Drei Tage Glitzer, Konfetti und pumpende Bässe. Das war das MS Dockville 2014 mit Acts wie Kakkmaddafakka, Neonschwarz, Milky Chance, die Antwoord und Megaloh. Neben guter Musik haben die drei Tage gefühlten Dauerregens allerdings noch viel mehr zu bieten gehabt. Ein kunterbuntes Programm drum herum hat den Besuchern die Zeit zwischen den Acts versüßt.
Es ist nass. Und bewölkt. Und kalt, als ich das Festivalgelände betrete. Aber egal, überall sehe ich lachende Gesichter, Mädels mit Glitzer am ganzen Körper und Jungs, die statt des morgendlichen Kaffees lieber den süßen Likör gemischt mit Milch zum Frühstück trinken. Ein ganz normaler Vormittag auf einem Festival im Hochsommer, der sich in Hamburg allerdings noch nicht so recht blicken lassen will.
Der Freitag
Alle Farben, Birdy, Mighty Oaks. Das war mein Plan für den Freitag. Tatsächlich geschafft? Nur Birdy und Alle Farben. Am Nachmittag bin ich von Bühne zu Bühne getingelt, Spürnase voraus, und habe es genossen, Musik zu hören, die ich nicht kenne. Das MS Dockville bietet seinem Publikum ein kunterbuntes Durcheinander der Klänge und lässt wirklich keine Wünsche offen. Jeder Geschmack wird bedient, egal ob feinster deutscher Hip Hop, soulige Vibes oder elektronische Tanzmusik. Verloren geht auf der Reise durchs Wochenende niemand, dafür sorgen die gefühlten 900 Acts auf den verschiedenen Bühnen des Geländes. Auch das britische Ausnahmetalent Birdy hat auf der Großschot-Bühne ein Feuerwerk in die Luft geschossen. Die 18-jährige Sängerin überzeugte ihr Publikum, das ihren Auftritt sogar ohne Gedrängel genießen konnte – denn auch die anderen Bühnen waren sehr gut besucht.
Der Samstag
Auch der Samstag war weitaus mehr als feierlich. Da hat man sich gerade gewaschen – schon hat man einen ordentlichen Streifen roten Glitzer im Gesicht. Herrlich, diese Festivalwelt. Darf natürlich nicht fehlen. Was wären schon der Tage Musik ohne Glitzer und Konfetti? Ach, Moment. Ich erinnere mich daran, dass in der Festival-Ordnung etwas von „kein Konfetti“ stand – man müsse das Gelände „besenrein“ übergeben. Na dann viel Spaß, dacht’ ich mir.
Für mich als Liebhaberin des deutschen Hip Hops, die seit vier Monaten auf das Open Air von Max Herre in Hamburg Ende August warte, war es eine Selbstverständlichkeit, mir Megaloh anzuschauen. Und ich muss sagen: Er hat sein Ding supergut gemacht. Wenn alle Hände in die Luft fliegen, mit dem Beat wippen und jeder die Lines mitrappen kann – das macht Spaß. Perfekt: Die Sonne hat uns allen auf den Pelz geschienen, ein erstklassiger Start in den zweiten Musiktag also. Und abgerundet hat den Abend Milky Chance. Nicht nur der Stolen Dance hat die Massen bewegt.
Festivals sind gefährlich!
Gefreut habe ich mich auch auf Kakkmaddafakka. Es ist dunkel, die Hafenkulisse erfreut ihre Besucher – alles top! Aber. Dann geht es los. Der erste Song dröhnt durch die Boxen und ich kann gar nicht so schnell reagieren, wie ich am Boden liege. Ein unglaublicher Schwall an Menschen presst von hinten, alle fallen. Das tat weh. Das tat richtig weh. Und das war absolut nicht schön. Ich fühlte mich direkt wie ein Elefant, als ich mich unter der Last der anderen Feiernden aufzurichten versuchte. Mein Bein? Komplett kaputt, denke ich. Es tut weh, aber die Party geht weiter. Ach nee, doch nicht. Eine Horde betrunkener Männer rechts hinter mir ist der Meinung, einfach alles im Umkreis von 30 Metern anzurempeln. Das war zu viel und ich renne mit meinen Freundinnen rechts raus. Ab auf den Deich. Da gab es dann auch wieder Luft zum Atmen. Und erschreckenderweise die ein oder anderen Gäste, die in den Massen ihre Schuhe verloren haben. Schön war das nicht. Danke Kakkmaddafakka für die beste Bühnenshow des Tages. Aber deine Fans sind echt brutal!
Und was gibt’s noch so?
Auf dem Dockville geht es nicht nur um die Musik. Das selbsternannte Kunst- und Musikfestival bietet auch viel für die Augen. Ob Installationen, z. B. aus freischwebenden Rädern, Perfomance Darbietungen oder der DaWanda-Stand zum Selbstbasteln. Für alle Kunstinteressierten und -schaffenden bleiben keine Wünsche offen. Ein Tipp für den Abend: Einfach einmal über das Gelände tingeln und die beleuchteten Gebäude, Bäume und Gänge schön finden.
Und was ist geblieben?
Wieder zuhause angekommen, habe ich einmal meine Taschen entleert. Bastelfedern, ein Band für rhythmische Sportgymnastik (?!) und ein Feuerzeug, das ich eigens für die Redaktion habe gravieren lassen. Na gut, es war Camel. Dann bleibt nur: Bis nächstes Jahr, Dockville! Tschüss Hamburg!
Julia Makowski