Ach Gottchen, war das ein laues Lüftchen, dieser „Jahrhundertsturm“! Zumindest in bremischen Gefilden blieb außer einer steifen Brise nicht viel übrig von dem groß angekündigten Unwetter. Klar: es hat geschneit, es war kalt und ab und zu heulte der Wind einem ganz schön um die Ohren. Trotzdem: einen Jahrhundertsturm stellen wir uns anders vor.
Fast ein bisschen schade. Die Berichterstattungen und News-Ticker hielten den besorgten Bürger im Minutentakt über die neuesten Wetterentwicklungen auf dem Laufenden. Das ließ ein Naturevent von katastrophalem Ausmaß fürchten.
Es gibt natürlich Berichte von anderen Orten, wo der Wind ungehemmt über Wald und Wiesen wüten durfte und nicht von den Häusern und Mauern der Großstadt im Zaum gehalten wurde. Dort flogen dann schon ‘mal Äste und Zweige, Ziegel und Sträucher. In diesen Regionen war es sicherlich ratsam, sich mit Kakao und Fließdecke vor den Kamin zu verkriechen. Züge fuhren ja ohnehin nicht. Wem es die Autoscheibe oder den Gartenzaun demolierte, der kann vielleicht ein anderes Liedchen über das Sturmtief Xaver pfeifen.
Wir Bremer jedoch, wir bleiben auf der Strecke. Können wir in der Hansestadt denn nicht auch mal wieder so ‘ne klitzekleine Katastrophe haben? So mit Medien-Tamtam und allem Drumherum? Da stapeln die Helfertrupps sogar schon Sandsäcke, um das Weserstadion vor einer möglichen Flut zu schützen, und dann spielt sich die wahre Katastrophe AUF dem Feld ab. Das Wetter trug daran jedoch herzlich wenig Schuld. Ging es den Medienmachern eventuell nur um eine kleine Sensation zwecks Quotenfang und Generierung von Klickzahlen?
Bevor sich die guten Seelen unter den Lesern empören: Natürlich sind wir heilfroh, dass Xaver für uns so glimpflich endete. Andernorts gab es, wie für ein Unwetter typisch, Stromausfälle, Schäden an Straßen, Häusern und Eigentum, Autounfälle und leider auch elf Todesfälle, allerdings europaweit. Trotzdem eine recht milde Unwetterbilanz für diesen Jahrhundertsturm, verglichen mit dem Sturmtief Christian vor sechs Wochen.
Von solchen Konsequenzen blieb Bremen zum Glück verschont. Abgesehen von eiskalten Fingern, laufenden Nasen und nassen Schuhen hieß es für uns mal wieder: Viel Wind um nichts!
Marian Karim Rossol