Ein Feuerwerk der Fußballkunst wird es geben, wenn Spanien, die Niederlande, Chile und Australien in der Gruppe B aufeinandertreffen. Wer hier von klaren Verhältnissen ausgeht, der könnte bei Sportwetten eventuell eine Menge Geld verlieren.
Der Favorit
Wenn man ehrlich ist, dann muss man sich eingestehen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Spanien sich den Gruppensieg mit glänzender Souveränität sichern wird, ist doch recht hoch. Der amtierende Welt- und Europameister ist mittlerweile seit Jahren ein angsteinflößender Gegner, vor dem die meisten Mannschaften schon einige Wochen im Vorfeld zittern. Dies ist vielleicht etwas überspitzt formuliert, allerdings kann man auf jeden Fall davon ausgehen, dass die gegnerischen Mannschaften den Fußballtalenten aus Spanien mit ordentlichem Respekt begegnen. Davon abgesehen steht bei Spanien seit einem gefühlten Jahrhundert das Urgestein Iker Casillas zwischen den Pfosten. Trotz eines kleineren, eigentlich unbedeutendem Formtiefs ist er für die spanische Nationalmannschaft in gewisser Weise unersetzlich. Bevor man bei Spanien jedoch vor dem Tor steht, muss man erst noch einen der Türsteher umkurven. Die Rede ist selbstverständlich von Ramos, Piqué und Konsorten. Daher dürften es selbst Routiniers wie Arjen Robben aus den Niederlanden oder Arturo Vidal aus Chile sehr schwer haben, sich vor dem Tor in Szene zu setzen. Die spanische Mannschaft zeigt sich daher äußerst kompakt in der Defensive und ist mit ihrer millionenschweren Offensive immer für einige Treffer gut. Nicht zuletzt sind die Spanier deswegen seit der WM-Vorrundenniederlage im Jahre 2010 gegen die Schweiz ungeschlagen. Das verlorene Confed-Cup Finale gegen Brasilien habe ich natürlich absichtlich vergessen. Aus Gründen.
Der Star
Der absolute Star der gesamten Gruppe ist natürlich Sergio Ramos. Man muss sich mittlerweile eigentlich fragen, welcher Spieler sonst ein wichtiges Spiel entscheiden könnte, wenn nicht ausgerechnet Sergio Ramos. Das Kopfballungeheuer Ramos scheint in den letzten Jahren ein immer wiederkehrendes Phänomen zu sein, das teilweise ganze Spiele auf den Kopf stellen kann. Vor einigen Wochen konnte er durch seinen Kopfball im Champions League Finale in der Nachspielzeit das Unentschieden gegen Atletico Madrid markieren. Was danach folgte, wirkte wie einstudiert. Nachdem Ramos kurz vor der regulären Spielzeit Real Madrid wieder ins Rennen gebracht hatte, durfte nun auch der Rest der Mannschaft loslegen. Zum restlichen Spielverlauf bedarf es daher keinerlei Worte. Die Geschichte des Sergio Ramos ist verwunderlich: Vor einigen Jahren noch verspottet und ausgelacht, mutierte er innerhalb kürzester Zeit zu einem unersetzlichen und einzigartigen Spieler. Ja, der Spott war wirklich groß, als er im Champions League Halbfinale gegen die Bayern einen Elfmeter in Richtung Erdumlaufbahn beförderte. Doch genau dieser verschossene Elfmeter brachte ihn zu Weltruhm – nun hatte jeder von ihm gehört.
„Chile hat nur Heimspiele“
Natürlich besteht die Gruppe B nicht nur aus den Niederlanden und Spanien, doch die Nationalmannschaften von Chile und Australien rücken aufgrund der internationalen Topspieler etwas in den Hintergrund. Als ganz geheimer Geheimfavorit lässt sich allerdings nur Chile festmachen, denn mit Australien kann dieses Jahr leider nun wirklich niemand rechnen. Ein Freund von mir, der chilenische Wurzeln hat, ist fest davon überzeugt, dass die klimatischen Bedingungen eine große Rolle spielen werden. Die Südamerikaner sind das heiße Klima gewöhnt und empfinden dieses nicht mehr als störend oder besonders belastend. Daher wird Chile sich mit großer Sicherheit irgendwie durch die Gruppenphase mogeln. Eventuell sogar vor Spanien?
Jean-Luc Pignon