In ein paar Stunden öffnet Bremen wieder seine Straßen zum 29. La Strada Festival, dem internationalen Festival für Straßenkünste in Bremen! Wie organisiert man so ein großes Festival? Was für Aufgaben stehen an, mit was für Herausforderungen muss man umgehen, und wie kommt man als Studierende überhaupt dazu, so eine Veranstaltung mitzuorganisieren? Diese Fragen hat Krosse dem diesjährigen Praktikanten des La Strada Festivals gestellt.
Krosse: Hallo Robert, danke, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Erzähl mir und den Lesern ein bisschen über dich. Was studierst du und wie bist du zu dem Praktikum bei La Strada gekommen?
Robert: Hi Jenny, ich bin 26 Jahre alt und studiere Angewandte Freizeitwissenschaft an der Hochschule Bremen. Mein jetziges Praktikum bei La Strada mache ich im Rahmen des Pflichtpraktikums, welches bei uns im 5. oder 6. Semester ansteht. Neben Nachhaltigkeit war für mich in meinem Studium immer Eventmanagement, speziell die Organisation von Festivals, das größte Interessenfeld. Mein Weg zu La Strada war zufällig. Ich habe während des Breminale Festivals beim Aufbau letztes Jahr gearbeitet und dort Hannah Wörpel kennengelernt. Hannah ist im Organisationsteam der Breminale und La Strada. Das Bewerbungsgespräch lief super und wir wussten direkt, dass es passt. Ich bin sehr froh darüber, dass ich mein Pflichtpraktikum bei La Strada absolvieren darf.
Für alle, die es nicht kennen – was ist La Strada?
La Strada ist das internationale Festival für Straßenkünste in Bremen und findet dieses Jahr zum 29. Mal statt. La Strada ist mittlerweile also fester Bestandteil der Bremer Kulturszene. Es findet jedes Jahr an elf verschiedenen Schauplätzen in der Innenstadt und in den Wallanlagen vor und hinter der Kunsthalle statt. Bei La Strada treten Künstler vieler verschiedener Genres auf, alle sind jedoch den Zirkuskünsten zuzuordnen. Dieses Jahr sind wieder tolle Akrobaten, Clowns, Tänzer und viele weitere spannende Künstler*innen dabei. Auch ausgefallene Performances oder Installationen gehören mit zum Programm, dieses Jahr zum Beispiel das “Actual Reality Arcade” von Matthew Harrison. Der Künstler aus England hat Arcade Game-Klassiker wie Tetris, Pac-Man und Co. in lebensechter Größe nachgebaut und bereist nun mit seinen interaktiven Spielen ganz Europa. Allgemein ist La Strada sehr international, dieses Jahr haben wir über 50 Künstler*Innen aus elf verschiedenen Ländern. Ähnlich wie die Breminale, oder das gerade vergangene SummerSounds Festival in der Neustadt, gehört La Strada zu den “Umsonst & Draußen”- Festivals. Das heißt, La Strada ist rein durch Fördergelder, Sponsoren und das Catering während des Festivals finanziert.
Nimm uns mal mit in einen typischen Arbeitsalltag von dir. Was sind deine täglichen Aufgaben?
Ich habe in meinem Praktikum verschiedene Aufgabenfelder, welche ich fest übernommen habe. Dazu gehört zum Beispiel die Pflege bzw. den Aufbau der Webseite, das Akquirieren von neuen (oder alten) Kooperationspartner*innen und allgemeine organisatorische Tätigkeiten rund um das Festival. Morgens werden erstmal Mails gecheckt und beantwortet. An manchen Tagen ist viel zu tun gewesen und ich habe an verschiedenen Aufgaben wie dem Einpflegen von Texten und Bildern gearbeitet. Am Anfang des Praktikums ging es noch viel um Konzeptionierung verschiedener Aspekte des Festivals wie neue Spielorte. Je näher das Festival gerückt ist, hat sich die Arbeit dann natürlich gewandelt in konkrete Planung und Vorbereitung. In den letzten Wochen vor dem Festival ging es vor allem um die Vorbereitung des Backstage-Bereichs, Erstellung von Tageseinsatzplänen und Koordinierung von Logistik. Ich war immer mitten im Geschehen und werde das auch während des Festivals als Bühnenkoordinator sein und für einen reibungslosen Ablauf der Shows sorgen.
Was macht dir am meisten Spaß und was waren bisher deine größten Herausforderungen?
Am meisten Spaß macht mir natürlich die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen. Das Team ist super und es herrscht ein angenehmes Arbeitsklima. An der Arbeit fand ich bisher die Arbeit mit der Webseite super. Vor allem das Anlegen der Künstlerkacheln hat Spaß gemacht, da ich mich dadurch sehr viel mit sehr interessante Künstler*innen auseinandergesetzt habe. Das Schreiben der Texte oder die Bildauswahl hat da dann einfach irgendwie Spaß gemacht. Ansonsten freue ich mich sehr auf die Arbeit auf dem Festival. Es ist zwar sehr viel zu tun, aber man ist auch die ganze Zeit draußen, steht im direkten Kontakt mit den Künstler*innen und allen weiteren, die beim Festival arbeiten, wie zum Beispiel die Techniker*innen und unsere ehrenamtlichen Helfer*innen. Ein großes Highlight bisher waren für mich auch die Treffen mit den ehrenamtlichen Helfer*innen. Bei den Treffen konnten die neuen “Engel” (so heißen die Ehrenamtlichen bei La Strada) uns und die alten Engel kennenlernen, wir haben ihnen das diesjährige Programm vorgestellt und über die verschiedenen Arbeitsbereiche informiert. Bei den Treffen war es einfach toll anzusehen, wie angetan viele Menschen vom La Strada Festival sind und dadurch extrem motiviert sind, bei La Strada mitzuhelfen. Das motiviert schon sehr.
Wie sieht das diesjährige Programm von La Strada aus?
Das diesjährige Programm ist wie immer vielfältig, mit über 70 Künstler*innen aus 11 verschiedenen Ländern. Von Akrobatik-Gruppen zu Clowns, von Tanzperformances zu Magiern, es gibt viel zu entdecken, vieles, was man wahrscheinlich noch nie zuvor gesehen hat! Los geht es am Donnerstag, den 8. Juni 2023 mit der Eröffnungsshow von der belgischen Kompanie Circumstances, welche mit einem Konstrukt aus sich bewegenden Wänden und Türen eine faszinierende Show abliefern wird. Einige der neuen Künstler*innen beschäftigen sich mit dem Thema “Neuer Zirkus”, eine Kunstform, welche klassische Zirkuskünste mit Theater-Elementen verbindet. So wird zum Beispiel bei La Strada SPOT in der Schaulust eine Show von dem italienischen Künstler Andrea Salustri zu sehen sein. Beim neuen Format La Strada SPOT wird ein Fokus auf Shows zum Thema “neuer Zirkus” gelegt und Performances gezeigt, die draußen nicht möglich sind. Salustri arbeitet zum Beispiel mit Styropor-Elementen und Ventilatoren und lässt diese Objekte auf der Bühne zum Protagonisten werden. Neben La Strada SPOT, das am Samstag und Sonntag stattfindet, gibt es wie jedes Jahr die Gala Veranstaltung in der Bremer Shakespeare Company, wo eine Auswahl von Künstler*innen, die am Tag schon auf dem Festivalgelände aufgetreten sind, ihre Shows in abgespeckter Version präsentieren.
Was ist das Besondere an La Strada? Warum lohnt es sich, da mal vorbeizuschauen?
La Strada ist ein einzigartiges Festival, das jedes Jahr die Wallanlagen und die Innenstadt verzaubert. Ich kenne es bereits seit meiner Kindheit und habe nur schöne Erinnerungen. Ich finde, es ist ein sehr, sehr inspirierendes und unterhaltsames Festival, das man erlebt haben muss.
Vielen Dank für das Interview!
Interview: Jennifer Oroilidis
Foto: David Springfeld