Wie die junge Band Casting Louis, aus dem Bremer Umland, frisch aus dem Probekeller heraus die Welt bereist und richtige Rockstar-Luft schnuppern darf.
Stell dir doch mal vor: Du bist jung, Musiker aus Leidenschaft und träumst nur davon irgendwann mal , das, was du am liebsten machst, Musik, zu deinem Beruf machen zu können. Deine Band gibt es erst seit einem halben Jahr und ihr nehmt trotzdem mal am SchoolJam teil, dem größten Schülerband-Contest in ganz Deutschland, und ihr gewinnt! Nicht nur das, dazu kommen somit Konzerte in den USA, Großbritannien und China. Ihr nehmt eine CD auf und eines Tages ruft dich Stefanie von Silbermond an und verkündet dir, dass sie euch von über 100 Bewerbern als Vorband für ihr Konzert in der Bremer ÖVB-Arena mit 14 000 Zuschauern ausgewählt haben. Was wie ein Traum für einen Amateur-Musiker klingt, ist den vier Jungs von Casting Louis aus Achim tatsächlich passiert. Ich habe mit Patrick Heym, Sänger und Gitarrist bei Casting Louis, über seine Erfahrungen in den letzten Monaten, sein Leben zwischen Uni, Proberaum, Reisen, Konzerten, Familie und Freunden gesprochen.
KROSSE: Als feste Band gibt es euch noch gar nicht so lange, wie seid ihr denn auf die Idee gekommen euch beim SchoolJam zu bewerben?
Patrick Heym: Das ist eigentlich relativ spontan entschieden worden. Als wir die letztendliche Bandformation hatten, hat uns mein Bruder angemeldet. Also die Hälfte der Band wusste auch gar nicht davon (lacht).
Wie habt ihr euch denn gefunden?
Prinzipiell war das ganze eine Idee, die aus einer Schulband heraus entstand. Wir haben uns dann kurz vor dem Abi erst gegründet und zusammen gespielt. Meinen kleinen Bruder habe ich dann noch mit dazu geholt, der war natürlich noch nicht in der Abiband und erst 14 oder 15.
Welche Bands beeinflussen eure Musik denn am meisten?
Wir haben alle so unsere Vorbilder, das geht bei uns schon in dieselbe Richtung, aber jeder hat natürlich seine Lieblingsbands und Haupteinflüsse.
Die dann alle beim Songwriting aufeinandertreffen?
Genau, beim Proben bringt jeder seine Ideen mit ein und wir arbeiten die dann aus. Bis alle zufrieden sind, dauert das dann aber ziemlich lange, weil immer einer was zu meckern hat, aber wenn es dann in eine gewissen Richtung geht, fange ich an Gesangsmelodien darauf zu singen, also erstmal nur in so einer Aliensprache und danach schreibe ich erst die Texte.
Wie habt ihr euch nach der Gewinnerbekanntgabe beim SchoolJam gefühlt?
Also der Abend, an dem wir gewonnen haben, war so ein bisschen wie unter Drogen. Das war ganz komisch. Ich glaube wir haben alle erstmal eine Woche gebraucht, bis wir das überhaupt realisieren konnten. Ich meine, wir sind gerade frisch aus dem Probekeller gekommen, haben die Band vor einem halben Jahr erst gegründet und dann schon Aussicht auf Auftritte im Ausland. Das konnten wir überhaupt nicht fassen. Wir saßen direkt nach dem Finale auf dem Zimmer und alle waren am durchdrehen, unsere Handys klingelten durchgängig. Ich weiß noch wie ich mit Simon, unserem Drummer, auf dem Zimmer saß, ganz ruhig, als wäre jemand gestorben (lacht).
Vor kurzem hat dann ja auch noch Stefanie von Silbermond bei dir angerufen, das war dann bestimmt ein ähnliches Gefühl.
Ja, das stimmt. Also durch den Sieg bei Schooljam kannte ich ja schon ein bisschen das Gefühl, das war einfach noch eine Stufe höher.
Wie hat sich dein Leben dadurch verändert?
Es hat sich insofern verändert, dass mehr Leute wahrnehmen, dass ich Musik mache.
Ist es denn schon soweit, dass du auf der Straße erkannt wirst oder beispielsweise hier in der Uni?
Ja, ab und zu, bei McDonalds mal oder in der Sögestraße auch schon. Aber das hält sich noch alles in Grenzen.
Das ging ja alles sehr schnell in den letzten Monaten bei euch, die ganzen Auftritte, hier in Deutschland und im Ausland, an die ihr vor allem über euren Sieg beim SchoolJam gekommen seid. Hast du Angst, dass das nächstes Jahr, wenn der nächste SchoolJam Gewinner kommt, alles zerbricht?
Was heißt Angst, also ich weiß, dass es auf jeden Fall schwieriger wird. Die ganzen großen Sachen standen ja alle fest, die können wir ja erstmal abklappern und genießen, aber nächstes Jahr wird das natürlich so sein, dass wir uns aus eigener Kraft halten müssen. Das wird auf jeden Fall spannend wie weit wir noch kommen.
Ist Musiker denn dein Traumjob? Und hoffst du, dass es in Zukunft auf jeden Fall so weitergeht?
Definitiv, ja. Aber ich mache ungern Prognosen. Solange man sich das leisten kann Musik zu machen und dabei Geld verdient, ist es cool, aber das ist immer ein bisschen gewagt zu sagen, dass es auf jeden Fall klappt. Auch wenn das wahrscheinlich die richtige Einstellung wäre (lacht).
Wahrscheinlich, aber sonst studierst du ja trotzdem noch nebenbei…
Genau, ich mach das noch zweibeinig.
Der Zeitaufwand, wenn man eine Band hat, ist ja schon ziemlich hoch, bleibt da überhaupt noch genug Zeit für Familie und Freunde?
Nicht so viel, nee. Also ich plane meine Zeit schon gut ein, in meinem iPhone steht dann schon „Treffen mit Freunden“. Ich würde nicht sagen, dass Musik über Freunden steht, es fallen dann einfach die Kleinigkeiten weg, also, dass ich weniger Zeit für mich selber habe, was man ja auch braucht.
Wenn dir jetzt eine Woche geschenkt werden würde, ohne Verpflichtungen, was würdest du machen?
Ich würde wahrscheinlich Musik machen (lacht). Aber sonst würde ich ganz viel mit Freunden machen, viel schlafen und Songs schreiben. Das ist total komisch, so ein Widerspruch eigentlich, einerseits habe ich so viel um die Ohren mit Musik, aber wenn ich dann frei hab mach ich nur Musik.
Ihr hockt in letzter Zeit schon viel aufeinander, vor allem auch durch das Reisen. Dadurch kennt ihr euch schon ziemlich gut. Was schätzt du denn am meisten an deinen Bandkollegen?
Am meisten schätze ich, dass wir uns so gut verstehen. So ein richtiges auf die Nerven gehen gibt es eigentlich nicht. Man kennt sich einfach schon so gut, dass wenn wir die ganze Zeit aufeinander hocken, man schon merkt, wenn einer von uns seine Ruhe braucht und man ihn dann auch nicht anspricht. Ich denke auch unter Bandkollegen muss man einfach beste Freunde sein.
Wie würdest du eure Band in einem Satz beschreiben?
Uns würde ich als vier verpeilte Musikfanatiker mit ganz viel Leidenschaft beschreiben.
Was ist für dich das Beste daran in einer Band zu spielen?
Das Beste daran in einer Band zu spielen, ist live zu spielen. Live mit den Jungs auf der Bühne zu stehen, sich umzudrehen, sich gegenseitig angucken und zu sehen, dass sich alle genauso freuen.
Denkst du dir dann auch „Oh man, passiert das gerade wirklich?!“?
Man merkt eigentlich gar nichts. Ein gutes Beispiel ist unser letzter Auftritt, das war in Köln. Da habe ich mein Capo von der Gitarre gesucht und hab es einfach nicht gefunden, bis ich rausgefunden hab, dass es noch an meiner Gitarre klemmt. Und das Ding war, ich hatte es während des Auftritts daran geklemmt und ich konnte mich nicht daran erinnern, wann das war und überhaupt. Es ist wirklich so, man realisiert eigentlich gar nicht so richtig, dass man da ist, sondern du gehst runter und weißt davon gar nichts mehr.
Und das beste, was dir in den letzten Monaten passiert ist?
Definitiv die Silbermond-Zusage.
So als kleinen Abschluss, was ist denn dein Standard-Partywitz?
Ich hab eigentlich jede Woche einen neuen. Ich hab aber einen Anmachspruch. Was ich ganz gerne sag ist „Sind deine Eltern Architekten?“, dann wird natürlich geantwortet „Nein, warum?“, dann sag ich „Na, weil du so verdammt gut gebaut bist“ (lacht). Ist super schlecht, mein ich natürlich auch nicht ernst, aber kommt an, aber natürlich nicht ernstgemeint. Ich geh mehr so nach dem Motto, je schlechter, desto besser.
Vielen Dank für das Gespräch, Patrick!
Das Interview führte Cora Beckmann.