Jingle Bells, jingle bells, jingle all the way: Ja, liebe Kinder – Weihnachten steht quasi schon mit einem Bein in der Tür. Und KROSSE fragt sich: Wollen wir das? Besinnliche Kerzenstimmung und fröhliches Keksebacken treffen auf überfüllte Innenstädte und schlechte Popmusik. Zwei Sichtweisen auf eine ganz besondere Zeit im Jahr.
Es ist soweit. Kaum sind die ersten Türchen im Adventskalender geöffnet, da fängt auch schon der Adventskranz an zu nadeln. Und spätestens nach dem zweiten Glühwein merkt man: Die rote Alkoholgewürzbrühe schmeckt jedes Jahr gleich schlecht und ist nur zu ertragen, wenn man sie durch ein kühles Bier ersetzt. Im Weindunst singen wir dann „O du fröhliche“, denn süßer die Glocken nie klingen, doch manchmal ist es gar nicht so einfach, in dieser ach so „besinnlichen“ Zeit fröhlich zu bleiben. Denn diese wird nicht selten von Hektik, Trubel, Kommerz und schlechten Popsongs überschattet.
Beginnen wir zuerst mit einem musikalischen Exkurs. Denn bereits Wham! haben 1984 festgestellt: „Last christmas I gave you my heart. But the very next day, you gave it away”. Christmas-fail Nummer eins: In der Weihnachtszeit sind wir besonders verletzlich. Wer gerade keinen Partner hat oder gar die Beziehung in die Brüche geht, der wird sich jetzt noch mieser fühlen als schon zuvor. Da hilft auch keine Mariah Carey, die einem beruhigend ins Ohr flüstert: „I don’t care about the presents underneath the christmas tree.“ Denn wenn da weder Freund oder Freundin noch Geschenk sitzt, was bleibt dann übrig? Genau: Glühwein, Glühwein, Glühwein.
Und von diesem Stoff gibt es rechlich. In der Weihnachtszeit verwandeln sich deutsche Innenstädte zu wahren Glühweinumschlagplätzen, die sich bis zu außerstädtischen Zweigstellen wie Universitäts-Wohltätigkeits-Verkäufe und Drogeriemarktneueröffnungen durch das urbane Stadtbild ziehen. „Cheerio, wir trinken uns Weihnachten schön und verdrängen, dass wir immer noch kein Geschenk für Opi haben.“ Denn während wir uns bei dem das ganze Jahr nicht wirklich gemeldet haben, kommen wir jetzt noch mehr in Zugzwang, das alles mit einem überproportional großen Präsent wieder gerade zu bügeln. Was bleibt zurück? Im besten Fall noch eine leere Geldbörse, ansonsten: Enttäuschung, Schuldgefühle und roter Zahnbelag.
Deshalb plädiere ich für: weniger Glühwein, weniger Geschenke und vor allem – weniger weihnachtliche Popmusik. Denn während ich diesen Artikel schreibe, flöten mir Wham! und Mariah gleichzeitig in mein ohrwurmanfälliges Kleinhirn. In diesem Sinne – „To save me from tears“ – werde ich jene Umschlagplätze, Innenstädte und Weihnachtsmärkte meiden, mir stattdessen zuhause ein Kerzlein anzünden und mit meiner Gitarre ein Nicht-Weihnachtslied anstimmen. Very special.
Hat euch die Meinung des ersten Krossdenkers der Woche die Weihnachtsstimmung verdorben? Dann lest jetzt das Plädoyer unseres zweiten Autors für die besinnlichsten drei Tage im Jahr:
Das schönste an Weihnachten ist, dass jeder seine eigenen Geschichten erzählen kann. Es ist ein Fest, bei der die Familie zusammenkommt, um ein bis drei Tage gemeinsam zu verbringen. Meinungsverschiedenheiten, Streit und schlechte Stimmung gehören genauso dazu wie der Baum, Schokolade und Geschenke.
Vorfreude ist die schönste Freude, so sagt man. Und es stimmt: Die freien Tage zu planen und sich überlegen, was man alleine oder mit der Familie unternehmen kann, welche Filme man sich ausleihen sollte und welche CD läuft. Was man verschenkt und was man sich vielleicht wünscht, immer mit dem Funken Hoffnung auf Schnee, auch, wenn der Wetterbericht wieder einmal mehr als 10°C vorausgesagt hat. Wann an Wunder glauben, wenn nicht an Weihnachten?
Die vielzitierte „besondere“ Stimmung macht sich schon lange vor dem 24. Dezember breit. Für Einzelhändler offensichtlich schon im September. Naja, jeder so wie er will, zumal Weihnachten den großen Umsatz verspricht. Allein der Weihnachtsmarkt lockt dieses Jahr geschätzte 1,5 Millionen Besucher nach Bremen, wovon natürlich auch die anderen Geschäfte in der Innenstadt profitieren. Ein Umsatz von 8 Milliarden Euro wird erwartet. Weihnachten ist wichtig für die Stadt und für die Bürger; das Geld, das dadurch rein kommt, kann (!) dann verwendet werden, um Schulen und Krankenhäuser zu bauen.
Apropos Krankenhäuser: „Wham!“ ist nicht die einzige Band, die Weihnachtsmusik auf den Markt gebracht hat. Paul McCartney, Michael Bublé oder Frank Sinatra haben es auch versucht und ihre Sache sehr gut gemacht. Weihnachtsmusik zu verteufeln zählt also nicht.
Neben der Musik gibt es auch Filme, die man in erster Linie zu Weihnachten guckt. Schonmal versucht „Kevin allein zu Haus“ im August zu schauen? Funktioniert nicht.
Frohes Fest!
Jana Wagner und Maximilian Kamp