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King of Katzeklo in Bremen

18. März 2014

Helge Schneider hat sich einen Künstlernamen zugelegt: Als „Pretty Joe & Die Dorfschönheiten“ ist er derzeit auf Tour und beehrte am Samstag Bremen. Den Fans bot der König der Blödelei vor allem musische Erziehung und zwischendurch Altbewährtes. Ob es ein gelungener Auftritt war, erfahrt ihr hier.

Wer kennt sie nicht, diese Evergreens wie „Katzeklo“, „Es gibt Reis“ oder das Lied vom „Meisenmann“. Wem diese Titel nun gar nichts sagen, der hat eine dicke, fette Bildungslücke. Und in jene gehört niemand anderes als das wahnwitzige Genie Helge Schneider. Ich persönlich hatte am vergangenen Samstag das Vergnügen, jene Bildungslücke weiter zu tilgen. Helges Auftritt lockte hunderte Fans in die – natürlich –ausverkaufte Halle 7 auf dem Bremer Messegelände.

„Bremen – die schönste Stadt der Welt … neben ganz vielen anderen natürlich!“ So begrüßte Monsieur Helge das Publikum, nachdem er mit hängenden Schultern und Schlurf-Schritt unter Jubel und Gelächter die Bühne betreten hatte. „Ja, Bremen … ist immer wieder schön hier spielen zu müssen … wisst ihr, wenn man hier auftritt, dann hat man es geschafft. Also hier aufzutreten“ erklärte er weiter. Er sei ja, wie das Publikum wisse, sehr reich. Aber Bremen sehr arm. Ein wenig schlechtes Gewissen überkam ihn wegen der Kartenpreise. Aber man komme ja gerne in der „schönen Halle 7“ zusammen.

Der eigenwillige Künstler begann dann sogleich sein Programm, das man kaum angemessen wiedergeben kann. Jede Menge ulkiger Nonsens, Gedankenschleifen und bipolare Faselei waren darin vereint. Eben die Komponenten, die Helge Schneider zu einer Art Messias inmitten falscher Comedy-Prediger wie Mario Barth oder noch schlimmer, Michael Mittermaier aufsteigen ließen. Da saßen wir nun, selig lauschend und freuten uns auf das Bühnenprogramm.

Und so gab es einiges Neues für uns: Wusstet ihr eigentlich, dass hinter „Katzeklo“ eine viel dramatischere Story steckt, als dass dieses lediglich das Vieh froh macht? Nein, die Katze springt nämlich auch noch aus dem Fenster, die Kinder sind traurig und malen ein Suchplakat und dann überfährt Papa auf einmal die Katze und alle sind traurig aber – oh Wunder – es schellt an der Tür und die richtige Katze ist doch wieder da. So war das nämlich! Oder habt ihr geahnt, dass der Meisenmann mit einer Kuckucksfrau verheiratet war, die er über das Internet kennen gelernt hat? Solche wundersamen Dinge bekamen wir vom Meister des Quatscherzählens zu hören.

Jaaaa … die Sache mit dem Hören, die war so eine Sache. Da es freie Platzwahl gab und wir etwas spät dran waren, ergatterten wir nur Plätze im vorletzen Rang und saßen gefühlte 100 Meter von der Bühne entfernt. Akustik mies, Helge kaum zu erkennen. Wenn man mal ehrlich ist: Im kleineren Rahmen ist Helge Schneider einfach geiler. Diese große, kalte Halle 7 war einfach nicht sein Stil. Vielleicht ging es Helge auch selbst auf den Keks. Auch wenn er versuchte, technische Mängel mit Humor zu nehmen („Schau mal, die Lampen gehen gar nicht aus, die wollen auch zusehen“), merkte man spätestens an einem aufdringlichen Fan während der Show, dass Schneider auch grantig werden kann und dann auch mal ganz direkt die Fähigkeit des Sicherheitspersonals anzweifelte. Auf sein eigenes Team konnte er sich jedoch verlassen: Da war der gehorsame Tee-Bursche Bodo, der den Job vom Arbeitsamt erhalten hatte und Schneider während der Show „Theater-Tee“ servierte – also Wasser – und dessen Dienst Schneider regelmäßig mit „Mhhh Lecker Tee“ lobte. Auch der Weltstar und Bartträger Sergej Gleithmann verzauberte mit der Anmut eines zappelnden Weberknechts das Publikum.

Die erste Hälfte des Programms zeigte eine gute Mischung aus klassischem Helge inklusive Lachgarantie für die Zuhörer. Besonders der mit Edding ‘verschönerte’ Harald Glöööckler und der Playback-Profi Udo Jürgens bekamen ihr Fett weg. Auch die gravierende Ähnlichkeit von Peter Maffay und Serienstar Alf wurde aufgedeckt! Musikalisch war auch alles bestens, denn zu Helge Schneider gehört auch auf dieser Tournee wieder mal eine grandiose Band. Schneider selbst spielte während der Show unter anderem Saxophon, Klavier, Orgel, Xylophon und Rassel. Achja, und auf einer Gitarre. Wobei er dann eine musikalische Klampfen-Reise vollzog … von spanischen Klängen hin zu Background-Musik eines China-Restaurants. Doch so unterhaltsam und qualitativ hochwertig die musische Seite Helge Schneiders ist, umso langatmiger war der Rest. Allerdings muss man fairerweise auch sagen: Die Karten wurden als „Konzerttickets“ verkauft. Dann sollte man auch mit reichlich Musik und wenig Quatsch rechnen. Aber vor allem die zweite Hälfte war dann doch etwas ‘schwer bekömmlich’. Nach einer langen Pause von dreißig Minuten wirkte Helge irgendwie lustlos. Angeblich wegen der Backstage verputzten Frikadellen.

Während des gesamten Auftritts gab es nur wenig Interaktion mit dem Publikum und leider spielte Helge auch nur einen Song vom neuen Album „Sommer, Sonne, Kaktus“, nämlich „To Be A Man“. Und irgendwie war man auch verunsichert – hat er keine Lust etwas zu sagen? Oder ist es absichtliche Provokation? Am Ende gab es noch eine kleine musikalische Zugabe und wir taperten nach Hause. Wir mussten uns die ehrliche Frage stellen: War man mit zu hohen Erwartungen zu dem Event gegangen? Ehrliche Antwort: Ja. Denn auch wenn man streckenweise schöne Momente hatte, ein wenig anders hatten wir es uns schon vorgestellt. Aber Helge Schneider macht halt was er will und das macht ihn auch so einzigartig. Und wer wirklich eingefleischter Fan ist, sollte sich Schneider auch live (am besten aber in kleinerer Location) nicht entgehen lassen und braucht auch nicht enttäuscht zu sein, wenn man danach mal keinen Zwerchfell-Muskelkater hat. Oder, um es mit den eigenen Worten Schneiders abzuschließen:

“Is’ doch albern, ne? Is’ doch albern! Der Helge, das is’ doch ‘n Alberner, ne? Alberner Helge, ja, ja! Is’ ja albern, die Perücke, ne? Is’ albern. Nee, is’ wirklich albern. Is’ aber auch albern! Wat soll man machen, ne? Is’ aber albern, ne? Jaaa, das is’ aber albern, der Helge, das is aber ‘n Alberner! Alberner Helge! Das is’ aber ‘n albernes Arsch, du! Das is’ aber ‘ne alberne Sau, du, Stinke-Sau albernes Arschloch, du! Du Sau, du! Da kommt er wieder, der alberne Schweine-Sau-Sack, du! Du Pillermann, du! Alberner Sau-Pillermann-Arschloch, du blöde Kuh, du Schneider, du Mistfink!”

 

Lisa Marie Siewert

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