Die Corona-Pandemie erfordert besonders eine Umstellung für Live-TV-Sendungen. Großes Umdenken und schnelle Umstrukturierung sind gefragt, denn irgendwie muss es mit den Sendungen trotzdem weitergehen. Das Team des Bremer Sport TVs konnte für vergangene Sendungen eine Alternativlösung auf die Beine stellen.
Nach dem gewohnten Vorspann erwarten die Zuschauer der Bremer Breitensport-Sendung den üblichen Kameraschwenk ins Studio. Doch dieses Mal steht Moderator Florian Diettrich vor einer grünen Leinwand. “Hallo und herzlich Willkommen beim Bremer Sport TV – andere Zeiten, anderes Studio!”, sagt er und lächelt in die Kamera.
Damit mag Florian richtig liegen, denn die Aufnahme der April-Sendung erfolgte aus einem mobilen Studio in Horn-Lehe. Die Produktion der Sendung ist aufgrund der ungewöhnlichen Corona-Umstände auf ein digitales Format eingeschränkt. Keine Gäste, keine Studio-Zuschauer, kein vollständiges Bremer Sport TV-Team. Nur die beiden Moderatoren Annika Redmer, Florian Diettrich und Sendeleiter Frank Harreß waren an der Vorproduktion beteiligt.
Andere Zeiten, andere Sendung
Insgesamt füllten 12 Interviews von jeweils ungefähr fünf Minuten Länge die April-Sendung. Diese wurden über die Videochat-Plattform Skype von den beiden Moderatoren geführt. Interview Gäste sind Mitglieder und Vorstandsvorsitzende verschiedener Bremer Sportvereine, die Einblicke in ihre digital zugänglichen Sportprogramme gewährleisten. Abwechselnd werden Bilder von den Moderatoren im Studio und den Interviewgästen daheim eingeblendet. Die Gäste haben es sich auf der Couch, am Schreibtisch oder auf dem Boden für das Skype-Interview bequem gemacht. Visuell lässt sich die Abbildung mit einer Live-Aufzeichnung eines FaceTime-Calls vergleichen. Im besten Fall gibt es nur einen Take, also muss beim ersten Durchlauf alles möglichst reibungslos verlaufen.
Ausgestattet war das kleine Studio mit einer Leinwand, einer Lampe, einem Mischpult, vier Bildschirmen, einer Kamera, einem Tisch und Stühlen. Während des Interviews wurden die Gesichter der Interviewgäste auf dem größten der vier Bildschirme angezeigt und per Bildschirmaufnahme aufgezeichnet. Die Kamera war immer auf die Moderatoren gerichtet und nahm das Geschehen im Studio auf. Frank Harreß, der Sendeleiter, saß als einziger technischer Fädenzieher hinter dem Mischpult, um das Interview mit Aufnahmen der Gäste und Moderatoren zu unterlegen. Parallel kümmert er sich während der Aufnahme um den Ton: die Moderatoren konnten über ein Headset mit den Gästen telefonieren und sie hören. Der Ton wurde auf seine Lautstärke jedes Mal vor der Sendung angepasst.
Trainer*innen im Homeoffice
Mit von der Partie waren beispielsweise Stefan und Diana Buben vom Kampfsportverein Villa Vital. Stefan veranstaltet Live-Trainingseinheiten nun von zu Hause. Die Kampfsportler können dann zur live dazuschalten und die Übungen mitmachen. Um zu zeigen, wie so ein Live-Video aussieht, werden Ausschnitte kurz in die Sendung eingeblendet. Das Video zeigt, wie Stefan in seinem weißen Trainingsanzug allein auf einem Baumstamm steht. Mit Auflockerungsübungen beginnt das Training.
Ob es sinnvoll ist, eine gemeinschaftliche Kampfsportart allein zu praktizieren? Langfristig sei es eher nicht sinnvoll, da man einen Partner brauche, sagt Stefan während des Interviews. Als Alternative für sein Kindersportprogramm liest Stefan live Kampfgeschichten vor, um die jüngeren Athleten im Sportmodus zu halten. Der von der aktuellen Corona-Situation stark betroffene Verein bemühe sich solidarisch seinen Pflichten treu zu bleiben – das starke Gemeinschaftsgefühl stehe in solchen schweren Zeiten auch nach wie vor im Vordergrund.
Sport und Corona – kann das funktionieren?
Die Corona-Krise forderte auch die Mai-Sendung. Auch in diesem Monat war noch keine Produktion in dem gewohnten Studio im Waller Westend möglich und somit wurde erneut in Horn-Lehe produziert. Dieses Mal wurden verschiedene Sportverbände Bremens interviewt. Fragen rund um den Spielbetrieb und die Ligen standen im Vordergrund. Welche Sportvereine konnten ihre Saison noch abschließen und wie wird es mit dem Punktspielbetrieb weiter gehen?
Der Bremer Hockey-Verband zum Beispiel hatte Antworten auf diese Fragen: Normalerweise wäre die Saison im Juni abgeschlossen. Corona habe den Hockeyspielern einen Strich durch die Rechnung gemacht, erklärt der 1.Vorsitzende des Bremer Hockey Verbands Frank Selzer. Bis zum 31. Juli werde es auch weiterhin keinen Spielbetrieb geben, so der Westdeutsche Hockey-Verband. Trotz all der schlechten Nachrichten gibt es trotzdem etwas Positives, denn die Bremer Hockey-Vereine dürfen wieder trainieren. Zwar unter den gegebenen Hygiene- und Abstandsregelungen, aber immerhin, berichtet Martin Schultze vom Bremer Hockey Club.
Kontaktlos Hockey spielen, wie kann man sich das wohl vorstellen? Natürlich ist noch kein gewöhnliches Hockeytraining möglich, da Hockey eine Kontaktsportart ist, aber Passübungen und allgemeine Fitness kann man auch mit einem Sicherheitsabstand von zwei Metern trainieren.
Was ist Bremer Sport TV?
Der Bremer Sport TV besteht aus einer Gruppe von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die seit 21 Jahren über alle möglichen Breitensportarten vor Ort drehen und berichten. Einmal im Monat bekommt die Sportsendung eine Stunde Sendezeit vom Radio Weser.TV zur Verfügung gestellt.
Die verschiedenen Sendetermine und Uhrzeiten findet ihr auf der Webseite www.bremer-sport-tv.de.
Bei Interesse könnt ihr einfach mal vorbeischauen und in die eine oder andere Folge reinschnuppern. Denn neben den Netflix-Serien wäre doch eine Bremer Sport TV-Folge in Corona-Zeiten eine (wenn auch nur visuell) sportliche Alternative, oder?
Von Annika Redmer und Bona Hyun