Das Kollektiv genießt im Netz ein Robin-Hood-Image. Wie eine Guerillaarmee kämpfen die Onlineaktivisten von Anonymous für Netzneutralität, decken brisante Geschichten auf und befördern die Abgründe sozialpolitischer Dramen ans Tageslicht. Ihre Waffe: das Hacken! Aber ist das nun Netzvandalismus oder nutzt das Web-Kollektiv eine hochwirksame Form politischer Meinungsäußerung? KROSSE erklärt’s!
We are Anonymous
Längst ist sie zum Symbol von Anonymous geworden: die Guy-Fawkes-Maske. Sowohl in den Videos als auch in der Öffentlichkeit zeigt sich das Kollektiv gewohnt anonym, versteckt hinter dem Gesicht des britischen Widerstandskämpfers Guy Fawkes. Dem Comic und gleichnamigen Film „V wie Vendetta“ entlehnt, steht die Maske für den Gedanken der Revolution. Aufmerksamkeit erregen die Aktivisten inzwischen nicht nur im Netz.
We are Legion
Anonymous – das ist nicht einer. Hinter diesem Namen steckt alles und nichts, denn: Potenziell hat jeder die Möglichkeit, im Namen von Anonymous zu agieren. Das Web-Kollektiv verfolgt eine gemeinsame Ideologie, trotzdem gibt es keine feste Organisation, keine Zentrale. Und weil eben diese hierarchische Struktur nicht erkennbar ist, gilt die Bestätigung der Echtheit von Meldungen als schwierig. Auch die Frage danach, wie viele Aktivisten es denn tatsächlich gibt, bleibt unbeantwortet.
We do not forgive, we do not forget
Ihre Operationen lassen die Netzwelt immer wieder auf’s Neue stillstehen. Wenn die Aktivisten von Anonymous Websites hacken, Server lahmlegen und ihre Message für ein freies Internet ohne Zensur äußern, schaut der User erst einmal dumm aus der Wäsche. Kürzlich hat das Hacker-Kollektiv im Kontext der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien Aufmerksamkeit erweckt. Die Kritik galt den horrenden Ausgaben für die Meisterschaft, die in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Bedürfnissen der Gesellschaft stehen – nämlich Bildung, Armutsbekämpfung und Medizin. Unter dem Hashtag #OpHackingCup twitterte Anonymous über die Operation-WM-2014, außerdem listete der Blog hackersnewsbulletin die Hacking-Angriffe. Emirates und Hyundai sind nur zwei bereits gehackte Opfer – Anonymous hat aber grundsätzlich alle Sponsoren auf der Abschussliste.
Expect us
Und das Ziel? Jede Verletzung der Menschenrechte, jede Zensur und jedes diktatorische Vorgehen ist im Visier von Anonymous. Ihre Waffe ist hochwirksam. Offensichtlich scheint nämlich niemand besser zu wissen, welche Knöpfe gedrückt und welche Hebel umgelegt werden müssen, als Anonymous. Fakt ist: Sie schlagen zu, wenn es die Opfer am härtesten trifft und treffen immer den wunden Punkt. Und dann steht die Netzwelt wieder einmal für einen Moment still.
Julia Makowski