In einer Welt, in der Selfies akribisch bearbeitet werden und die „Perfektion“ in den sozialen Medien allgegenwärtig scheint, möchte ich die Perspektive auf das Thema „Body Positivity” genauer betrachten. Vorab möchte ich betonen, dass jeder Mensch eine einzigartige Sicht auf Schönheit hat. Eine Sicht, die von persönlichen Erfahrungen, Kulturen und individuellen Präferenzen geprägt wird. In diesem Artikel werde ich speziell die weibliche Sichtweise beleuchten und aufzeigen, wie das Internet oft scheinbar unrealistische Standards setzt.
Was ist „Body Positivity” eigentlich?
„Body Positivity” soll darauf abzielen, ein positives Körperbild zu fördern und die Vielfalt und Schönheit aller Körpertypen zu akzeptieren. Es geht darum, sich selbst zu schätzen – unabhängig von äußeren Erscheinungsmerkmalen wie dem Gewicht oder der Größe einer Person. „Body Positivity“ ermutigt Menschen dazu, sich selbst zu lieben und ihr Selbstwertgefühl nicht von gesellschaftlichen Schönheitsstandards abhängig zu machen.
Die dunkle Seite der „Body Positivity” im Netz
Die Anerkennung der Vielfalt von Körperformen und -Größen hat zweifelsohne positive Entwicklungen mit sich gebracht. Menschen wurden ermutigt, sich von starren Schönheitsnormen zu lösen und ihre Körper unabhängig dieser anzunehmen. Doch wie bei vielen Entwicklungen gibt es auch hier eine weniger erfreuliche Seite, die besonders im Internet hervortritt.
Cyber-Mobbing ist zu einer traurigen Wirklichkeit geworden, bei der Menschen aufgrund ihres Aussehens beleidigt werden. Die Anonymität des Internets ermöglicht es den Täter*innen, ihre Hasskommentare ohne Probleme zu verbreiten. Dieser negative Aspekt der „Body Positivity“ ist ein Problem, welches dringend angegangen werden muss.
Ein weiterer negativer Einfluss ergibt sich aus der Macht der Influencer*innen. Diese haben oft Millionen von Follower*innen und können so Trends setzen. Leider nutzen nicht alle ihren Einfluss verantwortungsbewusst. Indem sie stolz scheinbar perfekte Körperideale präsentieren und Schönheitsoperationen befürworten, setzen sie einen Standard, dem viele Menschen einfach nicht entsprechen können. Die Konsequenz dessen ist ein wachsender Druck, diesem Idealbild zu entsprechen, weshalb sich noch mehr Menschen Schönheitsoperationen unterziehen. Insbesondere junge Menschen, die sich noch in ihrer körperlichen Entwicklung befinden, leiden unter diesem Einfluss und entwickeln ein negatives Selbstbild.
Die sogenannte „Fake-Welt“ im Netz verstärkt dieses Problem noch weiter. Filter und Bildbearbeitungs-Apps ermöglichen es den Menschen, ihre Bilder zu perfektionieren und nur ausgewählte ihres Lebens zu präsentieren. Dadurch entsteht eine unrealistische Darstellung, die dazu führt, dass sich viele Menschen mit ihrem eigenen Aussehen unzufrieden sind und denken, sie seien nicht gut genug.
Der Wandel der Schönheitsideale und seine Auswirkungen
Früher galt es als attraktiv, objektiv „dünn“ zu sein, während heute auch Kurven als Schönheitsideal gelten. Doch diese oft als schnell empfundenen Veränderungen der Trends setzen viele Frauen unter Druck, führen zu einem Gefühl der Unzulänglichkeit und mindern das Selbstwertgefühl vieler Frauen.
Dieser Wandel der Schönheitsideale hat starke negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl vieler Menschen. Insbesondere junge Menschen, die sich in einer entscheidenden Phase ihrer körperlichen Entwicklung befinden, fühlen sich unter Druck gesetzt, diesen vermeintlichen Idealen entsprechen zu wollen. Sie vergleichen sich mit anderen Bildern in den sozialen Medien und empfinden sich selbst als nicht gut genug. Dieses schlechte Selbstwertgefühl führt nicht selten bis hin zu Essstörungen und anderen gesundheitlichen Problemen.
Die Macht der Authentizität
Der Fokus scheint nicht mehr auf der inneren Stärke und Gesundheit, sondern auf dem äußeren Erscheinungsbild zu liegen.
Es ist wichtig, kritisch mit den Inhalten umzugehen, denen wir online ausgesetzt sind. Anstatt passiv zu konsumieren, sollten wir hinterfragen, welche Botschaften und Ideale uns vermittelt werden und wie sie uns beeinflussen. Wir können bewusst darauf achten, positive und inspirierende Inhalte zu suchen, die uns ermutigen, uns selbst zu akzeptieren und ein gesundes Körperbild zu entwickeln.
So ist Authentizität ein starkes Werkzeug im Kampf gegen die negativen Einflüsse der Body Positivity im Netz. Wenn wir uns dazu entschließen, unser wahres Selbst zu zeigen, ohne uns hinter Bearbeitungen und Filtern zu verstecken, können wir eine echte Verbindung zu anderen aufbauen. Indem wir unsere Geschichten teilen und unsere Unsicherheit offenlegen, ermutigen wir andere, sich ebenfalls zu öffnen und ihre eigenen Körperbilder anzunehmen.
Selbstliebe und der Ausweg aus dem Strudel der Selbstzweifel
Die beste Art, diesem negativen Einfluss zu entkommen, liegt darin, sich der Realität bewusst zu werden. Wir müssen erkennen, dass die meisten Beiträge in den Medien nicht der Realität entsprechen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die scheinbar perfekte Fassade, die wir sehen, oft nur ein kleiner Ausschnitt des wirklichen Lebens ist. Es ist wichtig, zu lernen, unsere eigene Einzigartigkeit zu schätzen und unser Selbstwertgefühl nicht abhängig von unrealistischen Schönheitsstandards anderer zu machen. Wir sollten uns auf unsere individuellen Stärken konzentrieren, anstatt uns ständig mit anderen zu vergleichen. Statt uns von negativen Kommentaren beeinflussen zu lassen, sollten wir uns mit positiven Meinungen und Menschen umgeben, die uns unterstützen und uns so akzeptieren, wie wir sind.
Ein Appell an die Gesellschaft
Die Verantwortung liegt jedoch nicht nur bei jedem Einzelnen, sondern auch bei der Gesellschaft als Ganzes. Wir müssen uns bewusst machen, wie wir über Schönheit und Körperbilder sprechen und welche Auswirkungen unsere Worte und Taten haben können. Statt andere aufgrund ihres Aussehens zu beurteilen, sollten wir Akzeptanz fördern. Wir können aktiv dazu beitragen, eine Gemeinschaft des Respekts und der Selbstliebe zu schaffen, in der jeder Mensch unabhängig von seinem Aussehen, anerkannt und geschätzt wird.
Wir alle sollten die Unterstützung von Selbstliebe, Empathie und Respekt in den Vordergrund stellen. Es ist an der Zeit, eine Gemeinschaft der Akzeptanz zu schaffen. Schönheit sollte nicht länger an Normen und Standards gemessen werden, sondern wir sollten sie in der Einzigartigkeit der Menschen finden. Jeder Körper ist schön und es liegt an unserer Generation, diese Botschaft zu verbreiten.
Besonders jungen Menschen sollten wir das Wissen geben, ein gesundes Körperbild zu entwickeln und sich selbst zu lieben und zu akzeptieren. Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen zu zeigen, dass sie wertvoll sind, unabhängig von äußeren Merkmalen. Kein Selbstwertgefühl sollte von den Meinungen anderer Menschen abhängen.
Die Liebe zu sich selbst
In einer Welt, die von Social Media geprägt ist, ist es wichtiger denn je, sich gegen negative Einflüsse des Netzes zu schützen. Wir sollten uns nicht von bestimmten Schönheitsidealen oder bearbeiteten Bildern beeinflussen lassen, sondern unser eigenes Körperbild positiv gestalten. Jeder von uns verdient es, sich selbst zu lieben.
von Michelle Schütza