Morgens lange ausschlafen, mittags ein bisschen Uni, abends Stift und Block raus – und dann wird geschrieben. Aber nicht an irgendwelchen Essays oder Hausarbeiten, sondern an Songtexten. So sieht er aus, der normale Alltag von JokA. Rapper, 27 Jahre alt, aus dem beschaulichen Bremer Stadtteil Findorff, Student der Uni Bremen und auf gutem Weg, Lehrer zu werden. Naja und nebenbei steht er halt mit Rapstars wie Bushido und Chakuza im Studio. Sven Bornschein hat sich für KROSSE mit dem Reimemeister ein Wort-Battle geliefert…
Sven: Du bist in dem eher ruhigen Bremer Stadtteil Findorff aufgewachsen – ein Stadtteil, der jetzt nicht gerade bekannt ist für brennende Mülltonnen, an denen sich Hiphop-Crews versammeln und sich battlen. Wie kommt man da zum Hiphop?
JokA: Es war so die klassische Jugendheimkarriere. Ich war im Jugendzentrum Findorff, da bin ich aufgewachsen. Und da haben die Älteren gerappt – ich hab immer an der Tür gelauscht und hab die irgendwann dann alle in die Tasche gesteckt. (Lacht)
Es ging bei dir ja schon sehr früh los mit dem Texte und Hiphop-Songs Schreiben. Erzähl mal von deinen Anfängen…
Da war ich noch so jung. Ich war 12 oder 13 Jahre alt – da habe ich Workshops besucht, die das Jugendzentrum angeboten hat. Und dann haben Freunde und ich uns selbst das Freestylen beigebracht – irgendwann sind wir an die ersten Auftritte gekommen. Ich kann mich noch an 1999 erinnern – da bin ich das erste Mal auf dem Musikfestival Breminale in Bremen aufgetreten und habe fünf Songs nur gefreestylt – das war geil.
Gerade hast du ja viel um die Ohren. Mal der Reihe nach – du studierst derzeit noch?
Genau. Ich studiere Deutsch und Arbeitslehre auf Lehramt an der Uni Bremen. Meinen Bachelor habe ich in der Tasche und stecke gerade im Master. Ich habe noch ein Semester vor mir.
Studieren? Klingt sehr untypisch für einen Rapper?
Das denkst du! Aber ich kenne sehr viele in dem Business, die studieren. Oder die ihr Studium schon längst in der Tasche haben. Ich finde, im Hiphop-Business musst du gut sein und Qualität bringen – und das gelingt dir nur, wenn du bildungsnah bist.
Kommen wir zur Musik. Zwei Alben hast du schon rausgebracht – das dritte ist gerade in Arbeit. Bring uns da mal auf den neuesten Stand!
Für das dritte Album habe ich die letzten Wochen viel im Studio in Hamburg gesessen und Texte und Konzepte für die Songs geschrieben. Jeder Song wird quasi eine Geschichte erzählen. Im Gegensatz zu den letzten Alben wird die neue Scheibe auch noch etwas musikalischer. Einen Titel gibt es auch schon, werde ich aber noch nicht verraten. Und ich denke mal, nach den Sommerferien werden wir die Platte veröffentlichen.
So und das war noch nicht alles. Du hast zuletzt noch einen gemeinsamen Song mit Rapstar Bushido für dessen neues Album gemacht?
Genau! „Theorie & Praxis“ heißt der Song. Er hat mich einfach gefragt, ob ich auf sein Album möchte – ich hab „Ja“ gesagt und der Song wurde so stark, dass er zur Singleauskopplung wurde und wir noch ein gemeinsames Musikvideo dazu gedreht haben.
Woher kennt ihr euch denn?
Wir kennen uns seit 2006 ungefähr. Weil ich bei seinem Berliner Hiphop-Label unter Vertrag stehe. Und wir haben uns dann aber etwas aus den Augen verloren, weil er zum großen Star wurde und ich mit meinem Studium zu tun hatte. Und dann haben wir uns über einen Berliner Hiphop-Kollegen wieder getroffen und dann kam die ganze Sache mit der gemeinsamen Single ins Rollen.
Und wie war die Zusammenarbeit?
Das war sehr krass. Wir haben uns in einem riesigen Studio getroffen, in Berlin. Das hatte sogar einen eigenen Basketballplatz. Und dann lief zehn Stunden lang ununterbrochen der Beat des Songs, wir haben gemeinsam dazu die Zeilen geschrieben und am Ende war’s ein Hit.
Kann man dich demnächst mal live irgendwo sehen?
Also im Sommer werden auf jeden Fall ein paar Festivalauftritte drin sein und Ende des Jahres will ich dann mit meinem neuen Album auf Tour gehen. Gemeinsam übrigens mit meinem Berliner Hiphop-Kollegen MoTrip.
JokA, vielen Dank für das Interview!
Sven Bornschein