Schon ersten Teil The Last Of Us prügelten sich der Schwarzhändler Joel Miller und die junge Ellie durch das postapokalyptische Zombie-Amerika nach einer – und in die Herzen der Fans. The Last Of Us wurde ein Riesenerfolg, eine Live-Action-Serie ist geplant. Jetzt ist der zweite Teil des Spieles erschienen – kann er an den Erfolg anknüpfen?
Achtung! Spoiler für The Last Of Us (2013).
Schon vor dem Release bekam The Last Of Us Part II überschwängliche Bewertungen. Innerhalb der ersten drei Tage nach Verkaufsstart wurden über vier Millionen Spiele verkauft. Das ist vorher noch keinem PS4-Exklusivtitel gelungen ist. Es kamen aber schnell Diskussionen über die Handlung des Spiels und das Schicksal einiger Charaktere auf. Mitarbeiter des Entwicklerstudios Naughty Dog sahen sich plötzlich mit homophoben und antisemitischen Beleidigungen konfrontiert – das Spiel beschäftigt die Gaming Community. Aber worum geht es eigentlich überhaupt?
Apokalypse durch Pilzbefall
Die Welt in The Last Of Us Part II ist immer noch von einem mutierten Pilz befallen, der seinen Wirt in einen zombieähnlichen Zustand versetzt. Er lässt den infizierten Menschen alles anfallen und fressen, was sich bewegt. Diese Infizierten haben verschiedene Stadien: Je länger ein Mensch mit dem Pilz infiziert ist, desto schlimmer wird es. Der schwächste unter ihnen ist der Runner, der äußerlich noch recht unversehrt wirkt, aber laut und schnell agiert. Das nächste Stadium ist der Clicker, dieser Infizierte ist blind und von Pilzen bewachsen, hat aber ein ausgezeichnetes Gehör. Diesen beiden Arten begegnet man im Spiel am häufigsten. Im zweiten Teil neu dazugekommen sind die sogenannten Shambler. Sie sind Stufe 5 Infizierte, eigentlich nur noch ein großer Haufen pilziger Eingeweide und somit ganz schön ekelig.
Die Geschichte wird weiter erzählt
Um diesem Pilz Einhalt zu gebieten, musste Schwarzhändler Joel die 14-jährige Ellie im ersten Teil zu Forschern bringen – denn sie ist immun gegen die Sporen und damit Lösung des Problems: Ihre Immunität sollte bei der Entwicklung eines Gegenmittels helfen. Allerdings wäre sie während des Eingriffes gestorben, was Joel, der Ellie nach ihrer gemeinsamen Reise ins Herz geschlossen hat, nicht zulassen kann. So befreite er Ellie unter regem Gebrauch seiner Schusswaffen aus dem Griff der Wissenschaft und hat sie somit gerettet – opferte aber im gleichen Atemzug die Rettung der Menschheit. Die einzige Chance auf Heilung ritt mit Joel davon.
Der zweite Teil startet fünf Jahre nach Ellies Befreiung. Zusammen mit Joel und seinem Bruder Tommy hat sie in der neu errichteten Stadt Jackson eine sichere Heimat gefunden und führt ein gutes Leben zwischen Patrouille reiten, Gitarre spielen und im Diner rumhängen. Doch eines Tages kommen Joel und Tommy nicht von einem Patrouillenritt zurück. Also macht Ellie sich auf die Suche nach ihnen.
Die Kontroverse: Abby…
Während Ellie Joel sucht, lernt man den zweiten Charakter kennen, der gespielt wird. Schon im ersten Teil hat man die Geschichte aus zwei Paar Augen gesehen: Joel und Ellie. Die Fortsetzung macht es ähnlich, aber es kommt ein ganz neuer Charakter hinzu – nämlich Abby. Und Abby macht es dem Spieler nicht leicht. Obwohl sie für die Spieler*innen neu ist, hat trotzdem eine Verbindung zu Joel und Ellie, die in den nächsten Stunden Spielzeit schmerzlich deutlich gemacht wird.
Eine schwer verdauliche Story
Die Handlung ist hoch emotional und teilweise kaum zu ertragen. Beide zu spielenden Charaktere sind auf einem Rachefeldzug, trauern intensiv um geliebte Menschen und haben es nicht leicht mit ihren Begleitern. Beim Spielen ist es am Anfang schwierig, sich auf Abby und ihren Handlungsstrang einzulassen. Sie hat Ellies Leben zerstört – Ellie aber auch ihres, das erfährt man jedoch erst sehr viel später. The Last Of Us Part II baut mit den beiden Frauen ein moralisches Dilemma auf, in dem man sich beim Spielen schnell wiederfindet. Am Anfang wird Abby klar als Antagonistin aufgebaut, das wendet sich aber in ihrem zu spielenden Part – die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen plötzlich.
Das Spielweise bleibt unverändert
Die Spielweise hat sich nicht dramatisch verändert. Wie auch schon im ersten Teil kann man Waffen sammeln, diese verbessern und dem individuellen Spielstil anpassen. Man kann sich also wieder entscheiden, ob man eher durch die Gegend schleicht und sich auf Stealth-Angriffe spezialisiert, oder als Revolverheld nach vorne prescht und die Konfrontation sucht. Im Gegensatz zu der Steuerung von Joel im ersten Teil ist Ellie jetzt allerdings mobiler. Sie kann springen, im Nahkampf ausweichen und kriechen, um sich im hohen Gras zu verstecken. Wie auch schon im ersten Teil gibt es den Lauschmodus, in dem man die Umrisse von Gegnern erkennen kann. Neu ist hier, dass man jetzt auch die eigene Geruchsspur sieht. Und das ist auch ganz gut so, denn feindliche Soldaten haben jetzt Hunde, die einen erschnüffeln können.
Schwierig, blutig, tragisch – einfach gut
Unter anderem diese Hunde machen The Last Of Us Part II schwierig zu spielen, aber auch schwierig anzusehen. Denn Tode, Verletzungen und Kämpfe sind sehr explizit und unverschönt. Die Altersfreigabe von 18 Jahren ist berechtigt und sollte auch eingehalten werden. Vor allem Spieler, die leicht von den Toden von Tieren getriggert werden, sollten sich wappnen und ganz tapfer sein. Naughty Dog haben mit The Last Of Us Part II eine würdige Nachfolge des ersten Teils geschaffen. Sie haben sich in emotionaler Tiefe, aber auch in der expliziten Darstellung von Grausamkeit, noch einmal übertroffen. Die Story wurde nicht umsonst hoch gelobt und wer den ersten Teil gern gespielt hat, wird in der Fortsetzung auf seine Kosten kommen.
Von Merle Oßmer