Ich bin ja nun schon ein Weilchen Student/-in und habe so einige Professoren und Dozenten miterleben dürfen. Immer wieder bin ich darüber überrascht, dass selbst bei vermeintlich gebildeten Akademikern eine Berufsverfehlung vorkommt. (An dieser Stelle, wohlbemerkt, bin ich sehr froh, anonym zu sein!)
Die einen sprechen total leise und verunsichert, zucken bei jeder Handmeldung zusammen und haben offensichtlich jegliche Autorität an der Tür des Raumes abgelegt. Andere hingegen versuchen mit Krawall und Remmidemmi, ohne Rücksicht auf Verluste, das Wissen in uns hineinzuprügeln. Nach dem Motto: ‚Ich hoffe, du blutest ordentlich, bevor du stirbst!’ Und wieder andere sind so von sich überzeugt, dass ein jeder sehnsüchtig darauf wartet, dass der Dozent doch bitte, bitte endlich auf seiner/ihrer Schleimspur ausrutschen möge, sich eine leichte Verstauchung zufüge und für Wochen krank geschrieben sei, sodass man sich diese Inkarnation der Selbstverliebtheit und Arroganz in persona nicht mehr antun muss. – Und das sind nur drei der harmloseren Fälle!
Was macht es den lieben und geistreichen Dozenten, von deren Intelligenz ich durchaus überzeugt bin – schließlich würden sie sonst keinen Lehrstuhl innehalten – was also macht es diesen Geschöpfen so schwer, den Inhalt so zu vermitteln, dass es bei uns, den Studierenden, mit Begeisterung aufgenommen wird?
Ist es die altbekannte Furcht, vor großem Publikum zu reden, die von jedem anders kompensiert wird? Ist es das Sich-Aufgeilen an der Tatsache, dass bis zu 500 Personen einem für eineinhalb Stunden ihre Aufmerksamkeit schenken? Oder wollen die alle eventuell gar nicht lehren, sondern einfach nur in ihren kleinen, verqualmten, grauen Büros ihrer trüben wissenschaftlichen Arbeit nachgehen?
Zugegeben, manchmal sind wir Studenten auch nicht gerade leicht. Irgendwer aus der Mitte der Reihen muss immer während der Vorlesung auf die Toilette, anstatt davor oder danach zu gehen. Irgendwer aus den ersten Reihen muss immer sein in Alu-Folie eingewickeltes Butterbrot während der Vorlesung essen und beim Auspacken ordentlich Krach machen. Und die meisten der Anwesenden hören eh nicht zu. Unterhalten sich lieber oder spielen mit ihren neuen Smartphones oder chatten mit ihrem Laptop bei Facebook oder, oder, oder…
Ja, okay, liebe Dozenten. Ihr habt ja Recht, mit unserer Generation ist es nicht leicht. Würdet ihr allerdings richtig vorlesen können, sähe das alles bestimmt ganz anders aus.
Daher hier mein Plädoyer:
Sprecht doch mit ein wenig mehr Elan! Sagt nicht so oft Ähm! Überlegt nicht erst fünf Minuten, was ihr eigentlich sagen wollt, sondern bereitet euch, genauso wie wir, gut auf die Vorlesung vor! Redet doch auch nicht immer so monoton daher. Die Stimme ist ein lustiges und interessantes Instrument. Es gibt Höhen und Tiefen! Zeigt auch mal Bilder und nicht ewig lange Texte. Macht uns Themen anschaulicher! Zeigt uns, dass ihr Spaß an dem habt, was ihr da vorne so daherpalabert. Seid nicht immer so ernst und macht zwischendurch mal Witze! Auch wenn der erste in die Hose gehen sollte, wird der zweite (oder dritte) Witz bestimmt schon besser. Zeigt uns, dass wir uns für das richtige Studienfach entschieden haben.
Es grüßt jemand, der hofft, auch noch im nächsten Semester Student an der Universität Bremen zu sein.
Xx