Zur Zeit des Weihnachtsmarktes kommen wieder Menschen aus ganz Deutschland nach Bremen. Dies lockt auch bundesweit agierende Spendenbetrüger auf den Plan.
Am Mittwoch, dem 28.10.2015, sind zwei Personen auf dem Plaza und in der Bibliothek mit einem Klemmbrett auf Leute zugegangen. Der Zettel auf dem Klemmbrett wirbt für den “Landesverband für behinderte und taubstumme Kinder.” Die jungen Männer sind freundlich, lächeln und kommunizieren nur mit Händen und Füßen – augenscheinlich gehörlos. Die Instruktion auf dem Zettel fragt nur nach einer Unterschrift. Eine Bitte, welche die meisten Menschen gerne erfüllen wenn man damit gehörlosen Kindern helfen kann.
Nachdem man also den Zettel ausfüllt und Wohnort, Postleitzahl und Unterschrift hinterlegt, fällt einem erst die letzte Spalte auf: “Spende”. Beträge von 5€-50€ stehen neben den Namen der anderen Personen, über einem selbst.
An diesem Punkt sind die meisten Leute wohl etwas überrascht und vielleicht auch beschämt, die Instruktion falsch verstanden zu haben. Manch einer holt hier bereits sein Portemonnaie heraus und gibt dem Jungen einen Schein. Die anderen haben ja auch etwas gegeben. Und wenn man ihm jetzt nichts geben würde, hätte man ja einen Fehler gemacht und nicht richtig aufgepasst.
Wer doch seine Meinung ändert, wird mit mitleidserregend traurigen Augen und verzweifelten Gestikulationen gestraft.
Doch beim kurzen Recherchieren im Internet kommt heraus, dass es diesen Landesverband gar nicht gibt. Es handelt sich um Spendenbetrüger. Artikel von lokalen Zeitungen aus vielen Städten kreuz und quer durch Deutschland berichten von immer demselben Vorgehen. Laut Aussage eines Betroffenen, haben dieselben Personen bereits letztes Jahr ihr Unwesen auf dem Unicampus getrieben.
Vorgehen für Betroffene
Dieses Jahr wurden die Personen durch einige Studenten aufgehalten und festgesetzt, bis die Polizei kam um sie in Gewahrsam zu nehmen. Das bereits ergaunerte Geld der Personen ist jedoch verschwunden. Es wurde wohl von einer dritten Person, welche sich versteckt hielt, in Empfang genommen. Die beiden minderjährigen Täter werden nichts zu befürchten haben. Dass Minderjährige für die “Drecksarbeit” herhalten müssen, ist ebenfalls eine weit verbreitete Vorgehensweise unter Spendenbetrügern. Denn die Klage wegen Betruges wird aller Wahrscheinlichkeit nach fallen gelassen werden.
Laut Aussage eines Beamten der Bundespolizei ist es für eingetragene Vereine, welche in der Öffentlichkeit Spenden sammeln wollen, notwendig vom Stadtamt eine Genehmigung einzuholen.
Solltet ihr euch also nicht sicher sein, ob es sich in einem konkreten Fall um Spendenbetrug handeln könnte, dann fragt nach einer Genehmigung. Sollte diese nicht vorgezeigt werden können, könnt ihr die Polizei einschalten.
Betroffene, die Geld an die Täter “gespendet” haben, wird empfohlen sich an die Polizei Bremen zu wenden.
Jan-Alban Rathjen