Wer kennt das nicht – der Kleiderschrank ist bis zum Bersten gut gefüllt mit einer unendlichen Auswahl an Hosen, Tops, Pullovern, Blazern, Schuhen, Tüchern und so weiter und so fort. Aber mal ganz ehrlich: Tragt ihr wirklich noch alles, was in eurem Schrank hängt? Denn eigentlich gibt es sie doch überall – diese längst vergessenen Kleider-Leichen. Irgendwie zu schade, um sie weg zu schmeißen. Ab in die Altkleidersammlung damit? Das muss nicht sein: „Upcycling“ bietet einen neuen Trend und damit eine echte Alternative zum Wegschmeißen und befreit euch gleichzeitig aus dem Mainstream-Look der großen Modeketten, frei nach dem Prinzip: Pimp my alte Kleidungsstücke!
Upcycling bedeutet, alte Kleidung mit ein wenig Kreativität und etwas Geschick im Umgang mit Schere, Nadel und Faden zu verschönern. Im Berlin, Hauptstadt der Hipster und innovativen Designer, ist diese Modeform natürlich schon länger dabei, sich zu etablieren. Modelabels wie schmidttakahashi oder Upcycling Fashion Store Berlin zaubern aus alter Kleidung Haute Couture. Auch auf der Berliner Fashion Week kann man diese Kreationen dann bewundern. Oftmals werden verschiedene, alte Kleidungsstücke miteinander vernäht und bilden so ganz neue Designs. Viel Handarbeit, Zeit und Kreativität stecken in diesen Einzelteilen – und das schlägt sich dann auch im Preis nieder. Diese Mode ist nicht nur nachhaltig, sondern leider auch (meistens) kostspielig. Ein Upcycling-Pullover von schmidttakaahashi kann um die 300 Euro kosten. Diese Arbeit ist jedoch auch preisgekrönt, das weibliche Designer-Duo erhielt für ihr Schaffen bereits den Green Fashion Award. Die Modebranche will solche Talente anscheinend weiter fördern, dieses Jahr veranstaltet der Upcycling Fashion Store in Berlin einen Wettbewerb für junge Nachwuchsdesigner mit einer Vorliebe für Recycling. Auch werden anlässlich der Fashion Week 2014 in Berlin neu initiierte Kleidungsstücke junger Designer aus Tschechien präsentiert. Upcycling-Mode ist also nicht bloß für Ökobananen gedacht, sondern setzt auch Laufsteg-Trends für Fashion-Junkies. So schön und so gut sich Upcycling-Mode aus Berlin anhört – gibt es das auch für die studentische Geldbörse?
Na klar. Tipps, wie ihr eure gute Stube in ein Upcycling-Atelier verwandelt, gibt es in der digitalen Welt natürlich ohne Ende. Auf fuereinebesserewelt.info gibt es neben konkreten Bastelanleitungen, wie man zum Beispiel aus einem T-Shirt eine Tasche zaubert, auch Buchempfehlungen für Homemade-Mode. Auch auf YouTube finden sich diverse Tutorials, die euch kreativen Denkanstoß und Upcycling-Techniken liefern. Eine gute Gelegenheit, mal wieder zu Oma zu fahren, sich von ihr eine Nähmaschine zu borgen und in die Geheimnisse einer solchen einweihen zu lassen. Ganz im DIY-Style (Do-it-Yourself) könnt ihr so nicht nur etwas für die Umwelt tun, sondern schafft auch ganz nebenbei absolut einzigartige Kleidungsstücke, die eine Geschichte erzählen. Ob sich die alte Lederleggings zerschnitten auf den Ärmeln eines Pullis wiederfindet, oder ob ihr aus einer blumigen Hose einen neuen Jute-Beutel bastelt – beim Upcycling ist wirklich ALLES erlaubt, was euch gefällt!
Aber auch wer nicht ganz so viel Aufwand betreiben will, kann langweilige T-Shirts, Pullover und Jeans neu in Szene setzen. Pailletten oder Nieten zum Aufkleben gibt es in fast jedem Bastelgeschäft, Stoffreste wie Spitze, Cord und Co. könnt ihr im Stoffladen ergattern. Natürlich wollen wir die Männerwelt nicht vergessen: Auch langweilige Sakkos lassen sich mit neuen Stoffmix zu einem Hingucker machen und aus der Hochwasser-Hose lässt sich schnell eine coole Fetzen-Jeans zaubern.
Upcycling – ist die Mode von gestern vielleicht bald die Mode von morgen? Ihr könntet auf jeden Fall bei der nächsten Frage, woher ihr euer schönes Oberteil habt, antworten: „Der Designer steht vor dir!“ Wer noch mehr Inspiration für seine eigene Kollektion benötigt, dem empfehlen wir die Berliner Fashion Week 2014 aufmerksam zu verfolgen. Zahlreiche Fashion-Medien veröffentlichen Blogs und Berichte über die neuen Trends aus der Hauptstadt, wie zum Beispiel die Redakteure der Vogue. Auch auf der offiziellen Seite der Berlin Fashion Week 2014 und bei YouTube findet ihr viele Videos und Impressionen von den Laufstegen. Also: Nichts wie raus aus dem 0/8/15-Look und werdet zu tapferen Schneiderlein.
Lisa Marie Siewert