Am 21.11.2017 wurde “Animal Crossing Pocket Camp” im Android App-Store freigeschaltet. Neben Pokémon und Mario war es das dritte große Spiel von Nintendo. Wie gut ist das neue Spiel für iOS und Android, hält es den Erwartungen stand?
Viele Erwartungen auf den Schultern
Nintendo veröffentlichte schon die beiden bekannten Spiele Mario und Fire Emblem für Smartphones. Nachdem Mario eher schlecht als Recht abschnitt und viele Spieler enttäuschte, waren die Erwartungen an Nintendo hoch. Dies kam unter anderem daher, dass sie kurz vorher Super Mario Odyssey veröffentlichten. Dieses Spiel erschien für die Nintendo Switch und wird an vielen Orten als bestes Spiel aller Zeiten betitelt. Nun kam Animal Crossing für die Smartphones heraus – im Schatten vom neuen Mario Spiel – waren die Erwartungen bei den Fans noch höher. Doch kann das Spiel den Erwartungen stand halten?
Spielspaß, der wenig kostet?
Android Nutzer brauchen die Version 4.2 oder höher, die iPhone-Besitzer brauchen die iOS Version 9.0 oder höher. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann sich jeder das Spiel kostenlos herunterladen. Das Spiel hat wie jedes kostenlose Smartphone-Spiel einen Shop, in welchem es möglich ist eine Premium-Währung mit echtem Geld zu kaufen. Deshalb stellt sich bei kostenlosen Spielen jedes Mal die Frage: Wie spielbar ist das Spiel, wenn man kein Geld ausgeben möchte? Nach der Installation gab es für über eine Stunde dauerhaft etwas zu tun, ohne dass man Geld ausgeben musste. Die Möglichkeit, Premium-Währung auszugeben, besteht, wird einem aber nicht aufgezwungen. Das Spiel lässt sich also problemlos spielen (jedoch nur wenn man es in Ordnung findet nicht länger als 30-60 Minuten am Stück zu spielen).
Smartphones kann man mitnehmen, Zelte auch – Zeit Campen zu gehen.
In Pocket Camp hat man im Gegensatz zu den vorherigen Spielen keine Stadt, sondern einen Zeltplatz. Das Ziel des Spiels ist es Besucher für diesen zu begeistern und sie einziehen zu lassen. Damit sie auf den Zeltplatz ziehen, muss man bestimmte Gegenstände bauen und die Freundschaft zu den Charakteren erhöhen. Die Gegenstände, die man bauen muss, sind bei jedem Charakter anders und auch die Geschenke werden, durch Wünsche der Charaktere, vorgegeben. Gleichzeitig kann man den Zeltplatz dekorieren, wie man möchte – beziehungsweise wie die Charaktere es wollen. Eine andere Auffälligkeit ist, dass man keine Schulden hat, die man abbezahlen muss, jedenfalls nicht direkt. In den vorherigen Spielen begann man mit einem Schuldenberg und musste ihn über lange Zeit abbezahlen. Lässt man seinen Wohnwagen, den man zum hin und her fahren benötigt, vergrößern, so nimmt man direkt Schulden auf sich, die man jedoch abbezahlen kann, wann man es für richtig hält (also eigentlich auch nie).
Freunde finden und Sammeltrieb
Damit die Charaktere sich bereit erklären, muss man nicht nur die Gegenstände herstellen, sondern sich auch mit diesen anfreunden. Dies kann man durch Gespräche machen, welche aber streng begrenzt sind. Es muss einige Zeit vergehen bis man mit einem Charakter erneut plaudern kann. Die andere Möglichkeit, die Freundschaft zu verbessern ist Wünsche zu erfüllen. Jeder Charakter wünscht sich bestimmte Gegenstände, welche alle in der Spielwelt zu finden sind. Also macht man sich auf den Weg zum Früchte ernten, Angeln oder Insekten fangen. Fans der alten Spiele erleben immer wieder einen Moment der Freude, wenn sie Charaktere aus alten Spielen wieder treffen und sich noch einmal von vorne mit diesen anfreunden können.
Ungewohnte Welt
Das Spiel findet nicht in einer Stadt oder nur auf dem Zeltplatz statt, sondern an acht kleinen Orten, zwischen denen man jederzeit hin und her reisen kann. Jeder Ort hat andere Eigenschaften und die Gegenstände sind größtenteils an feste Orte gebunden. Zum Beispiel kann man nur an zwei Orten angeln gehen, und diese Orte haben verschiedene Fische in den Gewässern. Es dauert nicht lange, bis man die Welt kennen gelernt hat und weiß, welche Dinge man wo findet. Dies liegt daran, dass jeder Ort sehr klein und überschaubar ist. Störend sind die Ladezeiten zwischen den Orten. In jedem Bildschirm wünscht man sich ein großes Gebiet herbei.
Kleineres Medium, kleinerer Inhalt
Das Spiel bietet weniger als die bekannten Animal Crossing-Spiele. Es gibt keine Schaufel und keine Axt. Insekten fangen kann man nur in einem Gebiet und zufällig Steine treten oder Bäume schütteln scheint nichts zu bringen. Die Orte sind klein gehalten, es gibt nur sehr wenig verschiedene Gegenstände zum Sammeln. Mit jedem neuen Level schaltet man neue Charaktere und Möbel frei, wodurch das Spiel mit der Zeit umfangreicher wird. Am Anfang ist der Inhalt noch sehr überschaubar.
Wie soll mir das Geld aus dem Portmonee gezaubert werden?
Bei kostenlosen Spielen stellt sich immer die Frage: Wie sollen die Spieler zum Geldausgeben bewegt werden? Die erste Möglichkeit ist: Um länger spielen zu können. Nach einigen Wünschen sind die Charaktere erst einmal glücklich und es heißt warten, bis ihnen auffällt, dass etwas fehlt. Gegen echtes Geld ist es möglich, die Wünsche sofort aufzufüllen. Die Möbel müssen in einem Versandhandel bestellt werden, sie brauchen Materialien, welche man durch das Erfüllen von Wünschen bekommt und durch die Spielwährung Sternis. Die Sternis als auch Materialien bekommt man gut zusammen, jedoch brauchen einige Möbel ein paar Minuten zum Liefern, während andere mehrere Stunden brauchen. Die Lieferzeit kann gegen echtes Geld übersprungen werden. Zugang zu einem Ort, an dem man Materialien schneller sammeln kann, bekommt man nur gegen echtes Geld oder man bittet fünf seiner Freunde im Spiel um Hilfe, wie bei den zusätzlichen Leben in Candy Crush.
Fazit
Animal Crossing Pocket Camp ist bisher eindeutig das schlechteste Spiel der Reihe. Für Fans ist es am Anfang sehr enttäuschend, da es sich komplett anders spielt als die bisherigen Teile der Reihe. Doch das Spiel hat auch seinen Charme, wenn man es nicht als volles Spiel der Reihe sieht, sondern als Ergänzung.
Das Spiel macht auch nach einigen Stunden noch Spaß, jedoch immer nur für einige Minuten, wenn man kein echte Geld ausgeben möchte. Das Bezahlmodell ist jedoch fair, da man alle Objekte des Spiels bekommen kann ohne Geld auszugeben, es dauert nur um einiges länger.
Störend ist, dass man dauerhaft online sein muss um das Spiel zu spielen, W-Lan oder eine gute Internetflatrate ist also Pflicht.
Doch Animal Crossing Pocket Camp ist für mich eines der besten kostenlosen Spiele, welche bis jetzt für Smartphones erschienen sind. Nintendo konnte die Erwartungen der Nutzer zwar nicht vollkommen erfüllen, allerdings ist es ein zufriedenstellender Spielspaß.
Michael Nielsen
Bildquelle: BagoGames https://www.flickr.com/photos/bagogames/30654454991/in/photostream/