren Herzstück des Evil Dead-Kosmos, über das gesprochen werden muss: Blut. Da, wo früher noch von Hand gematscht wurde, treten nun häufiger mal computergenerierte Splatterelemente auf. Das ist wohl zugleich das größte Manko der Show, aber für ein Serienformat wahrscheinlich auch nicht anders zu vereinbaren gewesen. Doch noch immer gibt es genug haptische und liebevoll umgesetzte Tricktechnik versierter SFX-Artists. Und bitte nicht falsch verstehen: der Look der Sendung ist schon toll. Nachdem zunächst aufgrund des doch stark Comedy-basierten Einstands noch zu befürchten stand, die Macher hätten gar den Ton der Original-Reihe verfehlt, stellt sich spätestens mit Erscheinen des ersten „Deadites“ wieder das alte Flair ein. Und mit fortschreitender Laufzeit wird es immer besser! Obwohl optisch merklich gealtert, erkennt man in Bruce Campbells blutverschmierter Visage zum Ende der ersten Episode deutlich den Ash von früher – und schon ist man drin.
Wenn der Horror in der Serie dann losbricht, werden keine Gefangenen gemacht und die jahrelange Genre-Erfahrung der Produzenten tritt voll zutage. Was hier an überzogenen, bluttriefenden Bildern über die Mattscheibe flimmert, stellt sogar The Walking Dead in den Schatten. Insofern zeigen sich die Fans begeistert und vor allem dankbar, dass die Macher das Anliegen ernst genommen haben und nicht auf eine halbgare, familienfreundliche Umsetzung gesetzt haben.
Fazit
Ash is back und die Fans haben Grund zu jubeln. Die Show Ash vs. Evil Dead ist alles, wovon die Fans in all den Jahren kaum zu träumen gewagt haben. Blutig, schockierend, brüllend komisch. Und eine zweite Staffel wurde bereits bestätigt! Groovy!
http://https://www.youtube.com/watch?v=JxV4jKsxOs0
Marian Rossol